WOW, Wahnsinniger Sonnenaufgang. Vereinzelte Wolken schimmern in unendlich vielen Rottönen über den Bergen südöstlich von uns. Ein Bergrücken ist komplett wie von einer geschwungenen Decke aus Wolken eingehüllt. Wir haben nicht ein Geräusch unnatürlichen Ursprungs seit den letzten 15 Stunden vernehmen können. Diese Strähne hat nun ein Ende, ein privater alter Landrover kommt uns entgegen und passiert uns ins Niemandsland aus dem wir gekommen sind. Abfahrbereit und schon erwärmt von den ersten Sonnenstrahlen haben wir eine relativ kurze Passage hinter uns als wir plötzlich vor einer Gabelung stehen und keine Karte uns helfen kann. Ein schräg aufragend steiler furchiger Weg, oder ein sanft abfallender Feldweg... keine Frage, aber wir lassen erstmal die beiden Mountainbiker passieren.

Nach kurzem Hola zeigten sie durch den Ortsnamen El Burgo animiert doch nach oben und es sollte entgegen der Erwartungen die einfachere Variante sein. Keine 500m weiter führte es uns auf richtigem Asphalt den Berg hinauf mit Blick auf die nächste Zivilisation. Der eben noch leicht erscheinende Weg verlor sich im Nirgendwo und das Schicksal meinte es mal wieder gut mit uns. Erstens zum Richtigen Zeitpunkt einen Schlafplatz gesucht und heute dann zum exakten Moment auf die Wegweiser gestoßen.
Grandiose Ausfahrt, die Busse hatten leichteres Spiel als der Kleine mit seinen unterdimensionierten Räderchen. Der nächste Ort dann wie hier üblich komplett weiß, fast schon wieder unspektakulär. Weiter geht es über eine malerische Straße einen Pass mit 1300m hinauf. Tolle Aussichten, dauert aber auch seine Zeit. Obendrauf wohl ein Überbleibsel aus Francos Zeiten.

Die Abfahrt dann wieder mit Spaßfaktor, Ronda vorrus, Mittagspause. Wir finden Parkplätze nahe des Zentrums und machen uns auf die Socken. Eine sagenumwobene und historische Stadt mit dementsprechendem aufkommen an Touristen. Ziemlich hübsch anzusehen, aber nix besonderes durch die Gassen zum Plaza del Torres. Nur wenige Meter weiter dann das Staunen, die Stadt ist an eine Klippe gebaut und diese mittig noch durch eine Schlucht geteilt um von einer massiven Brücke vereinigt zu werden.

Hier stapeln sich schon fast die knipsenden Asiaten und alle möglichen "Künstler" die mit denen Geld verdienen wollen. Wir folgen den Besucherströmen auf die Aussichtsplattformen, entdecken weiter unten einige Wege und wollen die Perspektive ändern. Auf der anderen Seite stapeln sich Restaurantterassen.

Wir finden entlang einiger Gassen unseren Weg nach unten in ein minder frequentiertes Gebiet und haben den komplettesten Ausblick auf das Wunderwerk. Nachteil für unseren Begleiter, die Wege sind nicht longboardtauglich.

Somit haben wir diese Sehenswürdigkeit ausreichend in Szene gesetzt und können Nachahmern davon abraten nur der Brücke wegen in diesen total überlaufenen Touriort zu fahren, schaut euch lieber in der Umgebung um. Wir suchen einen anderen Weg zurück zu den Bussen, passieren noch eine hübsche Kirche mit Balkons und riesiger Palme vor der Tür.

Einige antike Mauerstücke säumten unseren Rückweg. Zeigenswert fand ich noch diese Fassade einer Motorradkneipe.

Und schon waren wir wieder auf der Straße, nach zwei kalten Nächten wollen wir heute definitiv an der Küste übernachten. Knapp 50km bis kurz vor Gibraltar, sollte zu schaffen sein, egal welches Terrain. Wir bleiben auf einer beschaulichen Nebenstraße, hinauf auf einen weiteren Ausguck.

Hier zeigen sich als weiße Tupfer alle versteckten Orte in dieser grünen Region. In der nächsten Ortschaft Gaucin dann eine etwas seltsame Verkehrsführung. Ich habe eine Straße im Plan, die nur durch Gassen erreichbar ist, einige davon nach optischer Einschätzung nicht mit dem Bus machbar, als Ausweg blieb nur ab durch die Mitte. 500m entgegen die übliche Richtung hatten wir Glück und nur wenig Gegenverkehr. Muss hier auch Normalität sein, da am nächsten Einfahrtsverbotsschild ein kleines zusätzliches prangte <excepto camino> was so ungefähr bedeutet alles was größer ist und sonst nicht weiterkommt.


Hübsches Örtchen, aber lieber aus Richtung Süd nach Ronda zu empfehlen. Wir haben einen etwas anderen Ausblick, den ersten und bedeutendsten auf dieser Tour. Das Tal hinunter sieht man einen steil aufragenden Felsen am Horizont, dahinter weitere Berge. Den Felsen kenne ich noch gut aus der Marinezeit, mehrfach passiert, Gibraltar. Dahinter ist eigentlich nur noch Wasser, kann also nur Afrika bedeuten. Endspurt, was auf der holprigen Straße die wir wählten doch eher zaghaft sein wird. Ausserdem gab es so lange steile Passagen, dass meine Nase unseren Bremsen eine Pause gönnen musste.

Die Faustregel mit dem selben Gang den Berg rauf wie runter dachte ich eigentlich für etwas untermotorisiert biegen zu können, im Dritten müssen aber die Trommeln dank Anhänger zu dolle ran, also erneut Geschwindigkeit drosseln und mit 25km/h laufen lassen. Irgendwann war auch das geschafft. Die Straße war echt eine Katastrophe, aber der Ausflug ins Landesinnere war die reinste Freude. Wie erwartet schlängelte sich unten der Küste folgend die Hauptstraße ohne Attraktion.

Wir kamen also gar nicht in Versuchung irgendwo anders zu versacken, sondern fuhren durch bis La Linea de la Conception. Quasi der letzte Strand war unser, erstmal für die Nacht und dann sehen wir weiter.