Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Der Wille ist, da, die Richtung nach Afrika stimmt auch, vielleicht schon Mitte Januar den Kontinent gewechselt. Bus hält das aus.

TAG 40:

So kam es dann auch, dass ich mal nen Wecker benutzen musste um 6:30 meine Holde mit nem heißen Tee am Bahnhof abzuholen. Vom Jetlag und den Erkundungen der letzten Stunden erschöpft hatte ich zwar immernoch keine Beifahrerin, aber noch nen paar Stündchen Schlaf können ihr nicht schaden, zurück zur Promenade.

Dort wachte die Stadt so langsam auf, massig Walker und Jogger passierten uns, eine Kehrmaschine beendete die Nacht für meine Begleiter, der kleine Kasten aus größten teils Plastik eckte am hinteren Einstiegsblech an, welches leicht über die Bordsteinkante ragte, nix passiert, der Schlag im Säuberling war sicherlich größer. Die Nacht trotzdem erholsam, gestern Abend übte ein Trommler für den nächsten Marsch, anders kann man sich die eintönigen Takte und das Auf- und Ab marschieren nicht erklären. Auch ne Art Rhythmus den man irgendwann ausklinken kann.

Also sind wir wieder vollzählig und versuchen unseren Plan in die Tat umzusetzen. Strand finden und entspannen, Raus aus Almeria wieder nach Nordosten den Rest vom Capo da Gata erkunden. Die Tour führt uns vorbei an ganzen Feldern von Agaven, deren Blütenstämme wie ein Wald von Bäumen wirkt. Anhalten wollte ich nciht, Bilder dementsprechend schlecht.

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Dahinter eine weitere interessante Flora, Eukalyptus als Allee gepflanzt. vereinzelt haben wir ja schon so einige der ätherischen Bäume erspäht.

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Der Stop zum Frühstück hinterm Ort Capo da Gata, Namensgeber und sehr traditionell. Der Strand flach und langweilig könnte man sagen. Jedoch von etlichen Fischern mit ursprünglicher Technik genutzt. Eine Taverne mit dementsprechend frischem Angebot direkt als Abschluß vor den Überbleibseln einer antiken Festung.

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Interessant war hier eher was alles am Strand zu finden war. Von Seesternen über Anemonen und Muscheln mit Einsiedlerkrebsen, wahrscheinlich durch die Fangmethoden aus ihrem Lebensraum gerissen und nun Andenken vieler Touristen. Weiter geht's. Auf der Suche nach einer einsamen Bucht, in der wir den Jahreswechsel verbringen können, huete ist der 30.12. Die Landschaft wieder karg, hier sogar eben und platt bis zum Berg am Horizont. Über diese Anhöhe müssen wir, dann sollte es nicht mehr weit zur Cala Monsul sein, einer Empfehlung aus dem Reiseführer.

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Wir haben den Anhänger an den gelben Bus gekoppelt, der Aufstieg sieht von hier aus schon sehr steil aus. Eine Zickzack Linie führt die Felswand nach oben, die Fahrt mit der GoPro dokumentiert, Fotos wirken nicht annähernd so real, wie die Aktion sich angefühlt hat. Oben angekommen standen eine Hand voll Autos rum, ein Aussichtspunkt und irgendwie keine weiterführende Straße zu finden. Die Route würde nun auf unbefestigt geändert, leider versperrt diesmal ein massives Tor unseren Weg und die ganze Kletterei war sinnlos.

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Naja, fast, der Ausblick ein Hammer, die Berge und Buchten dahinter wie üblich in der Region. Nur einen Weg runter gibt es hier nicht mit dem Bus. Also wieder zurück zum Anfang und aussenrum. Doch vorher Fotochance

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Nach einer lustigen Abfahrt passieren wir den Ort Cabo da Gata erneut und biegen ab von der Küste nach Osten. nix los hier könnte man meinen, doch plötzlich ein riesiges Oval neben uns auf dem Navi zu sehen. Mächtiger Zaun drum und am Eingang ein dickliches Weißes Firmenlogo, das Michelin-männchen, hier ist ne Art Teststrecke installiert, in der wärmsten Region Europas. Soviel zum Thema Nationalpark, auch einige Gewächshäuser haben die Grenze schon überschritten, ich hoffe dabei bleibt es.
Die nächsten Stunden irren wir irgendwie umher, der erste Strand war dann groß in den Reiseführern angekündigt, ebenso groß auch der Schotterweg dahin, heute gut besucht und der riesige Parkplatz voll. Der Strand dazu noch langweilig, ziemlich breit, Sand bis zum Wasser, normal. Nicht unser Ding also erneut Abfahrt. Unsere Begleiter suchen den Traumstrand den sie auf dem Weg zu mir hoch bei Chrisites Abflug schon entdeckt hatten (und vergessen zu notieren)

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Das Spielchen zog sich noch weitere Male so zu, eine interessante Gegend zwischen dem Frailes Vulkanberg und der Küste bietet Wanderwege satt. Hätte ich auch für eine Nacht genutzt, es ist schon 16Uhr, die Spur wird aber heißer und die Erinnerungen kommen wieder. Der gesuchte Strand ist hinterm Ort Rodalquilar am Ende des gleichnamigen Tals als Playa Playazzo bekannt und mit kleinen Nischen in den Dünen alles schick separiert. Genügend Platz und ringsrum ein Traum. Eingefasst von höheren Bergen, dazwischen grünes Hinterland und eine Sandbucht die wie schon bei Plomo in eine Felsformation übergeht. Nur hier steht eine Burganlage drauf, die bewohnt ist. Hunde auf dem Festungsrand und eine Art Garage am Ende der Zufahrt. Der Rest nicht einzusehen, als wenn sich jemand eine Oase hinter die Mauern gebaut hat.

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Der Parkplatz mit Nachbarn aus ganz Europa übersäht, ist halt Feiertagsstimmung hier, wir bauen unser Lager etwas abseits und oberhalb auf, haben zwar ne Stunde weniger Sonne, aber unsere Ruhe. Für heute passiert nix mehr, Christie ist immernoch müde und glücklich wieder hier zu sein.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Geil, deine Fotolocations werden mir immer bekannter!
Ich war im März 2013 und 2015 jeweils für ca. 2 Wochen auf Exkursion in Cabo de Gata (bin Geologiestudent). Unser Headquarter war beide Male der Campingplatz La Caleta, zu Fuß vielleicht eine halbe Stunde von El Playazo, Richtung Las Negras. Und beide Male habe ich Teile von El Playazo kartiert - ich würde behaupten, da kenne ich jede Felswand :-)
Dieses letztes Jahr waren wir noch auf Tagestrips in Agua Amarga und Carboneras, und weiter im Landesinneren. Eine geile Gegend, da könnt ich euch noch ne Menge mehr erzählen! :-)

Unterwegs...
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La Caleta/El Playazo:
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Basaltsäulen, fast so schön wie in Irland...
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Carboneras:
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Schöne Zeit!
"It's a 1200 dollar Civic, THAT's that sound!"

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Ja, Steien ibt es hier genug.

TAG 41:
Der nächste Morgen beginnt für mich noch vor der Sonne. Die geht auch erst um 8:30 auf, direkt hinter der Bucht und zwei darin dümpelnden Segelbooten vor Anker.

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Der Tag bringt heute keine große Fotoausbeute, auch kaum Aktion, der Jahreswechsel steht an, es ist der letzte Tag des Jahres, schönes Wetter, gleißende Sonne und ein traumhafter Platz, hier bleiben wir so lange es geht, im Nationalpark eigentlich verboten zu übernachten aber mit 20 Nachbarn sicher. Wir fahren zusammen in einem Bus zum Einkaufen. Nachdem die Runde mit dem Rad in den nächsten Ort weder Wasser, noch Feuerholz und Futter brachte mussten wir also weiter weg. Großeinkauf könnte man sagen, soviel hab ich schon seit Jahren nicht mehr an einer Kasse zahlen müssen, zu finden ist hier nämlich nix, wir sind wieder in Campohermoso gelandet, die nächste Gelegenheit.

Wasser gab es am Friedhof, Feuerholz in Form von zwei Paletten auch, immerhin. Hier stehen aber nirgendwo Bäume und die Agavenstämme brennen nicht lange. Wir wollen heute aber auf der Trommel kochen, ist ja schließlich nen besonderer Tag und da Christie es Weihnachten verpasst hat, gibt es heute selbstgemachte Paella.

Da steckt wirklich Arbeit drin, Gemüse schnippeln, Feuer machen, Fleisch vorher scharf angrillen (wir machen sie ohne Fisch mit Chorizzo und Hühnerschenkeln). Die Mengenverhältnisse grob abgestimmt gibt es ein Kilo Bomba Reis mit einem Kilo Tomaten, 500gr grünen Bohnen und einem Glas fetten Bohnen. nen Kilo Hühn, 300gr Chorizzo und ner Handvoll Zwiebeln und Knoblauch. Dazu mehrere Liter Brühe mit Safran, darauf legte Christie besonderen Wert, welche per Schöpfkelle in die brodelnde Pfanne nachgeschenkt wird.

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Wen es interessiert, der Reis kam trocken und roh in die Pfanne, nachdem das Gemüse mit ordentlich Olivenöl angebraten war. Zwiebeln zuerst, logo. Der Reis wurde quasi geröstet und erst später in der Masse gekocht, das Fleisch wurde auch in der Pfanne gar und über anbrennen mussten wir uns keine Sorgen machen, das ist die Besonderheit bei echter Paella und hat im spanischen sogar einen eigenen Namen.

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LECKER... und hätte auch für 10Personen gereicht, wir können locker nochmal davon Essen. Nen Wein dazu, massig Geschichten vorm Lagerfeuer, sternenklarer Himmel ideales Silvesterfest. Wir konnten mal wieder mit der SkyGuide App rumsuchen und Sternenbilder definieren. Auch unsere Kometensichtung von Weihnachten wurde als eine verglühende Raketenstufe enttarnt (man kann sogar zu bestimmten Daten den Himmel absuchen)

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Es wurde also nicht langweilig, obwohl um uns rum nicht mehr viel los war, keine der angekündigten Nachbarn besuchten uns, sind wir doch so abschreckend...? Nur der autarke Franzose mit nem BremerKastenAufbau und Windrad kam mit ner Flasche Schampus vorbei zum Anstoßen gegen Mitternacht, alleine ist ja auch doof. Wir machten uns einen Spaß draus schon 30Minuten vorher laut runterzuzählen, den Korken abzuschießen und nen einzigen Knaller zu zünden. Der hatte es aber in sich und ließ den Platz erzittern, ein 10Jahre alter Vogelschreck aus polnischen Werken fiel zufällig in die Feuertonne und ließ jene kurzfristig auspusten. Bum.

TADA 2016 erreicht. Vorsätze haben wir keine, alles im Lot.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 42:

Der Kater blieb aus, warum auch mit Kopfweh ins neue Jahr starten, wir haben früh genug aufgehört und waren dementsprechend gut drauf. Heute wollen wir was erleben. Den Sonnenaufgang verpasst brauchten wir über Klamottenwahl nicht länger nachdenken, alles kurz. Pulli kommt aber mit, für Schattenecken. Rauf auf die Fahrräder, den Wanderweg nach Norden Richtung Las Negras. Der beginnt hinter der Festung schön die Küste entlang und ist teils fahrbar.

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Der kleine Ort aus Fischertradition entstanden ist komplett weiß wie gewohnt, bietet einige Bars und Übernachtungsmöglichkeiten, für mich schon zu sehr durchgestylt für nen Nationalpark, in einer hippen Kneipe am Strand gab es laute Musik und wippende ältere Herren im Anzug zum Neujahrsbrunch oder ähnlichem... ich will schnell weiter. Das Bild deshalb schon von der anderen Seite aufgenommen.

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Hinter Las Negras führt dann erstmal eine Wanderautobahn den Berg wieder hinauf. Man könnte auch mit nem Fahrzeug fahren kommt aber auch nicht weit. Für Ausflügler eigentlich nicht der ideale Pfad, warum aber diese Hunderte Menschen über den Tag verteilt? Sie wollen alle zur Freakshow, oder was auch immer in den Köpfen kreist. Wir pilgern nach San Pedro einer Aussteigerkommune mit HippieCharakter. Die letzte Kuppe, ab da ein schmaler Grat, hübsches Foto.

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Die letzten Meter entlang eines schmalen steilen und steinigen Pfades, es gibt wirklich keinen anderen Weg hier her. Die Ortschaft nennen wir sie mal liegt in einer Bucht, von Bergen umschlossen. Seit 30Jahren existiert das Projekt hier, weitere Generationen zuvor haben wohl mal Spanier gewohnt, ein Turmruine und andere Steinwände zeugen davon.

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Am ehesten per Boot zu besuchen, wenn man zumindest Nahrungsmittel herbringen will. Anbauen tun die überall immer mal was aber so richtig organisiert wie in meinem Garten z.B. wirkt das nicht und ausreichend erst recht nicht. Wasser gibt es aus einer Quelle das ganze Jahr über, immerhin. Wir machen eine Runde entlang der Pfade und Hütten teils stabil und mit Solar ausgerüstet, teils einfach nur zeltähnlich aus Schilfgras aufgehäuft.

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Definitiv sind wir hier weniger aussergewöhnlich als die Bewohner, heben uns aber trotzdem deutlich von der Masse der Besucher ab. Los geht's', ab nach Hause. Diesmal ab Las Negras über die Straße, nicht noch ne Radwander Etappe.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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na nu bin ich aber gespannt, raus mit der Wahrheit...


TAG 43:
Ich mach es mal kurz: Sonnenaufgang

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neue Nachbarn, fetter Rundhauber vom Fernmeldewesen. Junges Pärchen wie wir auf dem Weg nach Afrika.

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Zur Abwechslung mal die Motorräder abgetakelt. Ne Runde Offroad ist angesagt. Hinter Rodalquilar liegen alte zugängliche Goldminen etwas oberhalb des Örtchens, zu weit und hoch zum Radeln. Ausserdem will Christie auch mal wieder alleine fahren. Unser Platz ist coll, wir bleiben noch ne Nacht, der Aufwand lohnt sich also.

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Die Tour hier hoch ist auch mit leichteren Geländefahrzeugen zu bewältigen, eine grobe Schotterstraße mit Auswaschungen macht aber so definitiv mehr Spaß. Die Mienen sind alle offen und frei zugänglich, lediglich Warntafeln sollen vor Unfällen schützen. Nach spätestens 10Metern ist es aber so dunkel, dass selbst HandyLEDs nix bewirken, wir kommen also mit richtigen Lampen wieder.

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Es ist glaub ich schon wieder Wochenende, Samstag, reicht für heute. Auf jeden Fall sind die Besucher am Strand den Wohnmobilen erneut zahlenmäßig überlegen. Ich hab keine Ahnung mehr womit wir den Rest des Abends verbrachten, sollte es wirklich mal Entspannung gewesen sein?

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 44:

Die Mienen sind heute erneut Thema, diesmal als Ausflug der Zugvogel Reisegruppe im gelben Bus. Mit beiden fetten LED-Lampen sollte auch der hinterste Zipfel zu beleuchten sein. So war es dann auch und wir sind in mind. 3 Mienen komplett gewesen, haben einige Durchgänge passiert und uns nicht verlaufen können weil maximal zwei Y-förmige Gänge hintereinander zu finden waren. Die Gänge sehen handgeschlagen aus und sind sicherlich älter als die komplett weggesprengten Felswände dort wo zu moderneren Zeiten noch nach Gold gesucht wurde. Wir fanden natürlich auch nix interessantes ausser Steine und Salzkristalle. Das kann aber auch nicht alles gewesen sein, wir haben viele Lüftungsschächte entdeckt und einige davon eher in der Größe von Aufzügen, dafür auch ziemlich tief nach Steinprobewürfen.

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Die Entdeckungen gingen bis zum Nachmittag, echt ne tolle Gegend. Doch das Wetter macht heute eher Laune auf den Strand. Das Surfbrett ist aufgebaut und der Engländer nebenan kennt sich damit wohl ziemlich aus, wie die letzten Gespräche ergaben. Der Wind frischt etwas auf, ideal eigentlich. Bis zum Sonnenuntergang genossen wir also unsere kleinen Erfolge die in der Summe echt schon nach Surfen aussehen, haben zuvor zumindest nix grundlegend falsch gemacht und die kleinen Tipps helfen zusätzlich.

Surfbilder folgen noch, kann selber schlecht fotografiert haben.

Der Abend klang bei Lagerfeuer gemütlich aus. Der Engländer war zu Gast und mal wieder ist es sehr erstaunlich was für Gemeinsamkeiten beim fahrenden Volk herrschen. Er wohl seit Jahren auf Achse und kennt hier in der Gegend ne Menge Leute, Erfahrungen als Landbesetzter auf der Suche nach Gleichgesinnten die eine Gemeinschaft gründen wollen ist es exakt das was auch meine Begleiter wollen und mich zumindest zeitweise interessieren würde. Von intellektuellen über philosophische Themen war alles dabei und wir bleiben definitiv in Kontakt. Und wieder zeigt es mir, dass man Menschen nicht nach dem Äusseren beurteilen oder werten soll.





TAG 45:

Der Wind frischt noch deutlicher auf, eigentlich haben wir alles gesehen und können langsam weiterziehen. Doch irgendwie schaffen wir es den halben Tag zu verplempern. Zum Surfen fehlt mir die Lust bei dem Wind heute werde ich definitiv nass. Bissel schreiben hier und Abwasch dort, schon ist wieder Nachmittag. Wir wollen noch ne abschließende Motorradrunde machen und sind schon fertig gesattelt, als der Parksheriff in seinem PickUp vorfährt. Seine Gesten bedeuten, dass heute hier Ende ist und keiner der Camper über Nacht bleiben darf.

Die Reihen der Nachbarn lichten sich schnell, wir brechen unsere Motorradrunde ab und packen zumindest schonmal den Anhänger abfahrtbereit, Doch so richtig wollen wir noch nicht fahren, wohin denn? Es wird in einer Stunde dunkel. Also mal gucken was noch passiert. Meine Begleiter wollen ein paar Meter vom Strand entfernt zwischen den Palmen versteckt bleiben, ich nutze die Chance um in der ersten Reihe am Wasser zu stehen. Der Engländer und noch zwei drei andere Busse machen mit und bleiben ebenfalls. Wir fangen also an zu kochen und machen ne Flasche Wein auf, quatschen mit dem Nachbarn und hoffen das Wetter ist Morgen nochmal für ne Runde surfen gut. Da steht plötzlich der Ranger wieder vor uns und überkreuzt seine Handgelenke, was wohl soviel bedeutet wie Abfahrt oder Knast... Ich hab da solch (un)autoritätsproblem, wir wollen es uns aber nicht vollkommen verscherzen. Packen also ganz in Ruhe die Küche abfahrbereit und trinken unseren Wein aus, weit fahr ich jetzt definitiv nicht mehr.

Der Ranger macht noch ne Runde über den Strand um auch den letzten versteckten Camper zu finden und passiert uns dann ohne weitere Worte in der kleinen Ortschaft weiter vorne, wo wir am Straßenrand unser Abendessen zu uns nehmen und die Flasche Wein austrinken. Unser neuer Freund von der Insel bleibt zur Unterhaltung, und wir haben gut zu quatschen. Unsere anderen Begleiter haben einen ruhigen Platz gefunden an dem auch wir übernachten um Morgen früh bei Sonnenaufgang wieder am Strand vorzufahren. Rebellen wie wir sie sind.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 46:
Wie gesagt, der Plan war eh weiterzuziehen, das Wetter die Nacht über macht jeden Funken Hoffnung zu nichte nochmal surfen zu gehen, der Wind ging in Sturm über und die Böen brachten den Bus zum Wackeln. Ein hübsches Abschiedsfoto gab es aber nochmal, Playa Playazzo hinter La Ermita bei Rodalquilar, sehr zu empfehlen.

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Unsere Route führt erneut durchs abstoßende Campohermoso und von dort hinauf nach Nijar. Der Plan ist landeinwärts über eine malerische Strecke in die Sierra Alhamilla zu gelangen.

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Wir passieren eine Region, so hab ich sie auch noch nicht gesehen. Eine gigantische Jungpflanzenplantage für Olivenbäume die sich bis zum Horizont auf beiden Straßenseiten zieht. Da könnte man fast in Versuchung kommen den Klappspaten auszupacken.

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Wir wollen aber den nördlichen Teil der Sierra Alhamilla besuchen, der als einzige Wüste in Europa gilt. Die Filmindustrie hat die Ecke vor Dekaden für sich entdeckt und in einigen Kulissen den Wilden Westen nachgestellt. Klassiker wie "Für eine handvoll Dollars" und "Lawrence von Arabien" sowie "Spiel mir das Lied vom Tod" wurden hier gedreht, aber auch der "Schuh des Manitou" und "Indiana Jones". Und natürlich einige Italo-Western, allen voran Vier Fäuste für ein Halleluja. Wenige der Bühnenkulissen blieben erhalten und sind zu touristischen Themenparks umfunktioniert. Gegen Eintritt kann man die besuchen und einer Show von nachgestellten Szenen beiwohnen, ob man 20,- dafür p.P. zahlen mag ist jedem überlassen, lohnt sich nicht schreiben die Besucher.

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Fort Bravo und Mini Hollywood sind die beiden großen nahe des Ortes Tabernas, wir aber wollen die Landschaft sehen und folgen einem kleinen Weg hinter letzterem Park, der aktuell geschlossen ist. Die Route führt mal wieder in einen Nationalpark und wir beschließen hier zu bleiben und in Ruhe zu erkunden. Der Platz ziemlich am Anfang des Weges, der auch von einigen Offroadfahrzeugen als Eingang in die Wüste genutzt wird. Meine Recherchen ergaben reges 4x4 Treiben und auch die Spuren um uns rum zeugen davon. Der Untergrund steinig und deutlich mehr versteppt und sandiger als sonst, das trockene Flußbett um die Ecke ist auch voll von Radspuren.

Wir wählen heute die Fahrräder und machen uns auf Richtung Berg südlich uns um einen Überblick zu bekommen. Verdammt, hätten wir mal doch die Moppeds genommen... Aber tolle Bilder gab es wieder

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Wir bereiten unser Lager gegen Sonnenuntergang, wollen heute auf dem Feuer kochen. Sieht nicht so aus als sollte uns hier jemand stören. Der einzige Besuch waren zwei Spanier auf Motorradexpedition. Auf jeweils nagelneuen BMW R1200 mit Vollausstattung. Geländegängig mit LED und Sturzbügeln, dazu passende Klamotten und mit dem Traum im Gepäck frei zu sein für eine Tour. Dafür haben sie wörtlich übersetzt zwar ihre Seele an den Teufel verkauft, aber ich hab zusammen noch nie so viel Enthusiasmus und Freude in 50.000€ verpackt gesehen. Sie suchen sich nen Zeltplatz weiter oben, hielten nur wegen unseren Moppeds an, sieht man selten hier... Bewunderung

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 47:
Die Region hier zählt mit 320 Sonnentagen und dem geringen Niederschlag zu den trockensten und wärmsten auf unserem Kontinent. Wenn wir schonmal hier sind, gibt es Freudentränen und der Himmel öffnet am frühen Morgen ganz leicht seine Pforten. Hat nichtmal gereicht um den Staub der letzten Tage vom Bus wegzuspülen, aber immerhin.

Wandern hätte auf dem Plan stehen können, wir besprechen aber die Route und beschließen baldigst loszufahren. Das nächste Ziel mit 140km nicht in unerreichbarer Entfernung, der Weg dahin aber nicht der Einfachste. Wir werden zwar definitiv nicht der Autovia entkommen, die hier als einzige Option nördlich der Sierra Nevada Richtung Granada führt, aber wenigstens gratis. Ein bisschen Humor musste auch der Designer dieses Schildes gehabt haben.

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Unser Nachtlager auf knapp 500m Höhe waren die ersten Kilometer direkt nach dem Start schon weitere 200Höhenmeter die wir mühsam schnauften. Unsere Begleiter wurden etwas ungeduldig und machten schonmal ein paar Meter mehr, wir wollen uns in Granada treffen und zwischendurch eh noch was ansehen. Die Landschaft ringsrum wurde immer fremdartiger. Die Straße war öde. Plötzlich erblickte ich auf dem Seitenstreifen einen kleinen Van. Stop, Wir hlten mal an und schauen was es gibt. Der erste Gedanke, die Karre hast du schonmal gesehen, bestätigte sich sofort. Der Kanadier (aktuell Franzose) war mir schon zweimal begegnet. Das erste Mal am Supermarkt nahe Aguilas und das zweite Mal bei der Wanderung zur HippieKommune San Pedro, alle guten Dinge sind DREI.

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Wir besprachen ein paar Meter zusammen zu fahren, er hat kein Ziel, keinen Plan und keine Begleiter, der nächste Stop in La Callehorra. Hier wollten wir uns das Castell ansehen, welches mit der wahnsinnigen Kulisse der Sierra Nevada gesegnet ist. Ebenfalls öfter in Filmen aufgetaucht.

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Wir sind uns ziemlich grün, wollen in die selbe Richtung, also hat unser Gespann nen kleinen Nachläufer, genannt "El Compacto". Eingerichtet für einen Trip von zwei - drei Monaten, Start in Nizza und mit Bett von 1,85Länge echt kompakt ausgestattet. 1Liter Vierzylinder, unwesentlich schneller als wir, die Berge runter eher noch langsamer. Cool.

Als nächster Halt zum gucken stand Guadix auf dem Plan, ne Möglichkeit mal einige Kilometer die Autobahn zu verlassen. Kleines Städtchen mit viel Töpferkultur. Der Rohstoff blieb wahrscheinlich übrig bei der Hauptattraktion dieser Gegend. Höhlen. Keine wilden Gruften, sondern Häuser die in Lehmhügel eingebuddelt wurden. Oftmals sieht man am Straßenrand eine Fassade die direkt im Berg endet, oder ein schräg abfallendes Dach welches eigentlich der Hang ist und bewachsen.

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Interessant, aber kein Grund länger zu bleiben für uns steht die letzte Etappe auf dem Plan, ganz nach oben. Die Route nun fast schon mit alpinem Charakter, die Straßenschilder weisen auf Überholverbote bei Schnee hin. Wo zum Teufel sind wir gelandet, hat im letzten Ort schon gereicht, dass wir die kurze Hose gegen Lange getauscht haben und ne Jacke überwerfen mussten. Die Bäume um uns herum vergleichbar mit denen in Deutschland, wir befinden uns gleichzeitig am nördlichsten Scheitelpunkt des Abstechers ins Inland und umkreisen quasi die Sierra Nevada. 1350m hoch zeigt das Navi und ab jetzt geht es wellig bergab, die Bremsen qualmen auch gut, als wir das erste Mal auf einem Hügel mit Blick über Granada anhalten.

Diese Stadt hat eine Menge zu bieten, wir sind gespannt, für heute steht aber erstmal Sport und ne Dusche an. McFit hat hier einen weiteren Palast hingestellt. Unser neuer Kompanion bewacht quasi die im Halteverbot stehenden rollenden Behausungen und kann auch schnell noch ne Dusche abgreifen. Unsere anderen Begleiter mit dem gelben Bus stehen unweit der Alhambra, der Weg soll zwar steil aber machbar sein, wir geben die Route ein und los. Auf den ersten Metern wird unser Bus immer lauter bis der Geräuschpegel von einem abgefallenene Auspuffkrümmer erreicht ist. Verwinkelte Innenstadt muss man dazu sagen, 5.12, heißt so gut wie einen Tag vor spanischen Weihnachten, heute ist sogar ne Parade in der Stadt unterwegs. Ausserdem will uns das Navi in explizit beschilderte Verbotszonen lotsen. Reißleine gezogen und Übernachtungsplatz gesucht, egal wo... der erste Versuch den Auspuff wieder einzuhängen ist gescheitert, bei Licht wird erneut probiert, und fängt es grad mit tröpfeln an, was nen timing...

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 48:

Die Nacht wurde unspektakulär nahe eines Kreisverkehrs verbracht, wegen der stillgelegten Baustelle dahinter abgeschieden, sodass wir beim Abparken ein Pärchen störten die dachten hier alleine zu sein. Der Untergrund war aber nicht geeignet um nen Wagenheber anzusetzen. (Mein Auspuff) Also ab auf den nahegelegenen McD Parkplatz, hat auch den Vorteil der Morgentoilette und sauberen Händen nach getaner Arbeit, ausserdem kann sich Christie die Zeit mit surfen vertreiben.

Der Auspuff war wegen loser Schelle (nach der Offroadaktion schon nachgezogen) abgefallen und durch die Weiterfahrt und Vibrationen hat sich das Hosenrohr etwas gedreht, deshalb war er nicht wieder bündig einzuhängen und hing nur ncoh an der Halterung unterm Bus. ne Sache von 20Minuten und wir waren startklar, aber wohin stand zur Frage. Die Wetteraussichten nicht die Besten und Kommunikationsprobleme mit den Anderen ließen uns Pläne umschmieden. Es ist einfach zu kalt, gerade Mal zweistellige Temperaturen sind nicht akzeptabel. Keine 20km von hier in Santa Fe gibt es ne heiße Quelle, das drumherum wie von einigen Seiten gehört aussergewöhnlich, also wollten wir es uns früher oder später sowieso ansehen. Granada ade, ohne irgendwas gesehen zu haben.

Wo genau sich diese Quelle befindet konnte uns google und bing nicht einmal genau erklären, vage Beschreibungen in diversen Sprachen gaben uns eine Richtung vor, reicht. Und so fanden wir uns bei bedecktem Himmel in einem Olivenhain südlich von Santa Fe wieder. schlammige Schotterstraßen und ein entgegenkommender Bus mit selbem Ziel, bleibt also nur noch eine Option an der Wegkreuzung übrig und die Polen mit dem getiegerten LT vor uns haben wir am Strand Playa Playazzo auch schon getroffen, fängt ja gut an. Immer mehr Reifenspuren aus diversen Gassen führten zu einem Hügel, der "Hauptweg" dermaßen ausgewaschen und -gefahren dass ich schon bedenken hatte. Aber da lag plötzlich dieses unbeschreibliche Camp vor uns.

Wie der Zufall gerade so wollte war direkt der erste Hügel frei geworden. Die Parkmöglichkeiten an den steilen Hängen eher ungeeignet und all zu weit an die Quelle wollten wir auch nicht ran. Aus diversen Berichten geht hervor, dass es ein beliebter Platz für Leute mit anderen Lebensgewohnheiten ist, tagelange Raves mit Drogen wurden beschrieben, eine Art Hippie revival. Der umliegende Müll zeugt von weiterer Respektlosigkeit vor der Natur. Also mal wieder eine große blaue Tüte raus und unser Umfeld abgegrast, kann sich nun sehen lassen.


Der Platz also ideal, die Aussicht auf die Berge der Sierra Nevada heute noch von Wolken bedeckt, es klart aber langsam auf. Die Nachbarn größtenteils Franzosen, teils in Bussen mit oftmals Vorgärten aus Zeug wie Sofas und Feuerstellen. Wir sind alle gespannt wie das später abgehen wird, freudig überrascht von der Gesamtsituation starten wir den ersten Rundgang. Der verrückte Tscheche aus Valencia ist auch hier, das kann ja was werden.

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Definitiv bleiben wir heute Nacht hier, bauen die Feuerstelle auf und gehen bis zum Sonnenuntergang planschen. Das Wasser angenehme 40 grad, auf mehrere Pools aufgeteilt und sauber auch nicht so schwefelhaltig wie in Italien gewohnt. Sehr entspannend und nackt ist hier auch angesagt. Bis zum Sonnenuntergang sind wir vollkommen verschrumpelt und machen uns auf den Weg zum Lager.

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Wenn dunkel dann kalt, haben wir aber einfach mit der Feuertonne kaschiert. Die PunkerPolen kommen zu nem interessanten Plausch vorbei, der internationale Erfahrungsaustausch birgt neue Ideen. Sie starten meist im Herbst um in Frankreich bei Mindestlohn von 9,50 die Kohle für ihren Wintertrip mit Weinlese zusammenzusammeln. Kiwi ernten stand auch auf dem Plan, oftmals zusätzlich mit Naturalien vergütet.

Feuertonne habt ihr oft genug gesehen, war dunkel...