Der Tag des Abschieds ist gekommen. Der Bahnhof um zum Flugzeug nach Madrid zu kommen ist nicht weit. Hätte gestern Abend anders ausgesehen wäre vielleicht nochmal Sport drin, so aber stand nur nen kleiner Einkauf für Wegzehrung auf dem Plan. Aldi öffnet hier erst 10Uhr, bissel knapp also fahren wir los ins Zentrum. Verkehrstechnisch ist mir noch nirgends ne klassische rushhour aufgefallen, versuch mal morgens gegen 8 oder ab 16Uhr durch Berlin zu kommen. Vergleichsweise harmlos ist es hier, dafür aber ausser mitten in der Nacht immer gleich voll. Liegt wohl auch an der Siesta, einige fahren mittags heim und andere starten gleich erst am Nachmittag mit der Arbeit. Also kommen wir besser durch als gedacht, fünfspurige Kreisverkehre, gigantische Einbahnstraßen keine Parkmöglichkeiten, alles wie gehabt. Auf der Busspur vor nem consum gewartet passierten mich in 10 Minuten 10 große Rote während Christie Brote holte. Zug und Flug bedarf Vorbereitung.
Der Bahnhof gigantisch, seitlich neben der vor einigen Tagen abgelichteten Station angelegt mit einer Taxi-armada davor, wohl der Hauptreisepunkt hier. Sicherheitskontrolle vor dem Bahnsteig, kann sie etwa ihr Gepäck schon hier einchecken? Zum Thema Sicherheit erneut: die Spanier zeigen wie auch Franzosen mehr Präsenz, sind teils mit Schutzweste ausgestattet, fahren vergitterte Busse und haben entweder Uzi oder Pumpgun in beiden Händen, wann wacht Deutschland endlich auf und hört auf die Bedrohungslage die alle anderen sehen kleinzureden.
Dann war sie weg und ich auf mich allein gestellt, sturmfrei sozusagen und was nun? brav ne Telefonkarte besorgen, damit Kontakt möglich ist... orange 1,5Gb für 9,- auch abzuhaken.
Richtung steht ja fest, was kommt als nächstes...? Wieder vorbei an der Albufera sah man ne Weile erstmal nur Reisfelder, dann Orangenplantagen und Gewächshäuser mit anscheinend Reiszöglingen. Ab und an mal ne Ortschaft an die Küste gequetscht, Zeit hab ich, lass mich treiben und passiere ein interessantes Fahrradgespann. Rechts ran und gewunken, schon hatte ich nen Gesprächspartner. Herbert aus Hamburg, ist seit September mit dem Rad unterwegs. Jeden Tag so 30-40km, das reicht ihm und Berge lassen sein Tempo auch enorm schrumpfen. Auf dem Eigenbauanhänger transportiert er Zelt und Verpflegung und hat sogar Platz für nen ReiseTV mit Solarmodul, Luxus muss sein. Angenehme Reise Kamerad.

Ich habe keinen Zeitdruck, kein richtiges Ziel doch mich hält nix weiter in der Gegend. Christie ist mit sagenhafter Geschwindigkeit von 330km/h schon in Madrid angekommen, bald geht der Flieger. Die Orte Gandia und Denia passiere ich ohne größere Beachtung. Sind zwar im Routenführer Costa Blanca als sehenswert benannt, kann ich aber nicht nachvollziehen. Dahinter türmen sich Felsen auf und die Strecke führt etwas abseits des Wassers landeinwärts. Richtung des Zipfels ab dem die Küste einen schwenk mehr nach westen als wie bisher süden macht hab ich was im Auge. Eigentlich wurde mir von vielen Seiten gesagt, dass die Costa Blanca hier zugebaut und uninteressant ist, möchte ich dann zumindest aber selbst sehen. Das hier ist auf jeden Fall schonmal vielversprechend. Ich mag klettern.

Nach Teulada traf ich doch eher unverhofft und zeitiger als geplant auf einen Teil der Zugvögel, nun sind zumindest wieder die DüDos vereint. Wir machen Halt in Moraira, nach schönem Sonnenuntergang an einem kleinen Strandparkplatz entschieden wir unser Nachtlager eher aus strategischen Gründen auf dem großen Parkplatz gleich hinterm Zentrum aufzuschlagen.

Umringt von einigen Holländern im Camper und genügend abseits einige Hundert PKW hatten wir erst viel zu erzählen und dann ne ruhige Nacht. Der folgende Tag hatte wirklich nur ein einziges Bild zu bieten. War sonst geprägt von technischen Wartungsarbeiten und Reparaturen. Achsen und Kardanwellen abschmieren, und jeder Bus durfte auch vorne rechts seine Räder abstreifen. Bremsencheck, bei ihm ein Ruckeln, bei mir nen undichter RBZ, der einzige den ich im Sommer nicht erneuert habe, Idiot! Besagtes Bild entstand auf meinem Ausritt durch den Ort bis an den Rand des Caps.

Doch ganz so stimmt die Behauptung auch nicht, der Tag sollte definitiv nicht erneut hier enden, wir fuhren also weiter und umrundeten Calpe, nachdem Meine Begleiter sich dort schon gestern durchkämpften. Ihre Tour war bisher etwas umfangreicher mit großräumiger Umrundung Madrids und vorbei an Malaga die Küste wieder hinauf zu mir. Im Landesinneren ist es wohl nicht annähernd so mollig warm wie hier und sonst auch öde, ausserdem soll ich doch Weichnachten nicht alleine sein.
Mit schon etwas Panik, wo wir denn nun die kommende Nacht verbleiben, ließ uns die gewünschte Küste nur wenige Optionen, die nicht von Ferienhäusern oder Hotels bebaut war. Teilweise wird fleißig neu gebaut und erst dann international verkauft, wie man den etlichen Angeboten an den Baustellen entnehmen kann. Beim Hafen nahe der Punta Mascarat wollten wir es einfach mal versuchen, und fanden einige Meter dahinter ein wahres Paradies. Grober Kiesstrand mit Faustgroßen Steinen, dafür direkt mit den Bussen befahrbar, abgeschottet und tolle Sicht aufs Wasser. Dafür die Berghänge hinter uns mit Häuseranlagen verschandelt, aber immerhin fast alle leer, es ist halt Winter. Der Glücksfall für heute, da nun doch die Feuertonne zum Suppe kochen herhalten kann, gab wieder viel Gemüse die letzten Tage einzusammeln und auch sonst waren die Funde in der Region mit Brot, Käse und Wurst, Milch und massig Obst sehr ergiebig.

Der Abend dann also vorm Lagerfeuer mit gutem Essen bei weiteren Geschichten, eingeleitet durch phänomenale Beleuchtung um die Ecke fotografiert. Christie war auch gut in New York angekommen, ein toller Tag, ein wahrer Traum.
