TAG 80:
Kikeriki am Morgen von allen Seiten. Hühner hat hier jeder Nachbar, obwohl der CP abgeschieden liegt und von zwei benachbarten Feldern abgeschirmt ist. Idyllische Lage könnte man es simpel umschreiben. Deshalb sind die beiden Betreiber auch hier hängen geblieben. Raus mit Atlas, die Tiefebene hinter >Zebra< liegt noch im Schatten. Gassi gehen in neuem Terrain. So viele Gerüche, Eselkacke und andere Vierbeiner und immer Obacht mit dem Stachelgestrüpp.
Nach der Runde fühle ich mich noch nicht ausreichend bewegt, wer mit wem Gassi ist wohl die Frage. Ich schnapp mir das Rad und hab ne größere Exkursion geplant. Den steinigen Weg hinunter und Richtung Quelle des Flußes, dann um den Hügel herum und durch die Stadt zurück zum Frühstücken. So war der Plan, hatte mich dann aber im Olivenwäldchen verfranst und länger gebraucht. Tolle Landschaft.
Der Vormittag wurde mit vielen Nachbarn verquatscht, Fortsetzung von gestern Abend könnte man behaupten. Wäsche waschen stand noch auf dem Plan, muss ja auch mal sein. Per Hand ne echte Arbeit und ich glaube fast schon, dass in der prallen Sonne das trocknen schneller ging. Am Mittag wollte mir Thorsten eine abgelegene Ortschaft in der Nähe zeigen, wir nahmen die Fahrräder und ich war erneut begeistert. Das müssen die anderen auch sehen und so kam es dass wir uns auf eine Wanderung aufmachten.
Rötlicher, steinige, Grund mit Oliven und blühenden Mandelbäumchen bestückt. Dazu der makellose blaue Himmel. Traumhaft und idyllisch hab ich schon häufig benutzt, mir fehlen Steigerungsformen.
Wir sind zwar auf knapp 1000m Höhe und nachts hat es einstellige Temperaturen, aber in der Sonne hat man echt zu tun. Das Ergebnis war später nicht nur bei mir sowas wie nen leichter Sonnenstich. Der Nachmittag neigt sich langsam dem Ende, die Lichtwirkung entfaltete weitere künstlerische Ansichten.
Der Weg den wir nehmen ist ein anderer als mit den Rad zuvor. Wir folgen einem kleinen Bachlauf, der ebenfalls nette Perspektiven hat.
Einfacher zum Wandern ist es jedoch die Wasserrinnen zu nutzen, welche zu Bewässerungszwecken angelegt wurden. Im Sommer barfuß sicherlich auch ein Gedicht, heuer aber zu kaltes Nass.
Wir sind übrigens zu siebt unterwegs. Die beiden Duos werden vom Hundetrio begleitet. Atlas hat Rambo und Caramba als neue Weggefährten akzeptiert und so manche Schupperkurse werten die Schwarz-Weißen schon gemeinsam aus.
Wir sind also wieder oben, auf der anderen Seite, netter Ausblick und damit auch die Richtung für den Rückmarsch angegeben. Doch vorher werfen wir einen näheren Blick auf das eigentliche Ziel hier drüben. Tanaghmelt, nicht mal auf einer Karte zu finden. Gilt als mexikanisches Dorf und hat erst vor wenigen Jahren Strom bekommen. Der Fortschritt zog in Form von Satellitenschüsseln und Plastikmüll schnell ein, das ursprüngliche kann man aber auch noch entdecken.

Es gibt keine Straße im Ort, wenn man das so nennen kann gibt es eine Piste bis kurz vor den Ort. Wir wollen aber durch und werden von etlichen Kindern begrüßt, fühlen uns fast schon wie ne Attraktion. Es herrscht bauliches Treiben am Ortseingang, der Hauptweg wird mit Zement und Steinen treppenähnlich ausgebaut. Wir schlendern danach recht allein gelassen durch die Ansammlung der wenigen Häuser. Abwasser gibt es hier definitiv nicht. Und die Müllabfuhr entweder per Esel oder erst ab Dorfrand mit dem Parkplatz für vielleicht drei PKW.
Unglaublich, dass sowas heute noch existiert obwohl der Rest des Landes schon recht fortschrittlich ist. Erst jetzt können wir wirklich begreifen, was vielleicht noch weiter südlich auf uns wartet.
Der Rückweg ist die Hauptwanderroute der Einheimischen Richtung Ouzoud und nimmt den direkten Weg durchs Tal mit dem steilen Aufstieg. Wir schnaufen und uns kommen zur Dämmerung einige jüngere Bewohner entgegen. Schätze die verbringen ihren Tag als Führer oder sonstiges im TouriOrt mit dem Wasserfall nebenan. Diesen erreichen wir nun auch und erblicken diesmal die andere Seite in den letzten Strahlen Tageslicht. Optimale Wanderung, super timing und fertig sind wir auch.
Den CP erreichen wir in totaler Dunkelheit, schöner Sternenhimmel ist hier fast jede Nacht garantiert. Wir verziehen uns zum Ausklang des Abends erneut ins beheizte Zelt und nehmen noch eine Harira mit Brot zu uns. Mal wieder ein gelungener Tag.