Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 59:

WOW, Wahnsinniger Sonnenaufgang. Vereinzelte Wolken schimmern in unendlich vielen Rottönen über den Bergen südöstlich von uns. Ein Bergrücken ist komplett wie von einer geschwungenen Decke aus Wolken eingehüllt. Wir haben nicht ein Geräusch unnatürlichen Ursprungs seit den letzten 15 Stunden vernehmen können. Diese Strähne hat nun ein Ende, ein privater alter Landrover kommt uns entgegen und passiert uns ins Niemandsland aus dem wir gekommen sind. Abfahrbereit und schon erwärmt von den ersten Sonnenstrahlen haben wir eine relativ kurze Passage hinter uns als wir plötzlich vor einer Gabelung stehen und keine Karte uns helfen kann. Ein schräg aufragend steiler furchiger Weg, oder ein sanft abfallender Feldweg... keine Frage, aber wir lassen erstmal die beiden Mountainbiker passieren.

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Nach kurzem Hola zeigten sie durch den Ortsnamen El Burgo animiert doch nach oben und es sollte entgegen der Erwartungen die einfachere Variante sein. Keine 500m weiter führte es uns auf richtigem Asphalt den Berg hinauf mit Blick auf die nächste Zivilisation. Der eben noch leicht erscheinende Weg verlor sich im Nirgendwo und das Schicksal meinte es mal wieder gut mit uns. Erstens zum Richtigen Zeitpunkt einen Schlafplatz gesucht und heute dann zum exakten Moment auf die Wegweiser gestoßen.

Grandiose Ausfahrt, die Busse hatten leichteres Spiel als der Kleine mit seinen unterdimensionierten Räderchen. Der nächste Ort dann wie hier üblich komplett weiß, fast schon wieder unspektakulär. Weiter geht es über eine malerische Straße einen Pass mit 1300m hinauf. Tolle Aussichten, dauert aber auch seine Zeit. Obendrauf wohl ein Überbleibsel aus Francos Zeiten.

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Die Abfahrt dann wieder mit Spaßfaktor, Ronda vorrus, Mittagspause. Wir finden Parkplätze nahe des Zentrums und machen uns auf die Socken. Eine sagenumwobene und historische Stadt mit dementsprechendem aufkommen an Touristen. Ziemlich hübsch anzusehen, aber nix besonderes durch die Gassen zum Plaza del Torres. Nur wenige Meter weiter dann das Staunen, die Stadt ist an eine Klippe gebaut und diese mittig noch durch eine Schlucht geteilt um von einer massiven Brücke vereinigt zu werden.

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Hier stapeln sich schon fast die knipsenden Asiaten und alle möglichen "Künstler" die mit denen Geld verdienen wollen. Wir folgen den Besucherströmen auf die Aussichtsplattformen, entdecken weiter unten einige Wege und wollen die Perspektive ändern. Auf der anderen Seite stapeln sich Restaurantterassen.

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Wir finden entlang einiger Gassen unseren Weg nach unten in ein minder frequentiertes Gebiet und haben den komplettesten Ausblick auf das Wunderwerk. Nachteil für unseren Begleiter, die Wege sind nicht longboardtauglich.

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Somit haben wir diese Sehenswürdigkeit ausreichend in Szene gesetzt und können Nachahmern davon abraten nur der Brücke wegen in diesen total überlaufenen Touriort zu fahren, schaut euch lieber in der Umgebung um. Wir suchen einen anderen Weg zurück zu den Bussen, passieren noch eine hübsche Kirche mit Balkons und riesiger Palme vor der Tür.

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Einige antike Mauerstücke säumten unseren Rückweg. Zeigenswert fand ich noch diese Fassade einer Motorradkneipe.

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Und schon waren wir wieder auf der Straße, nach zwei kalten Nächten wollen wir heute definitiv an der Küste übernachten. Knapp 50km bis kurz vor Gibraltar, sollte zu schaffen sein, egal welches Terrain. Wir bleiben auf einer beschaulichen Nebenstraße, hinauf auf einen weiteren Ausguck.

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Hier zeigen sich als weiße Tupfer alle versteckten Orte in dieser grünen Region. In der nächsten Ortschaft Gaucin dann eine etwas seltsame Verkehrsführung. Ich habe eine Straße im Plan, die nur durch Gassen erreichbar ist, einige davon nach optischer Einschätzung nicht mit dem Bus machbar, als Ausweg blieb nur ab durch die Mitte. 500m entgegen die übliche Richtung hatten wir Glück und nur wenig Gegenverkehr. Muss hier auch Normalität sein, da am nächsten Einfahrtsverbotsschild ein kleines zusätzliches prangte <excepto camino> was so ungefähr bedeutet alles was größer ist und sonst nicht weiterkommt.

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Hübsches Örtchen, aber lieber aus Richtung Süd nach Ronda zu empfehlen. Wir haben einen etwas anderen Ausblick, den ersten und bedeutendsten auf dieser Tour. Das Tal hinunter sieht man einen steil aufragenden Felsen am Horizont, dahinter weitere Berge. Den Felsen kenne ich noch gut aus der Marinezeit, mehrfach passiert, Gibraltar. Dahinter ist eigentlich nur noch Wasser, kann also nur Afrika bedeuten. Endspurt, was auf der holprigen Straße die wir wählten doch eher zaghaft sein wird. Ausserdem gab es so lange steile Passagen, dass meine Nase unseren Bremsen eine Pause gönnen musste.

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Die Faustregel mit dem selben Gang den Berg rauf wie runter dachte ich eigentlich für etwas untermotorisiert biegen zu können, im Dritten müssen aber die Trommeln dank Anhänger zu dolle ran, also erneut Geschwindigkeit drosseln und mit 25km/h laufen lassen. Irgendwann war auch das geschafft. Die Straße war echt eine Katastrophe, aber der Ausflug ins Landesinnere war die reinste Freude. Wie erwartet schlängelte sich unten der Küste folgend die Hauptstraße ohne Attraktion.

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Wir kamen also gar nicht in Versuchung irgendwo anders zu versacken, sondern fuhren durch bis La Linea de la Conception. Quasi der letzte Strand war unser, erstmal für die Nacht und dann sehen wir weiter.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Ich freue mich immer wieder über neue Berichte hier! Weiter so! Und mehr Kletterei bitte :-)
El Chorro wurde soeben auf meiner To-Climb-Liste vermerkt, Tarifa ist schon abgehakt, San Bartolo ist empfehlenswert:
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Mit Blick auf Afrika und 10km Sandstrand neben der riesigen Düne bei Punto Paloma 30m über dem Boden hängen... ach ich brauch Urlaub, die ganze Boulderei in der Halle ist eben nur halb so toll!

Falls ihr da zum Klettern hinwollt, nicht von der Meeresseite aufsteigen, Unterholz, Dornen, alles zugewuchert. Auf der anderen Seite (von La Pena kommend links hoch) geht's deutlich besser!
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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Du musst in die Zukunft gucken Können, kommen gerade von San Bartolo, haben dort zwei wunderbare Tage verbracht... (Parkplatz bei Betis)
Der Ausblick echt der Hammer, dann waren wir an der selben Wand, mein 60m Seil hat gerade so gereicht.
PS, ich schick dir mal ne mail, brauche Tipps zu Recherche in Marokko.


TAG 60:

Die Nacht war ruhiger als erwartet, einige Grüppchen standen am Abend noch neben dem Parkplatz am Strand. Wochenend-Spaß mit Motocross und Quad im Sand, aber ich glaube es ist schon wieder Montag. Unsere Aussicht hübsch mit den Affenfelsen und Afrika im Hintergrund, aber nicht nah genug am Wasser.

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Eine Streife fuhr gegen Sonnenaufgang bedächtlich langsam an den Bussen vorbei, ließ uns aber in Ruhe. Der Strand ist hübsch, ein zerfallener Turm als Portal und Millionen Muschelschalen am Wasser. Gibraltar ist nur 8km entfernt, Christie landet dort am Nachmittag, genug Zeit vorher nen Plan zu machen. Der sieht vor: wir bleiben hier. Ich begleite im EL Compacto als Beifahrer den Ausflug ins Zentrum von La Linea. Die Eingangsstraße von Norden ein Paradies für Werkstätten und Hinterhofverkäufe, dazwischen aber auch nen Aldi und Möbelgeschäfte. Mein Ziel ist immernoch Gas in meine Flaschen bekommen. Ergebnis negativ. Ich habe, echt wahr, gestern zwar einen spanischen Adapter im Müll gefunden, will aber keine spanische Flasche. Niemand kann mir helfen und schon stehen wir hinterm McD vor der Grenze zu einer der letzten Kolonien auf der Welt.

Der Übegang nur mit gültigen Papieren möglich, reges Treiben an den Kontrollen beider Länder. Und wir befahren die kleine Halbinsel mit dem dominierenden 450m hohen Felsen der älter ist als alles Gestein ringsherum. GBZ gehört zu Britanien und hat 35.000 Einwohner, die am dichtesten besiedelte Ecke Europas, gut dass wir nur in der Hutschachtel unterwegs sind. Deren Verwandte gibt es hier in Massen als Lieferwagen jedoch erregt der Camper mit uns beiden Gesellen immer wieder Aufsehen. Die Route führt uns einmal westlich nach Süden entlang Hafen und Industrievierteln, würde ich definitiv noch mit dem DüDo passieren können.

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50km Tunnel sind in den Berg gemeißelt, der vielleicht 500m breit und 2km lang ist. Hinter einer Sehenswürdigkeit die als 100Ton Gun wie sooft Kriegsspielzeug und Heldendenkmäler zeigt geht es mehr als steil eine versteckte Einfahrt hinab auf eine ebene Fläche wo einige Einheimische <chillaxen>. Wahnsinniger Blick nach Afrika.

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Alle guten Dinge sind drei, also geht die Fotosession mit einem kleinen Wasserfall auf der Südseite des Felsens weiter.

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Hier steht eine recht große Moschee, obwohl nur 4% Muslime sind und ein gigantischer freier Parkplatz steckt sich vor uns aus. Hier unten ist auch nix weiter, man könnte also versuchen zu Übernachten. Die Ecke muss mit den DüDos zu erreichen sein, denn einige Linienbusse treiben sich hier rum. Die Rückfahrt löst das Rätsel, ein weiterer zweispuriger Tunnel im östlichen Hang. Vorbei an dem einzigen Badestrand der Peninsula ohne Parkplatz und Haltemöglichkeit.

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Noch eine Stunde bis zur Ankunft, das wird ein Erlebnis, das müssen wir sehen. vorher gondeln wir aber noch durch die Gassen der Stadt, die sowas wie die Hauptstraßen sind. Es wirkt sehr britisch, Telefonzellen und englischsprachige Beschilderung, andere Nummernschilder doch kein Linksverkehr. Sauber ist es und Mülltonnen in jeder Ecke, auch orange für Küchenöl, diese unkompliziert abzuernten, sodass wir GBZ mit 25l Frittenöl verlassen werden und hoffentlich nicht verzollt werden.

Nun zur Besonderheit in Gibraltar, der Flughafen. die Start-Landebahn ist länger als die Insel breit und erstreckt sich von Wasser bis Wasser. Dummerweise direkt als Grenze gedacht und auch zu militärischen Zwecken genutzt ist ja heutzutage auch Grenzverkehr möglich. Als einziger Flughafen auf der Welt kreuzt hier also eine Vierspurige Hauptstraße den Runway. Die Schranken schließen sich, Nagelketten werden ausgelegt, natürlich auch Fußgänger und Radler zurückgehalten.

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--xt-- kommt mit der britisch airways aus London, eine der wenigen Flüge am Tag. Kleinere Maschine, logisch, aber doch ein Spektakel. Ein Ankunftsgate konnte sie mir nicht nennen, gibt ja auch nur eines. Nach der Landung wird hinten gewendet, erneut über die Straße gerollt und dann werden die Schranken auch wieder geöffnet, der Verkehr kam bis zur Grenze zum erliegen auf der anderen Seite die Stadt sicherlich auch komplett. Die ersten ungeduldigen heizen über die Landebahn und werden prompt von den beiden Bobbies rausgewunken, Laserkontrolle.

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Geschäftsleute und Urlauber von der Insel, Gibraltar gilt als Steueroase und beherbergt viele Server von Onlinegambling-Firmen. Gilt als großer Wirtschaftsfaktor, ebenso wie Schiffsreparaturen und Betankung sowie Tourismus. Für uns war das erstmal genug, zurück zum Bus, dritter Passagier und literweise Öl im Camper geht es trotzdem, oder gerade wegen der Flugunterbrechung schnell nach Spanien. In wenigen Minuten am Parkplatz, bald geht die Sonne unter. Wir warten die nächste und hoffentlich letzte Polizeistreife ab und verziehen uns dann noch einige Meter weiter direkt auf den Strand, der hier wild von Offroadern und Geländefahrzeugen frequentiert wird. Eine kleine Wende und als Wagenburg abgeschottet wollen wir ohne Gas auf dem Feuer kochen. Die Aussenbeleuchtung bringt der frisch installierte Schriftzug.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 61:

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Ein ruhiger Morgen ohne Störungen, es sollte ein herrlicher Tag werden. Wir schnappen uns die Fahrräder für einen Ausflug ins "Nachbarland". Unser Stellplatz direkt am Wasser ist sicher, ein Teil der Zugvögel bleibt in der Basis. Die 8km durch La Linea machen wir im ZickZack trotzdem zügig. Die Grenze passieren wir ohne weitere Vorkommnisse und ein Wheelie auf dem Flugfeld ist quasi ein Muss.

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Wir nehmen uns die Fußgänger Passage vor, haufenweise Shops mit hochwertiger Ware, nicht unser Ding. Dahinter geht es die schmalen Gassen hinauf in das wahre Gibraltar. Einbahnstraßen und Steigungen dass es mir das Vorderrad anhebt. Überall wird gebaut und der Verkehr ist fast schon gefährlich hier. Wir sind in bester Laune, das Wetter passt und die nächsten Bilder mal etwas von guter Laune motiviert. Typisch britisch.

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Hoch oben dann ein toller Blick über die Bucht und ganz Gibraltar. Eine Festung war die Insel definitiv gewesen, sieht an allen Ortens.

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Wir stehen am Eingang zum "Upper Rock National Park" und müssen 50Pence oder 1€ zum betreten berappen, keine Sehenswürdigkeiten inklusive, da wären wir schnell bei 25,-Teuro. Wer ne ausgezeichnete Kondition oder nen Fahrrad mit Elektrohilfe hat kann sich da oben toll bewegen, für uns war es ne Qual. Es ging so weit hoch wie möglich, auch mit ner Seilbahn zu erreichen. Einige Schilder warnen davor die berühmten Makaken zu füttern, wir sind auf dem Affenfelsen angelangt.

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Die Mütze weggepackt, die Hare unter Kapuze versteckt, die Räder weiter abseits gestellt, man hört ja viel von den haarigen 2/4 Beinern.

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Ein Wundervoller Ausblick über den gigantischen Hafen von Algeciras, da steht uns noch nen Abenteuer bevor. Schiffsverkehr wie sonst nur zur Rushhour im Ärmelkanal oder in Suez bei Ägypten, die meistbefahrenen Regionen der Welt. Zaungäste beäugen uns aufmerksam.

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Uns entgeht währenddessen, dass sich einige Fellknäule zu den Fahrrädern beschlichen haben und unser Proviant in Form von Brot auf dem Gepäckträger verzurrt entdecken. Ohne Skrupel wird dran gerupft und gerissen, ich renne hin und kann noch den Großteil retten. Gelächter bei den anderen, ich bin nun aber Hauptakteur für die Makaken, mit ner Tüte essbarem im Pullover versteckt lassen die mich nicht aus den Augen, verfolgen mich sogar.

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Das geht soweit, dass mir sogar ein jugendliches Kerlchen auf die Schulter springt und in die Tasche greift, sehr zum Gelächter der Umstehenden. Wir müssen regelrecht um unseren Snack rangeln und ich packe ihn unter der Schulter und stelle das Kerlchen auf den Boden zurück, ein verduzter Blick und ich bin froh, dass es nicht nen ausgewachsenes Männchen probiert hat. Ich hab genug von dem Felsen, Aussicht toll, aber windig, ausserdem wollen wir zum Nachmittag zurück sein, Wachwechsel am Bus.
Zum Abschied nochmal nen Blick auf den Hauptteil der Stadt, im Nordwesten gelegen. Der Flughafen kommt hier besonders gut zur Geltung. Davor ist sogar Platz für nen Stadion, dahinter die spanische Stadt La Linea de La Conception. Wir radeln jetzt bis hinter den östlichen Zipfel der Stadt zurück und bleiben den Rest des Abends wie zuvor bei Feuer am Strand.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 62:

Ein toller Abend bei geselligem Feuer wurde mit so einigen lustigen Anekdoten in die Logbücher aufgenommen. Man glaubt gar nicht was für einen Knall eine leere Sprühsahneflasche in den Flammen erzeugen kann. Keine Verletzten, keine Patroulie. Nachts fing es ordentlich an zu Regnen, eigentlich ohne Unterbrechung bis zum Morgen. Unsere Begleiter im 608 brachten sich gegen Sonnenaufgang vorm Schlamm in Sicherheit. Aufbruch war eh angesagt, nur verzögerte sich das mit dem Zusammenpacken bis zur nächsten Wolkenlücke. Es war trotzdem warm und mit guter Stimmung vom Vorabend bewaffneten wir uns mit Regenschirmen um nochmal den Strand nach besonderen Muschelexemplaren abzusuchen. Wow, das Armaturenbrett hat ne neue Deko verdient.

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Wir umfahren La Linea und den angrenzenden Ölhafen, hierfür gibt es nur einen einzigen Weg, die Autobahn und die ist voll. Hat den Vorteil, dass man ohne Zeitverlust die Ticketschalter am Straßenrand abchecken kann. Unsere gelben Begleiter sind anscheinend schon eine Stadt weiter, werden ohne Pass definitiv nicht mit nach Marokko kommen.

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Der Stau war gewaltig, zog sich für wenige Kilometer Stunden hin, wie ich später hörte nicht normal und einem LKW Unfall geschuldet, ich hoffe nicht es lag an den Gusseisenteilen die ich zuvor auf der Fahrbahn entdeckte, eine zerstörte Trommelbremse gigantischer Größe. Wir pausierten durch Zufall in einem angeschlossenen Kommerzzentrums mit alle möglichen Shops und Burgerbratern. Der Regen hat nachgelassen, aber für heute gibt es keinen weiteren Plan. Etwas Rechnrche muss sein und bissel was einkaufen.

Die Weiterfahrt wird durch erneut aufkommenden Regen am späten Nachmittag vereitelt. Wir wollen entweder zum Strand hinter Tarifa oder zum Klettern noch einen Kilometer weiter, beides wäre bei schönem Wetter angebrachter, also abwarten. Für heute Abend haben wir beschlossen uns vollzustopfen, ein Asia-Buffet gibt es natürlich auch hier und das für 12Euro ebenfalls erstaunlich gut. Ein Argentinischer Grillmeister am Holzkohleofen, großes Buffet in warm und kalt und ebenfalls in roh, wozu man den Wunsch an den Terriaki oder Wok bringt, also zur Grillplatte oder Pfanne. Schokobrunnen, Eis und massig Fisch fand heute also seine Bestimmung.

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Es wurde spät und wir blieben unweit in Gesellschaft von ca 30Wohnmobilen stehen, der kleine Compacto mittendrin, was für ein Anblick.



TAG 63:

Das Bild vom Vorabend war leider nicht mehr möglich, viele Wohnmobile waren schon unterwegs, wahrscheinlich auf den Weg zur Fähre. Wir machten uns, immernoch satt, ebenfalls auf den Weg zum Hafen. Will mir vorab mal nen Blick verschaffen. Und das war auch gut so, ein Moloch von Schleppern belagert die umliegenden Straßen, die Ausschilderung aber recht verständlich hoffe ich trotzdem von Tarifa aus fahren zu können. Bei den Angeboten um 200 Euro ist immer das Rückticket ein Jahr gültig. Die "Werber" rennen dir sogar hinterher, wenn sie mitbekommen dass du noch kein Ticket hast. Schnell weg hier, Stadtbesichtigung fällt aus, Hälfte ist sowieso der Hafen.

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Algeciras bietet uns sonst keine Sehenswürdigkeiten, wir wollen über den Hügel nach Tarifa, die südlichste Stadt des Kontinents. Ein Mekka für Surfer und der erste Kontakt mit dem Atlantik. Der Hügel dazwischen ist ein 20km langer Weg mit 320m Pass. Der Blick von da oben erstmals im vollen Panorama auf Afrika.

Die letzten Kilometer dann statt der vorherigen 25km/h bergauf also locker rollen. Ortsdurchfahrt Tarifa zum beschnuppern, gefällt uns, fühlen uns wohl. Liegt auch am besseren Wetter als erwartet, die Wolke blieb im Berg hängen, der Atlantik hat die Küste hier freigeblasen. Wir wollen ebenfalls erstmal den Hafen checken und Preise vergleichen. Ab Tarifa kommt man direkt nach Tanker Ville anstatt des gigantischen Mittelmeerhafens, muss aber dafür 30%-50% mehr blechen. Der Hafen ne übersichtliche aber im Umbau befindliche Anlage mit Fischerecke und wenigen Jachten. Die Umgebung zeugt von althergebrachter Tradition.

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Ansonsten gibt es auffällig viele KiteSurfShops und hippe Bars, eine Gegend die sehr angesagt ist in der Szene. Ausserdem habe ich so einige potentielle Quellen zur Nahrungsmittelversorgung entdeckt, wir bleiben heute Nacht in der Nähe und werden mal sehen.

Ein Strandparkplatz am westlichen Ende der Stadt ist für heute Nacht auserkoren. Das Ende der Fußgänger Promenade, und beim Gegend erkunden trafen wir auch auf unsere verschollenen Zugvögel. Die haben jedoch schon alles gesehen und ziehen weiter Richtung Strand an der Düne. Wir bekommen immer mehr Nachbarn mit StiNo Campern, alle hübsch in eine Richtung gestellt. Uns dafür macht die Guardia was auch immer an, weil wir auf einer Decke vorm Bus unser Abendessen vorbereiten, no camping... klar Sheriff.

Der Abend brachte grob angekündigte Überraschungsgäste aus dem Busfreaksforum stehen kurz vor ihrer Fährfahrt nach Tanger und wollten nochmal zum Plausch rumkommen. Könnte ne hübsche Truppe werden, wenn wir in wenigen Tagen hinterherkommen. Unser Plan sieht aber noch ein Highlight vor und die Verabschiedung vom liebgewonnenen Kanadier, der Anfang Februar wieder an der Cote d Azur sein muss, der Arme.

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So bleibt es also erstmal bei einem DüDo Convoi Bild am Morgen bevor die Jungs nach Algeciras aufbrechen. Viel Spaß schonmal da drüben. Ich mach mich erstmal mit Hund und Rad auf Stranderkundung, der ist hier weitläufig, flach und fest, gut zu befahren.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Tag 64:

Der gestrige Abend brachte noch einen Haufen Lebensmittel, hat ausserdem Spaß gemacht mit den Jungs auf dem Rad durch die Gegend zu stromern. Ausbeute mit Käse, Gazpacho und Oliven vorzeigbar.

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Am Morgen dann ein interessanter Nachbar, ein Pferd steht vollkommen frei auf der Begrünung des Parkplatzes und kümmert sich um den wilden Wuchs. Die Patrolie der Polizei fragte schon ob ich der Besitzer sei, klar neben den Motorrädern festgemacht ein toller Ausflug. Zutrauliches Kerlchen, hatte schon überlegt mal aufzusitzen, was nen bissel Obst und hartes Brot so ausmachen kann.

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Mit dem Fahrrad gingen wir erneut auf Stadterkundung, nette Gassen in der Altstadt hinterm Hafen. Spanisch traditionell und entgegen der Promenade noch nicht von Touris versaut. Direkt am Wasser dann ein unspektakulärer Anblick aber immerhin mit selbstgemalter Tafel bestätigt. Wir sind nun wirklich ganz im Süden. Über diesen Damm könnte man eine kleine Insel mit Leuchtturm erreichen, das Ende von Europa. Das Tor zum Eiland ist aber zu und so erübrigt sich der Versuch wer von uns weiter im Süden ist.

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Duschen stand noch auf dem Plan, wir haben ne funktionierende Stranddusche entdeckt, bissel kalt das Wasser, aber durch ne Runde Jogging aufgewärmt ertragbar und das Ergebnis zählt.

Nachmittag wollten wir abfahren... doch da stand schon der nächste busfreak auf der Matte. Thorsten mit seiner unübersehbaren Polizei-Wanne stattete uns ebenfalls einen Besuch ab bevor er auf die Fähre geht. Welch glücklicher Zufall, dass wir nochmal soviel Input und Tipps für unsere Reiseplanung erhielten. Die Geselligkeit siegte und wir entschieden der Logistik wegen noch ne Nacht zu bleiben. Wenn schon dann richtig und wir organiserten Zutaten für eine prächtige FischPaella. Dank marokkanischem Gas auf Mobilkocher ging es in langsam routinierter Köchelei einem Festmahl mit Muscheln, Fisch, Gambas und Calamari entgegen.

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Die Ordnungsgewalt hatte durch Zufall ihre Runde auf dem Parkplatz gemacht, als die Pfanne in den letzten Zügen der Reifung lag. Draussen kochen fällt ja wieder aus der Reihe, also mecker kassieren und nett sein. Dank an alle Beteiligten für den tollen Abend, ich hoffe Thorsten hat seine Fähre am frühen Morgen noch bekommen.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 65:

Jetzt aber wirklich, wir brechen gleich nach dem Frühstück auf. Die 10km Flachland sind schnell zurückgelegt. Die Bucht von Drachensurfern okkupiert breitet sich bis zum Cala Paloma aus. Die Strände schauen wir uns später an, wir wollen erstmal das Naturschauspiel am nördlichen Ende bewundern. Der Wind, den die Surfer hier so mögen häuft beständig Sand am folgenden Berg auf, eine Düne ist das Ergebnis. Kleiner als die nahe Bordeaux, aber mit einer Besonderheit, eine Straße führt fein säuberlich der Länge nach hindurch und ermöglicht Wüstenfeeling.

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Zu weit vom Asphalt sollte man nicht abkommen, das bremst unwahrscheinlich und gibt ein Gefühl wie es ist im Sand stecken zu bleiben. Eine Parkmöglichkeit finden wir jedoch und wagen die Expedition zu Fuß. Das Wetter bei uns sehr windig aber auflockernd, die Wolken hängen erneut am Berg zwischen Tarifa und Algeciras fest. Der kleine sucht Windschatten und mir haut es die Fahrertür aus den Händen bis zum Fangband, Blechanschlag verbogen, schließt nun scheiße. Tolles Bild trotzdem.

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Das Panorama untermalt diesen Eindruck. Am Ende des Weges vermuten wir die gesuchte Kletterwand, sind nicht verkehrt, finden aber keinen Parkplatz. Dafür müssen wir etwas weiter nördlich in die Zone de Arriba bei Betis.

Betis erreichen wir dann in wenigen Minuten, ein kleines Dorf zwischen den Bergen. Am Ortseingang fährt man über eine Grube mit Stahlarmierung bedeckt, damit die Vierbeiner nicht ausbüchsen können. Wenn jemand das Fachwort dafür weiß, her damit. Einige Autos stehen auf dem Parkplatz der noch genügend Platz für unsere Mobile hergibt. Angekommen, ein Traum, schöne Aussicht auf Strand, Düne und Afrika. Natürlich aus dem Schlafzimmerfenster hinten.

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Das hieß natürlich auch, dass die Front zum Dorf und zur Wand zeigt, mit den verschmusten Gesellen ringsum auch ne interessante Perspektive. Neben einer Kuhhorde und etlichen Ziegen ließ das Dorf auch seine Pferde und Esel frei laufen. Es lagen zwar auch überall Haufen rum, aber so ist die Natur und so haben wir es am Liebsten.

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Meine Tür wurde dank Hilfe aus dem Forum schnell wieder in Form gebracht und aufgeregt ging es also in die Wände zum Technik-Training bei Christie. Ich hatte ja während ihrer Abwesenheit mit dem Kanadier schon zweimal geklettert, bei ihr ist es eh nur ne Auffrischung der doppelten Acht und der zu beachtenden Sachen. So arbeiteten wir uns also einige Routen hinauf, bis wir unbemerkt zum selben Bild wie vom Hybridfreak gelangten.

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Echt ein gigantischer Ausblick und eigentlich ne mittelschwere Wand 4-5 die dafür aber in 20-25m Höhe ihr Ende findet. Adrenalin und Freudentränen, zum in die Hände klatschen. Hier mal in voller Pracht

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um die ganzen Details der Kletterei nicht all zu sehr auszubauen nur noch ein letztes Foto. herunter kostet erst Überwindung und Vertrauen in Material und Partner, aber das hier macht echt Spaß. Welt steht Kopf und man kann Wände rennen oder Etappen springen.

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Ziemlich fertig und müde war der Abend ein kurzer. ich belasse es heute einfach mal hierbei.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 66:

Wir blieben über Nacht am Parkplatz um auch morgens nochmal zu klettern. Von den gestrigen Erfolgserlebnissen motiviert ging es an einige schwere Routen, nach oben auf der Skala sind aber keine Grenzen gesetzt. Wir habe Routen endeckt wo weder Hand noch Fuß Halt finden können, echt ein Extremsport und der Muskelkater von gestern macht sich auch bemerkbar. Sehr zu empfehlen für Reisende wie uns. Etwas Equipment und überall Spaß haben.

Doch alles hat irgendwann ein Ende und heute sogar mit großer Verabschiedung. Unser Kumpel von der Cote d'Azur muss sich langsam auf den Heimweg machen. Marokko steht bei uns auf dem Plan. Wir packen gegen Nachmittag zusammen und selbst die Esel schauen nochmal den El Compacto an.

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Ein wirklich einzigartiges Campingmobil. Eigentlich schon komplett im Afrika-Look, definitiv überdacht und platzsparend gelöst.

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Unser Weg zurück führt vorbei an den proppevollen Surfstränden. Wir schnuppern mal rum, ich trau mich aber weder das Brett auszupacken noch nur daran zu denken. Der Wind gewaltig und die Wellen auch nicht ohne. Ausserdem echt Betrieb auf dem Wasser.

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Die Strände am Kickfield und nebenan zugepackt mit Wohnmobilen und VW-Bussen, kann echt gute Stimmung machen.

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Unseren Abend verbringen wir aber im Ort, wir wollen in eine Bar um Internet zu bekommen, sind ja z.Z. komplett ohne Verbindung. Morgen früh gehts Tickets organisieren. Wir sind aufgeregt.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 67:

Palomas und das Gewerbegebiet wieder ein Stück nördlich von Algeciras, erreichen wir nach erneuter Überquerung des kleinen Hügels. Das Ticket für 180,- Hin und Rückfahrt ohne Termin binnen eines Jahres, dazu 40,- für den zweiten Passagier und 20,- für den Trailer. Eigentlich ok, sieht man davon ab, dass die Rentner mit ihren sündhaft teuren Gigantomobilen auch nicht mehr bezahlen müssen.

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Vorm Supermarkt Parkplatz sammeln sich zeitweise echte Hingucker an Reisemobilen. Busse aller Art und Sahara-taugliche LKW füllen vor der Überfahrt nochmal ihre Lager auf. Wir haben auch noch einiges auf der Liste, vor allem Bier und nützliche Kleinigkeiten, die es nicht an jeder Ecke zu kaufen geben soll. Die fachgerechte Verstauung und weiterer Internetzeitvertrieb lassen den Tage wie im Fluge vergehen.

Wir haben uns für eine entspannte Fähre 10Uhr am nächsten Morgen entschieden. Ausgeschlafen und trotzdem früh genug drüben um Formalitäten zu erledigen und die erste Etappe noch bei Helligkeit zu absolvieren. Bis dahin müssen wir also sowieso Zeit totschlagen. Einige Besorgungen im Decathlon (Kletterausrüstung) nen Satz neue Reifen für Christies Mountainbike, sowie etwas Material für die endlich anvisierte Surfbretthalterung am Aufbau standen zu besorgen. Abgehakt. Der Abend naht und bringt uns mal Entspannung mit nem Film. Als Schlafplatz haben wir uns aber gegen den Parkplatz und für weitere 1000m zum "Strand" entschieden.

Strand hab ich so auch noch nicht gesehen. Wellenrauschen zwischen der gigantischen Raffinerie und dem Hafen von Algeciras. Auf der anderen Seite der Bucht Gibraltar zu sehen und auf dem letzten Zipfel offener Wasserfläche massig Schiffe die die Meerenge passieren. Also auch mal interessant, der wohl am besten beleuchtete Strand Europas. Bilder gab es heute mal keine.



TAG 68:

Die Aufregung siegte, ich konnte kaum Schlaf finden und war wohl ab 5Uhr einsatzbereit. Selbst Atlas wollte noch nicht so richtig Gassi, hätten wir doch schon die 8Uhr Fähre nehmen können. So kam ich aber mit ausreichend Zeitpolster dazu gegen 7:30 den Sandplatz zu verlassen und Richtung Hafen zu fahren.

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Selbe Perspektive wie Tage zuvor, nur dank Licht und Sonnenaufgang irgendwie in Aufbruchsstimmung, heute wird ein guter Tag. Im Hafen ist nur zwischen zwei Ausschilderungen zu wählen, Tanger oder die spanische Enklave Ceuta. Wir nehmen den einfachen Weg, bei dem ein Teil der Dokumente schon auf der Fähre erledigt wird. Ceuta hat dann eine gut befestigte Landesgrenze mit Marokko. Aber erstmal Ticket zeigen um in die Warteschlange zu kommen. Frühaufsteher stehen schon ungeduldig an, einige wenigen haben hier wohl auch übernachtet. Ganz vorne finde ich die beiden etwas bepackten Spanier auf "Geschäftsreise"

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Die Fähre dann eigentlich nur voll mit Lastwagen und Wohnmobilen, wenige Autos setzen über. Nochmal Schlange stehen bevor es aufs Schiff geht. Ob es Absicht war, warum ich nicht neben die Weißware gestellt wurde? Auf jeden Fall hat es auch mit Anhänger gut geklappt, auf der Fähre wenden kein Problem.

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An Bord parken wir neben einem alten Citroen Lieferwagen, zwei junge Tschechen, die uns ebenfalls schon einige Male gesehen haben. Die Fähre für die einstündige Überfahrt gut mit Sofas und sogar nem Pool ausgestattet. Schlange stehen heißt es auch hier, man muss die Einreisekarte mit persönlichen Angaben bei einem Beamten abgeben und bekommt den Pass gestempelt, dann ist der Teil zumindest schonmal erledigt.

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Raus geht es aus dem Hafen, quer über die vielbefahrene Wasserstraße, wird schon klappen.

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Sind nur 14km, man sieht die ganze Fahrt über Land. Auf der marokkanischen Seite wartet ein euer Mittelmeerhafen auf die großen Schiffe. Dort beginnt das Abenteuer, der Sonne entgegen.

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