TAG 10:
Der Kilometerzähler der letzten Tage im Durchschnitt bei knapp 150 am Tag. Bis Barcelona keine 600km mehr. Heute wird das verpasste RendezVous nachgeholt, die beiden Busse sind irgendwie doch schon unterwegs und uns nun vorraus. Wir starten mal wieder erst Mittag, als sich Sonne durch die Schwaden am Himmel kämpft. N7 zu großen Teilen auf dem Plan geht es vorbei an Valence, nur aus dem Augenwinkel kurz betrachtet. Bei Montelimar nahmen wir gleich die Umgehungsstraße, bevor Christie noch auf den Gedanken kommt wieder Nougat einzukaufen. Die Gegend ist gut im Gedächtnis und auch die Anziehungspunkte bleiben die Gleichen. So haben wir einige Container entdeckt, denen schonmal gutes abgerungen wurde. So auch heute wieder der Fall und die Futterlager sind mehr als gut gefüllt.
Der McDonalds bei Pierrelatte war dann am Nachmittag das angepeilte Ziel. Tada, alle Zugvögel nun endlich vereint und passen sogar auf ein Bild. Sonne schon tief im Rücken gibt's nur ne Heckansicht.

Doch nach nem Tee in der Runde wurde geplant sich Morgen an der Küste erneut zu treffen. Detailliert war es >Le grau du roi<, auf Empfehlung eines busfreaks und dort mit google maps ein vermeintlicher Weg zum Wasser. Wir hatten vor noch etwas zu bleiben und nach nem Schwimmbad auf dem Weg zu suchen, ne Dusche wäre toll. Doch es ist schon wieder Samstag und alles geschlossen. Nimes als größte Stdt auf der verbleibenden Strecke auch fast 90km entfernt. Orange mit interessantem Amfitheater (waren wir schon) aber nicht auf der direkten Route zur petite carmague. Dazwischen eher nix los, also mit der Ungeduld im Rücken bald das Wasser sehen zu können beschlossen wir die letzten 120km auch noch abzureissen. Kaffee und weiter. Ohne Pause dem Mittelmeer entgegen. Aufgeregt wie ein Kind vor Weihnachten hätte ich fast die Tankanzeige übersehen. Der letzte Schluck machts zwar noch aber ein vielleicht ist nicht genug und danach muss eh neuer Treibstoff her. Also hat unser Vorrat zumindest bis ans Mittelmeer wenn schon nicht wie gehofft bis Spanien gereicht.
Die Aktion Tanken natürlich kostengünstig an einem Hyper oder Interwas auch immer eine Geschichte für sich. Automaten, kein Personal. Keine Karte, ich wollte mit Bargeld zahlen. Dafür konnte man den von der EZB bedruckten Zettel gegen einen mit Strichcode und Zahlen bedruckten Zettel der Betreibergesellschaft tauschen, auch noch einfach. Ich verstand auch alle Erklärung darauf, gab den Code ein und wartete..nur ließ sich die Pumpe nicht zum Betrieb überreden. Auch der Nachbar und seine beiden jugendlichen Kids probierten es einige Male und wollten schon Hilfe rufen. Raute 1 4 0 0 und V für Bestätigung. Im kollektiven Knobeln entdeckten wir noch andere Zahlen und mussten vor dem Code noch eine ID-Nummer eingeben. nach einigen weiteren Tastenbestätigungen gab es dann endlich frischen Lebenssaft für den DüDo. Und die Helfer wollten diesen Augenblick mit dem langbärtigen mit dem komischen Akzent auf einem Foto festhalten.
Das letzte Stück Weg gab eine weitere Annekdote zu berichten, diesmal ein nettes und erst scheues älteres Ehepärchen, welches mit mir zusammen einen Container hinterm Supermarkt plünderte. Säckeweise Brot haben sie für ihre Pferde mitgenommen, ich dagegen von Spinat über Sellerie zu Sojasprossen. In Summe kamen zwei Kisten zusammen und drei Sträuße Blumen obendrauf, mal schauen wof+r die noch gut sind, Christie freut es sicherlich. Immer wieder unglaublich, was es so zu holen gibt, locker 50Blumensträuße von bunt bis Rosen auf einem Haufen, schade so zu sehen. Hier die Beute, das ganze Grünzeug in der Kiste unten rechts.

Kurz vor Mitternacht hatten wir dann endlich unseren Schlafplatz gefunden. Der Campingplatz L' Espiguette war wie vermutet zu und der Parkplatz zum Strand mit einer 2m Hürde versperrt. Blieb uns nur der Rand direkt davor, das Meer hört man rauschen, steht dafür aber auch windgeschützt. Aufgabenverteilung klar, ich check im abnehmenden Vollmond die Umgebung und Christie zaubert ne Suppe, obwohl das ordinäre Wort nicht annähernd das wiedergibt, was aus Bohnen, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und massig Gewürzen gezaubert wurde. Als i-Tüpfelchen gab es eine Packung Sanglier, was Wildschwein bedeutet, scharf angebraten und in der Suppe durchgekocht dazu. Paradies mit dem Wissen endlich wieder zuhause zu sein.
Das Mittelmeer direkt besuchen bedarf hier eines weiten Fußmarsches. Eigentlich hält uns/mich nur eine Kette um die Schranke ab den Weg zu minimieren. Und natürlich die Blicke meiner Frau, als wenn eine Mutter ihrem Kind das nervende Spielzeug wegnehmen will. Nein, das darfst du nicht. Also Gassi. Atlas freut sich wie wild. Zum Wasser vorrennen ist schon immer sein Ding, hier findet er es aber nicht. Die westlichste Ecke der Carmague hat auch locker nen Kilometer Küstenstreifen. Doch irgendwann war es dann soweit und es ging ohne nasse Füße nicht weiter Richtung Afrika. Ein Grinsen, fast schon sentimental stand ich da hell vom Mond beleuchtet und sonst nix. Wir haben die letzten 6Monate ohne Mittelmeer verbringen müssen, eine Qual.
TAG 11:
Heute Nacht blieb die Heizung mal aus, nicht angenehm aber ertragbar und dank sternenklarem Himmel war uns die Sonne am Morgen gewiß. 10Uhr aus dem Bett, naja, immerhin ist's Sonntag. Der Parkplatz hinter uns wurde ab und an schon besucht. Heute ist Ausruhen angesagt, muss im ganzen Urlaubsreisestress auch mal sein.
Zum Morgen hat der Wind aufgefrischt. Ein Schauspiel wie der Wind die Körnchen dahinfegt. Vor allem auf so weitem Raum.
Ich könnte schwören so ein zwei Dünen hab ich gestern Abend noch nicht bemerkt...
15Uhr saßen wir dann doch abfahrbereit und wollten die dringend benötigte Dusche suchen. Der CP immernoch geschlossen, anscheinend bis März. Ringsum ne Menge Ranches, klingt idyllisch, sieht aber mit den Werbetafeln davor echt nach mieser Tourimasche auf Kosten der Vierbeiner aus. Am Strand der Carmargue in den Sonnenuntergang Reiten. Sogar nen McD gibts im Ort. Le Grau du Roi hat massig Camper und Blockhütten zu bieten, die neuen Einfamilienhäuser hinter dem Yachthafen sehen auch ziemlich steril aus. Feriengegend. Laut Internetansicht von oben ist der Hafen gigantisch, entweder ringsum aufgeschüttet oder ein riesiges Areal ausgehoben. Schaut mal drüber.

Der Hafen war also auch erstmal unser Ziel, aus Erfahrung gibt's da Duschen und auch im Winter ist was los, zugefroren geht hier ja nicht. Parkplätze kann man vergessen, alles über 1,90m sollte draussen bleiben, oder keine Skrupel haben auf der Bushaltestelle zu stehen. Mein erster Check in der capitanerie ergab eine nette Dame, die gewillt war uns die Duschen auch ohne Mitgliedskarte im Yachtclub zu öffnen. Jetzt weiß ich auch wofür die Blumen gut sind und schon waren wir wieder sauber und glücklich.
Zeit für noch einige Meter am Tage, die Sonne bringt in den letzten Zügen den Himmel zum glühen. So nen richtigen Sonnenuntergang kann man eigentlich doch nur über Wasser beobachten. Die Strecke hier an Montpellier vorbei am Wasser war schön und geschmeidig, am Abfahrtsort in den Salinen sogar noch von den üblichen Flamingos flankiert, die wohl noch nicht, wenn überhaupt, ihren Weg über den Teich antreten.