Ich mach hier also mal ne Zäsur. Eingezäunt und abgeschottet von der Aussenwelt kommt man also im modernen Hafen an. In Ruhe wird man durch dieersten Kontrollen geschleust. Das ging schnell. Wir wollen erstmal mit den Tschechen in Begleitung fahren, ab zum Ausgang des Hafens. Doch erst hier steht der Zoll und wartet mit blauen Uniformen und Spührhunden. Schlange stehen, das wird ne längere Prozedur. Man bekommt Einreisekarten für alle Fahrzeuge mit 6monatiger Gültigkeit, Diese braucht man bei der Ausreise sonst fallen Importzölle an. Auto verkaufen ist also nicht so einfach. Für Unfallwagen wohl auch...

Wir warten also brav und beobachten das Chaos, die ungläubigen Gesichter der nicht französisch sprechenden Reisenden und ein Hin und her an Papieren. Die Tschechen sind durch, der nächste Schwung kommt in die Abfertigungszone wir mit dabei. Bier gut versteckt? Der Hund findet sonst nix weiter? Papiere alle ok? Es ist ein Hin und Her, ich hab das Gefühl es wird hier Bürokratie geübt. Die Beamten spielen nebenbei mit dem Telefon rum und schicken einen mal da und mal dorthin. Immerhin war der Hund schon im Auto, hab Atlas vorher rausgebracht, die beiden sind sich nicht grün. Wir brauchen eigentlich nur noch was offizielles auf den grünen Fahrzeugzetteln. Und es dauert über ne Stunde. Verstanden habe ich nur, dass Bus, Hänger und Mopped auf eine Person geschrieben werden muss, aber drei Sachen wohl nicht üblich sind, also muss das Motorrad auf Christies Pass und Einreisenummer geschehen, die aber nicht in den Papieren steht. Dazu kommt noch dass bis vier zählen schon ne Herausforderung ist und nachträglich, als wir schon fast weiter durften noch das CrossMotorrad ohne Papiere entdeckt wurde. Im Endeffekt haben drei verschiedene Leute auf kleine grüne Zettel irgendwelche Zahlen gekritzelt die wichtig aussehen und da die Schlange immer länger wird wollten sie mich wohl loswerden und schrieben plus Motocross dazu, fertig.

In besagter Schlange fand sich ein weiterer Busfreak der Grüße aus der Heimat übermittelte, da sollten die beiden aber noch nix über ihre dreistündige Odyssee erahnen. Bei uns ging es ohne Gepäck auspacken dann endlich weiter, nichtmal in den Kofferraum haben die geschaut oder ins Bad. Wir wurden nur nach Waffen gefragt. Letzte Schranke, Freiheit und Aufbruch in Unbekanntes.
Die ersten Meter:

Man braucht Zeit, nicht nur weil das Land größer ist als Deutschland, sondern alles gemächlicher läuft, soviel hab ich von vielen Seiten gehört. Die ersten Eindrücke sammeln wir nicht auf der Autobahn aus dem Hafen heraus, wir nehmen die alte Küstenstraße westlich nach Tanger, immerhin 30km kurviges auf und ab. Die vermuteten Horden von Flüchtlingen oder Banditen blieb aus, die allgemeine Situation ruhig, Touristen sind hier massig unterwegs, nur nicht auf unserem Weg.

Unbeschreiblich, ich versuche es trotzdem mal. Holprige Straße entlang der schroffen Felsküste mit vereinzelten Stränden in Buchten. Einige Dörfer dazwischen, bebaut ist es aber eigentlich überall. Nicht mit hübschen Ferienwohnungen oder Villen, die Behausungen haben schon Jahre auf dem Buckel. Vo halbfertigen Steinhäusern wie am europäischen Mittelmeer bis vereinzelt Bretterbuden mit Schilfdach oder Wellblech. Man könnte den Eindruck bekommen es ist hier dreckig, definitiv staubig und karg. Überall laufen Menschen (keine Schwarzen) umher und bieten Waren am Straßenrand an. Oftmals auch Werkstätten oder Läden für Töpferwaren.

Das Wetter ist herrlich und wir haben Nachmittag. Der Verkehr ist mäßig und teilweise langamer als ich. Eine Freude für Liebhaber 80er 90er Jahre Automobile und teils noch älterer Lastwagen. Zwischen einigen ebenfalls verbeulten neueren Modellen finden sich unproportional viele W123 Mercedes die wohl als Taxis fungieren. Taxis werden anscheinend vollgepackt bis niemand mehr rein passt, zwei Personen auf dem Beifahrersitz und 4-5 hinten üblich. Ebenfalls sehr viele Bremer Busse fahren umher, sind wohl Großtaxis sind. Wir sind in Benz-Land könnte man behaupten. Ich freu mich. Alle Fahrzeuge sind staubig und gefühlt tiefergelegt, wenn leer dann aber auch mit Keilfahrwerk. Beulen, Kratzer und Dellen wohin man schaut, aber zugepflastert mit allem möglichen Klimbim wie Dachträger, Teppichen und Wimpeln, Aufklebern und ganz wichtig Scheibenfolien mit Aufschriften. Teilweise gerade bei den Bremern und LKW so viel, dass vom Blickfeld nur ne Schießscharte übrig bleibt. Dazu gibt es später mehr.
Wir lassen uns also treiben auf der Route, die nur wenige Wohnmobile nehmen. Die Menschen winken und es sind wirklich massig neue Eindrücke Die GoPro hat keinen Saft mehr und die Fotos geben nur Momentaufnahmen. Definitiv ne andere Welt. Durch Tanger dann Chaos aber nicht schlimmer als europäische Großstädte. Hier wird die Strandpromenade komplett umgebaut, eine weitere Umleitung und wir finden dank maps.me app auch ohne Navi unseren Weg. Auf den Straßen fährt übrigens Alles, von Eselkarren bis LKW.

Unser Plan sieht vor erstmal Internet zu besorgen und dann so schnell wie möglich nach Süden zu kommen. Asilah als empfohlenes Zwischenziel zum entspannten ankommen in marokkanischer Lebensweise. Eine Afriqiua Tankstelle und ein Marjan Supermarkt, weit verbreitet und beides wohl größtes im Land ist in Tanger unser Zwischenstop. Supermarkt mal anders:

Dort treffen wir auch die Tschechen wieder, die für die 50km Autobahn 50dH zahlen mussten. Immerhin 5,-€. Wir machen schnell ne Runde durch den Supermarkt und sehen Angebote wie bei uns, Preise haben wir aber noch nicht verglichen. Tanken kostet 7,40 und der Kurs steht bei knapp 1:10. Das Internet ist für marokkanische Verhältnisse schnell besorgt. Für die neuen Begleiter ohne Sprachkenntnisse hatte ich auch noch was gedreht, weiter gehts.
Die beiden sind auch das erste Mal hier, waren sonst <backpacker> und haben den Bus noch nicht lange. Wir nehmen wieder die Nebenstraße am Meer entlang und staunen weiterhin. Der Atlantik prallt hier mit voller Wucht auf meist sandige Strände, die Wellen türmen sich typisch. Der Verkehr wird ruhiger und weit ist es auch nicht mehr.

Asilah ist eine kleine hübsche Stadt, hat seit den 60ern nen guten Ruf und ist im Besitz von vielen Ausländern. Dadurch gepflegt und sicher. Für heute Nacht wollen wir unbekümmert schlafen und checken den bewachten Parkplatz am Hafen. Man hört überall Leute nach dir rufen, mit dem Auto irgendwo anhalten ist nicht möglich ohne sofort umzingelt zu werden. Ein kurzer Check ergibt als Verhandlungsbasis 40dH aber es gefällt uns nicht, staubig dreckig und kein Zaun. Wir machen eine kurze Runde durch die Hauptstraßen und entdecken einige hübsche Ecken, die Stadt sagt uns zu, nun noch die beiden Campingplätze finden...der Werber am Parkplatz behauptet natürlich die sind geschlossen.

Wieder zurück Ortseingang, nur durch eine Nebenstraße vom Strand getrennt, mit einer mannshohen Mauer umschlossen finden wir den ersten Platz. Bevor uns ein Werber von der Straße hinführt bin ich mit dem Tschechen schon auf dem Platz zum verhandeln. Etwas grün, die Bäume so geschnitten dass auch Wohnmobile Platz finden, ne handvoll Weißware, Klos und Dusche, passt. Die Stadt wollen wir morgen erkunden brauchen also zwei Nächte hier. Ein Tag dazwischen, der zählt extra, eine Dusche und kein Strom 60dH geht klar.
Fertig, und es wird dunkel. Ohne viel geschafft zu haben ein stressiger Tag. Ich dreh mit Atlas noch ne Runde am Strand, die Stadt sparen wir uns für morgen auf, zu viele Eindrücke heute schon erlebt. Bissel was kochen, mit den neuen Begleitern quatschen und ankommen.