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TAG 114 <Agadir Ouzrou> :
7Uhr und die Sonne schon fast auf, keine störenden Berge mehr in der Nähe. In Agadir Ouezrou ist noch nix los, wir (Atlas und ich) machen uns wie üblich auf die Socken. Die Oase interessiert natürlich, also ab ins Grün.

Was ich dort jedoch zu sehen bekam übertrifft jede Vorstellung. Es ist eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, hab mich länger schon gewundert wo das ganze Gemüse herkommt. Großfelder wie in Europa sucht man hier vergebens, maximal 1000m2 sind hier jeweils mit Schlammmauern umrandet und zwischen den Palmen als Schattenspender angelegt. Getreide und Bohnen, etwas Kohl und Rüben, und in allen Wachstumsstadien.


Bewässerungskanäle aus in den Boden gezogenen Furchen, effektiv ist anders. Aus Sicht eines Hobbygärtners sehr schön anzusehen. Auch die Torabgrenzungen zu den Hauptwegen sind mit den auffindbaren Mitteln entstanden, von zurechtgeschnittenen Reifen über aufgerollte Blechdosen und Palmenwedel gibt es vieles.



Naja, Hindernis ist dieses Gatter nun nicht unbedingt:

Und das aller Beste... überall liegen mal wieder Datteln rum, Frühstück. Atlas bekommen sie auch gut der eintige Nebeneffekt bei all den Kohlenhydraten... er dreht voll auf. Zuckerschock am Morgen und die staubigen Pfade der Oase sind eine Tobewiese, ich hoffe der schläft heute irgendwann nochmal. Könnte mir auch länger gefallen, Datteln zum Frühstück. Unsere Palmenkletteraktion hat gut funktioniert, gewaschen und getrocknet schmecken die nun super. Aus den noch nicht ganz dunklen haben wir eine Art Sirup machen wollen, nach dem einkochen und pürieren blieb aber nur ein Brei übrig, schmeckt super, sieht Scheiße aus, egal ab aufs Brot.
Bei der Aktion haben wir aber etwas wichtiges eingebüßt, der letzte Stromkonverter ist ebenfalls in Rauch aufgegangen, PC laden ist nun ein Problem. Ich schleppe nun genau vier kaputte Konverter mit mir rum, nen mittelgroßen von letzter Tour, unseren ersten kleinen für den Zigarettenanzünder der in Spanien aufgab. Unseren 1000W der den Kühlschrank nicht vertragen hatte und nen alten geschenkten von den "gelben Bus Begleitern" der bis zum Schluß alles ohne Lüfter erledigte, dafür aber auch gut heiß wurde.
Naja, auf jeden Fall steht also Ersatz suchen auf dem Plan, aber erstmal hab ich nach fast zwei Stunden den Bus wieder erreicht. Am Ortseingang ein Schild, Kooperation mit den USA, interessant.

Daher also der Fortschritt in den Straßen, Beispiel hier, Mülltonne. Seltenes Exemplar und mehrfach geflickt besser als gar keine.

Die Sonne brennt und Christie ist auch langsam wach. Ebenso die Bewohner des Ortes und wir mitten im Zentrum und Objekt höchsten Interesses. Sie bleibt hier und macht Frühstück, ich zieh mal mit dem iPad los den Ort erkunden. Bisher unterscheidet es sich nicht von anderen. Doch nach 300Metern befinde ich mich am nördlichen Ende und schaue auf eine Felsformation auf deren Spitze das Dorf thront. Agadir bedeutet befestigte Speicherburg und zumindest von der Seite nicht für Feinde einzunehmen.

Also muss ich die Ecken direkt am Abhang in Augenschein nehmen. Das Dorf hier gefühlt um Generationen älter, südeuropäische Bergdörfer erinnern stark an die kleinen Gassen und Unterführungen. Nur dass hier Baumaterial Palmenstämme und Stroh aus Wedeln sowie Lehm vorwiegend zu finden ist. Ebenfalls Türen sind aus fasrigem Palmenholz gemacht und wie auch auf den Feldern mit aufgeschnittenen und -gerollten Blechdosen verstärkt.


Eine kleine Schar Kinder ist sehr an diesem Neuling interessiert und verfolgt mich. Ich spiele mit und bei Verstecken über hinterherrennen komme ich so in einige Sackgassen und abgelegene Bereiche. Eine große Gruppe Frauen unterhalten sich lautstark um eine Minzeverkäuferin sitzend und das Gebrabbel verstummt als ich entdeckt werde. Alle sind freundlich und begrüßen mich, kichern. Teilweise hab ich anderorts schon erlebt, dass Frauen sich wegdrehen oder ihren Schleier noch tiefer ins Gesicht ziehen. Hier sind auch viele junge und hübsche Mädels dabei, das Getratsche für den Rest des Tages geht dann also auf meine Kappe. Schottenrock, Barfußschuhe, wallendes Haar und geflochtener Bart sind glaub ich nicht so häufig hier. Zurück zum Bus, das muss Christie auch sehen.
Kleiner Snack und wir gehen zum zweiten Rundgang und entdecken auch Ruinen und unbewohnte Bereiche. Das südlich anschließende Viertel sind dann "moderne" Betonklötze größtenteils nicht fertiggestellt, was aber auch normal ist. uninteressant, dann lieber so.

Wir nehmen unsere Fahrt kurz vor Mittagszeit auf, ich will die Oase umrunden und erst dann wieder auf die N12 nach Tata. Es geht vorbei an einer großen Schule, die mit umliegenden Gebäuden fast schon wie ein Dorf im Niemandsland wirkt. danach abgebogen und auf der anderen Seite wieder nach Süden kommen wir an einem Teich vorbei. Eigentlich ist es langsam fließendes Wasser und ein Einheimischer wäscht seinen getunten Renault 19.

100m weiter eine Gruppe Frauen die Wäschetag haben. Eine davon abseits fotogen.

Wir pausieren erneut und ENDLICH ist die Gasflasche leer. Die Geschichte zieht sich seit unserer letzten Woche in Spanien, gefühlt war kaum noch was drin in der Flasche, die in Frankreich angeschlossen wurde, nachdem die vorherige aus Saarbrücken mit heizen nur knapp drei Wochen hielt. Kochen geht also Tagelang und durchgehend mit 5kg Propan, mal schauen was die 6kg Butan so leisten, ab jetzt feuern wir marokkanisches Gas durch die Brenner. Nun müssen wir aber wirklich, will mich in Tata um nen Konverter kümmern. Soll eine Stadt mit 13.000 Einwohnern sein, zwei Campingplätzen und beliebt bei Touris, mal sehen. letzter Blick auf die Oase nördlich Akka im Hintergrund.

Gemüse brauchen wir auch, Essen ja nix anderes. Der Markt ist gefunden, nen Parkplatz in der Nähe auch, ich geh schoppen. Tragekörbchen um Plastik zu vermeiden und kiloweise erfolgreich. Ein Verkäufer erkennt mich wieder, obwohl ich noch nie hier war. Tafraoute beim Souk vor wenigen Tagen... manoman das sind 150km Weg wenn man die Strecke nimmt die wir nahmen. Nur um Obst und Gemüse zu verkaufen neben hundert anderen und kurioser Weise fast immer zum selben Preis? Komische Handelswelt.
Meine Suche nach Ersatzteilen schlägt etwas fehl, die meisten haben grad Mittagspause, ich frage mich durch die kleinen Shops und Boutiquen, Elektro-Reparaturwerkstätten und Telefonzubehör. Niemand hat was, weiß was oder kennt jemanden. Ich irre einige Stunden umher.
Zwischendurch Mittagspause, dann erneute Versuche. Christie nutzt die Teit im Bus mit Internet, wenigstens iPad und Telefon können wir von USB am Regler laden. So kam es dass mal wieder etwas auf Facebook und ins Forum gelangte. Der Rundgang am Nachmittag brachte jedoch auch nix weiter. Immerhin hab ich professionell meinen Aussenspiegel Fahrerseite reparieren lassen, nachdem er im Ait Mansour Valley gegen eine Palme verloren hat. Pappmuster, Spiegelglas schneiden und mit Silikon einkleben, fertig.

Ich gebe gegen 17Uhr entnervt auf und fahre den Campingplatz an, mal die Franzosen fragen ob jemand Ersatz dabei hat. Ein Halsabschneider wollte zwar helfen, für seinen total verstaubten angeblich neuen kleinen 300W aber 50,- Euro haben, habe für meinen keine 30 bezahlt... ne Garantie gibts auch nicht mehr, nein danke. Für die Kohle kann ich mir überall Strom holen und nebenbei was Essen. Wir machen uns also gut eine Stunde vor der Dämmerung auf den Weg nach Tissint. Wird wieder mal ne Etappe in Dunkelheit, hier unten auf solch wenig befahrener Straße macht das sogar Spaß.
Und man entdeckt immer Neues, so zum Beispiel erhebt sich einer der hellsten Sterne am nördlichen "Winterhimmel" als erstes ohne dass es dunkel zu sein braucht. Arcturus ist damit in dieser südlichen Region schon weit vor Dämmerung süd-östlich sichtbar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arktur" onclick="window.open(this.href);return false;
Im nächsten Ort gibt es nix für uns, kein Brot mehr und verwelktes überteuertes Gemüse. Das Olivenöl sagt mir auch nicht zu und der Diesel aus Flaschen ist mit 9dh zu teuer für nen ungewissen Kauf. Wir wollen auch nur noch wenige Kilometer weiter zu den Felsenbecken eines ganzjährig mit Wasser gefüllten Flußes. Die sollen 11km weiter südlich nahe der Straße zu finden sein. Mit der Aussage kann man was anfangen, aber an besagtem Wegpunkt war rein gar nix was nach Einfahrt aussieht. Auch nach 13Kilometern immernoch nix und wir beschlossen umzudrehen und genauer zu gucken.
Dort gab es wirklich einige Reifenspuren einfach durch den Graben wie man ihn bei uns kennt. Nicht ganz so tief und machbar, danach noch 200m und wir kommen an der sandigen Steilklippe an, wo knapp 10 Meter tiefer der Fluß im Mondlicht schimmert. Schlafplatz gefunden, den Rest erkunden wir Morgen.