Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 153 < Sevilla McFit >

Die Sporteinheit folgt direkt nach dem Gassigang am Morgen. Drei Monate Ruhepause und nun das erst Gym in Spanien. Tut gut mal wieder an Geräten zu trainieren. Ausserdem fühlt sich die Dusche danach mit warmem Wasser von oben und nicht aus nem Eimer schon komisch an. Luxus könnte man behaupten, das Ergebnis ist aber das selbe, sauber.

Christie folgt und die Amis ziehen nach Verabschiedung von Dannen, bin gespannt, was es bei denen so noch zu berichten gibt. Auf jeden Fall ist die Zeit ein wichtiger Faktor, nur 90 binnen 180 Tagen ist es möglich in der Schengen-zone zu verbringen, sie wollen/müssen also im Sommer ne Weile im Königreich Großbritannien verbringen. Schon nen interessantes Pärchen und vielleicht sehen wir uns in Berlin wieder.

Zeit vergeht... schon wieder Nachmittag. Wir beschließen es lohnt nicht heute noch nach ner Scheibe zu suchen, lieber noch nen bissel zusammen bleiben, sie ist schließlich einige Wochen weg. Der Parkplatz ist auch nicht unclever, kurze Wege und nur drei Kilometer zum Flughafen, der Vogel geht schließlich 6Uhr, heißt 4Uhr einchecken.

Mit Filmen machen wir die "Nacht" durch, die Amis haben uns alle Staffeln Game of Thrones gegeben. Wenn wir schonmal die Kulissen dazu gesehen haben und alle davon schwärmen muss man sich das schon mal antun, spannend ist es ja.




TAG 154 < Sevilla Flughafen >

Es ist also mal wieder soweit, dass ich auf Tour alleine bin. Diesmal nicht für ne Runde im Ausland, sondern für den kompletten Rückweg heim nach Berlin. Es bot sich aber grad an über Uni und London wo sie sowieso auch hin muss, hoffentlich ist dafür im Sommer Ruhe. Die ewige Fliegerei kann ich mit meinem Umweltgewissen schlecht vereinbaren. Der Flughafen schläft noch, wir parken und verabschieden uns also direkt vor der Eingangstür.

Was macht man 4Uhr nachts... schlafen, also fahr ich zum nahegelegenen Schrottplatz und warte dort vor der Tür auf Öffnung.... und schlafe mal wieder durch bis 9. Mit Hand und Fuß die Sprachbarrieren überwindend versteht man meinen Wunsch zwar, kann mir aber nicht helfen. Die beiden Nachbarn im selben Gewerbe auch nicht, der letzte hat noch eine andere Adresse für mich, fast einmal durch die Stadt, ob das lohnt?

Naja, vielversprechend von Weitem, ein Düdo thront überm Platz als gelbgestrichene Werbung des Cementerio de Coches (Desguace). Leider sehe ich die Schiebefenster und kann damit nix anfangen, auch wäre die Demontage dort oben schwierig. Teile hat man für mich keine.

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Schon ne waghalsige Aktion solch Ungetüm dort oben zu platzieren, nen Käfer oder Renault 4 hätte es auch getan. Studium vom Unterboden zeigt Antrieb und Tank fehlen, Abgasstrang natürlich auch. Nix zu holen, Abfahrt. Schnauze voll von Sevilla, ich versuche mein Glück on the road, das Wetter lädt zum "offen" fahren ein.

Carmona anvisiert durchquere ich weite Landschaften in denen die Sonnenblumen auf den Feldern schon fast nen Meter hoch sind.

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Sehr vielversprechend ist auf halbem Wege ein Schrotti mit größeren Kalibern. Von Bagger über sehr alte LKW sehe ich auch einige Lieferwagen.

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Ein riesiges Areal mit vielleicht 500 oder gar 1000 Fahrzeugen, die Zuversicht lässt mich anhalten und fragen. Mercedes "quattrocentosiete" oder so ähnlich und der Blick vor die Tür zur Gewissheit. Ein Kopfschütteln als niederschmetternde Antwort und weiter on the road, so schnell kann es manchmal gehen.

In Carmona gibt es nur nen altes Amphitheater zu sehen, eher ne Ausgrabungsstätte mit Ruinenresten. Auf der anderen Straßenseite jedoch ist die Necropolis noch besser erhalten. Unterirdische römische Begräbnisstätte, der Art haben wir schon einige gesehen, kostet aber keinen Eintritt und der Bus steht mit der Fahrertür sicher an der Häuserwand. kleine Runde.

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Ich will heute aber noch Meter machen, weiter Richtung Osten, Cordoba. Die Gegend mit Orangenplantagen gesäumt, schön grün und auch am blühen, teils sogar noch Orangen dran, aber doch irgendwie eintönig. Etwas hügeliger wird es und auf einem der Bergkuppen thront etwas gewaltiges von Menschenhand gesetztes. Eine Burg. Almodovar del Rio mache ich also nen weiteren Stop, ist sowieso Zeit mal was zu essen und für Atlas gab es im letzten Ort ne Tüte Knochen und Reste. Busparkplatz, was sonst.

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Ist ruhig hier und sieht interessant aus, mache mich also mal auf den Weg, auf zum Verdauungsspaziergang. Es wird steil und man hat ne tolle Aussicht auf die Umgebung, der schönste Anblick auf die Burg aber aus Süden.

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Nun aber weiter, will bei Cordoba nochmal nach ner Scheibe suchen, vorher zu McD zur Recherche und mal hören wo Christie aktuell ist. Im Baumarkt kostet das Stück Plexiglas 25,- Euro, das ist also keine Option, nicht wegen dem Geld alleine aber die große Firma mit einem Stück Plastik reich machen, no way. Beim Schrotti später kann man mir natürlich nicht helfen.

Dann hab ich auch weiter keine Ambitionen hier zu bleiben, eine Stadtrundfahrt und ab nach Norden, dort soll es ne Kletterregion geben, hab es zumindest grob auf dem Schirm und mehrfach gelesen, liegt sozusagen auf der Strecke, es findet sich immer ein Weg. Doch vorab der Halt südlich des Rio Guadalquivir, dem Fluß dem ich die ganze Zeit von Sevilla gefolgt bin. Ausweichstrecke statt Autovia über Ecija, was auch interessant sein soll. Die Brücke an dieser Stelle ist historisch, klar, aber auch ziemlich berühmt, wenn auch in der Flimmerkiste mit einer ganzen Ortschaft bestückt. Games of Throne mal wieder, hab aber noch nicht die entsprechende Folge gefunden.

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Auf der anderen Seite sieht man Palast und Kirche, kommt aber mit dem Fahrzeug nicht viel näher dran, ohne von etlichen Kameras bei der Einfahrt in die "verbotene Zone" gefilmt zu werden. Das gibt saftige Tickets, hier haben die Spanier gut aufgerüstet. letztens sahen wir sogar nen Polizeiwagen mit Kamera auf dem Dach und Laptop beim Beifahrer. Knipsen und Tickets drucken ohne auszusteigen, effiziente Schweinebande.... aber abgefahrene Reifen in Tarifa.

Ich mach mich also aus dem Staub und qualme so vor mich hin. Der Rest von Cordoba haut mich jetzt nicht vom Hocker, bis auf die Brücke und das kleine Zentrum braucht man hier glaub ich keine Zeit verplanen. Ich muss nun eine Nationalstraße nehmen, langweilig. Aber wenigstens an den Steigungen zweispurig und ich fahre schließlich in die Berge nördlich der Stadt. Für die nächsten 55km brauche ich also auch zwei Stunden. Kleiner Stop um Wasser zu tanken, mein maps.me zeigt mir ne Trinkwasserquelle. Idyllisch gelegen, mit Beschreibungstafel und in einem Steinhäuschen untergebracht, fast schon nen kleiner Schrein, doch das Wasser braun, also doch lieber von der Tanke.

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Espiel heißt der Ort auf der anderen Seite der Kletterfelsen, rechts liegen gelassen gleich zum Ort des Geschehens. Die Parkplatzsuche endet auf einem abschüssigen Schotterstück, wo ich erstaunlicherweise doch ne Ebene finde. Genug hinterm Steuer für heute, Atlas' Zeit ist gekommen, ab in die Natur. Von Mandelbäumen und Oliven umgeben schauen wir uns das mal an. Wow, ein größeres Revier als ich dachte. Es müsste Freitag sein und einige Kletterer kehren grad zurück, ein paar Wanderer geniessen auch die Region. Durchweg Spanier und die sprechen schlecht bis kein englisch, aber ich treffe doch jemanden der Morgen auch hier ist und in deren Gruppe einer fehlt, bin also dabei. Wir verabreden uns und den Abend verbringe ich am PC im Bus.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 155 < Espiel Kletterregion >

Neeeeein, es regnet am Morgen, ich werde durch Tropfen auf dem Dach gegen 7:30 wach. Ok, genug Zeit noch für die spanische Sonne alles wegzutrocknen... wenn sie denn bald rauskommt. Das Glück blieb uns aber verwährt und es hielten sich Wolken am Himmel. Die Gruppe, wie auch die meisten anderen, die extra für das Wochenende hergekommen waren machten sich trotzdem auf den Weg. Zumindest regnet es nicht mehr.

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Die Wanderung alleine war schon eine ordentliche Anstrengung, die Temperaturen mild kommt man doch ins Schwitzen. Mit nem geländegängigen Fahrzeug und weniger Höhe kann man noch 500m weiter in die Natur vordringen, netter Stellplatz dort. Die Wege sind matschig, aber die Wände sehen schon wieder hellgrau also trocken aus. Wir versuchen unser Glück an einer Wand mit vorwiegend 5ern.

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Ich lass den Profi mal vorklettern und das Toprope ist schnell gesetzt, einige feuchte Stellen noch, aber es sollte gehen. Aber als ich an der Reihe war fing es erneut zu regnen an, die Wand wurde schnell nass und es machte keinen Sinn, wir packten und gingen wie alle anderen Heim. Meines war wohl das nächstgelegene und so vertrieb ich mir die Zeit mit dem PC. Soll ich heute fahren? Geht eigentlich nicht ohne Seitenfenster und Morgen ist Sonntag, da soll die Sonne scheinen und Klettern möglich sein.

Definitiv brauch ich heute aber Internet, mal hören was Christie so macht. die Albergue unten am See ist in Sichtweite und keine 10Minuten zu Fuß, Atlas hält Wache und ich mach mich in einer Nieselpause auf den Weg. Eine Kletterlodge kann man das auch nennen, wetterbedingt grad gut besucht. Ich hab Verbindung in bin locker 2-3 Stunden beschäftigt.

Am Abend sieht dann alles freundlicher aus und lässt Hoffnung für Morgen wachsen. Mit Atlas noch die Gegend erkunden aber vergeblich nach grünem Spargel gesucht, keine Ahnung, wo die ganzen Verkäufer an der Straße den her haben, ist aber aktuell so'n Ding hier.

Die zweite Nacht am gleichen Platz, und wieder kaum Nachbarn. Haben sich alle in die Pension verzogen.





TAG 156 < Espiel Klettern >

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Es war diesig am Morgen um nicht zu sagen die Aussicht ist komplett verschwunden. Wir hängen in einer Wolke, oder besser noch, die Feuchtigkeit von gestern wird gnadenlos schon von der frühen Sonne bekämpft. Ein Schauspiel.

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Dem war auch so und keine Stunde später blauer Himmel und trockene Wände. Gut was los heute hier, gibt aber genug Routen. Ich hatte gestern noch mit nem Kerl gequatscht, der sonst Instruktor in den Pyrenäen ist, plus Freunde sind die auch nur zu dritt, ich mach mit. Es hat Spaß gemacht und ich hab dazugelernt, ausserdem mit TopRope von Pablo angebracht auch eine 6b absolviert, 27Meter hoch, eine Traumaussicht auf den nahegelegenen aufgestauten See.

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Nen Filmchen gibts davon natürlich auch wieder, wozu sonst die ganze Spielerei.

https://vimeo.com/164524151" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich verabschiede mich gegen frühen Nachmittag, die Wände sind knackevoll und werden es wohl auch noch bis zum Abend bleiben. Ich muss heute aber weiter, Ziel ist ja die Rückfahrt und ich steh schon wieder über 40Stunden hier. Ab in den Sessel, vorher aber nochmal Energie tanken, Futter fassen und Atlas bespaßen.

Meine Route führt schnurstracks nach Norden, Toledo ins Visier genommen und kleine Nebenstraßen ausgesucht. Eigentlich nix sehenswertes, ab und an mal Auflockerung der Szene durch sowas.

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Ich habe wenig Ortschaften auf der Route, diese hier ist aber eine Nennung wert, nicht sehenswert, aber bedeutend. In der Nähe von Almaden befinden sich die größten Zinobervorkommen der Welt, dies wird bereits seit der Antike in Minen abgebaut und zur Quecksilberherstellung verwendet. Etwa ein Drittel des jemals geförderten Quecksilbers stammt von hier. Jeder hat also nen Stück Almaden zuhause. Die Minen 2003 geschlossen, gelten als mit die ältesten der Welt, über 2000 Jahre genutzt, dann kam der Umweltschutz. Immerhin interessant.

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Ich halte mich fern von Ciudad Real und finde irgendwo vor Porzuna ein Nachtlager in einem Olivenhain unweit der Straße, soll Morgen gleich früh weitergehen. über 150km Landstraße, nicht schlecht für nen halben Tag.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 157 < Olivenhain bei Porzuna >

Kalt wurde es in der Nacht, bin auf ordentlicher Höhe um 700m. Sollte also wirklich langsam nen Fenster finden. Doch als gegen 9Uhr die Sonne etwas kraft hatte wurde es schnell warm. Abmarsch, vorbei am Nationalpark Cabaneros. Sicherlich ne tolle ecke zum verweilen, keine Zeit. kurzer Blick auf den Stausee.

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Und direkt nebenan mal wieder ne "fuente" mit ihren Quellen habens die Spanier anscheinend, heiliges Wasser? na ma gucken, sieht auf jeden Fall besser aus als das letzte.

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Die Montes de Toledo sind überwunden und ich komme auch schon in die historische Stadt. Von Süden her mit der tollsten Aussicht über den Fluß, ich hab aber verpasst nen Foto zu machen, google hilft sicherlich.

Hier ist gut was los, Stadtzentrum auf einem Hügel gelegen und mit Durchfahrtsverbotsschildern gespickt. Ich mach also ne Runde aussen rum und finde nirgends einen Parkplatz, selbst die bewachten Touri-Parkplätze sind alle voll. Heute ist doch Montag, was soll das? Brauche doch jemanden, der auf meinen Bus schaut, während ich ne runde mit dem Rad drehe. Naja, knapp 4km weiter am alten Bahnhof östlich der Stadt gibts nen leeren Parkplatz, die Preisgestaltung extravagant, die ersten 15Minuten gratis, dann jede Minute 3ct. klingt wenig, sind aber auf ne Stunde auch 1,80 ! Aber immerhin nen Typ im Häuschen und ich beeile mich.

Es geht bergauf, diesmal aber über fünf Rolltreppen die für die Tourimassen bestimmt sind die sich hier durchschieben, ich mit dem Rad mittendrin. Oben steht die Kathedrale und weiteres altes Gemäuer in den üblichen Gassen.

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Was aber besonders auffällt, hier gibt es überdurchschnittlich viele Waffenläden, eher zur Schau und auf mittelalterlich gemacht aber Schwerter sind groß in Mode hier. Ritterstatuen und das übliche Beiwerk ebenso, leider nur an jeder Ecke und damit sicherlich keine Unikate, sondern China-Ware für Touri-Komerz.

Das ist mir alles zu viel hier, Massen von Leuten und dazu noch Schulklassen,Toledo steht wohl im selben Reiseführer wie Ronda ganz weit vorne, muss ich mir nicht weiter antun, bergab geht es mit dem downhill-Rad kreuz und quer, egal ob Treppe oder Gasse. Der letzte Blick von der Brücke nach Osten.

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Ab in den Fahrersessel und Richtung Aranjuez, die anscheinend ruhigste Route um später nach Madrid zu gelangen. In dem Städchen vor den Toren der Hautstadt soll es ruhig und edel zugehen, von vielen Parks und Wäldern umgeben ein Naherholungsgebiet wo besser situierte leben. Ich wie üblich einmal quer durch und nen hübschen Eindruck gewonnen. Bei der Durchfahrt hier fühlte ich mich an Berlin und das Brandenburger Tor erinnert, hatte erst nen bissel skrupel, aber was solls.

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Und dann war es so weit, dreispurige Hauptstraße, es gibt wohl nix anderes um in die Stadt zu kommen... da will ich heute aber noch gar nicht hin. Wenn man sich die Straßen um Madrid so ansieht könnte man denken die haben mehr Autobahnringe als jede andere Metropole. Ich bleibe bei einem der Burgerbrater in den Vororten, die meist industriell oder kommerziell genutzt werden. Ein idealer Parkplatz mit Empfang im Bus und es gibt ne Menge nachzuholen. Gute Nacht und Gruß aus London, Christie

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 158 < McD Getafe >

Der Parkplatz war mal wieder nicht nur meine Wahl für die Nacht, die meist polnischen Kleinlaster-Einzeltransportunternehmer nutzen diese Variante auch recht häufig. Jeder muss halt nach Hause telefonieren. Die Goldene Möwe hat noch geschlossen, war aber so freundlich das Internet an zu lassen, hab ich auch schon anders erlebt.

Heute muss es ein Erfolgserlebnis geben, ich brauch was vors Fenster. Ein großer Schrottplatz im süden der Stadt, unweit meiner jetzigen Position. Leider wieder nicht die Rechnung mit dem Straßennetz gemacht, es ist unmöglich ohne die Autobahn dort hinzukommen und selbst das mit wilden Kreisen fahren. Desguace de Blas ist also mein Anlaufpunkt und es ist gigantisch.. doch auch hier finde ich nix. Aus Verzweiflung war ich schon bei einem Glaser um die Ecke, große Fabrik, aber können nichts für Autofenster herstellen.

Meine Recherche ergab noch einen großen Platz im Osten der Stadt, da will ich später hin, auf der Strecke liegt erstmal das Stadtzentrum. Königspalast und so weiter, Navi gefüttert und los. Im Gegensatz zu Paris, Rom, Mailand oder Napoli, Amsterdam, Brüssel, Warschau oder sonstigen Metropolen in denen wir mit dem Bus unterwegs waren ist das hier nen Witz.

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Ein recht ordentliches Tunnelsystem lässt die letzten Kilometer zum Zentrum dahinrasen, dazu die unzähligen Autobahnen und schon ist man drin. Mein erster Blick rechts, das Museum mit klangvollem Namen Prado. Gilt als eines der besten und größten der Welt, aber wir waren schon im Louvre... reicht.

Am nächsten Kreisel nehme ich die dritte Ausfahrt und folge der Gran Via, sowas wie dem KuDamm hier. Altmodisch und nicht mehr die Nummer eins, aber dafür vollgestopft mit Fahrzeugen. Nette alte Gebäude gibt es zu bestaunen. Fotos Fehlanzeige, macht sich alleine echt blöd mit fahren und knipsen. Am Ende der Straße dann um die Ecke und direkt auf den Königspalast zu. Davor muss man aber wenden, geht nicht weiter, hab ihn gesehen, reicht.

Mangels Alternativen die gleiche Strecke wieder zurück und beim Versuch den Kilometer Zero am Puerta del Sol zu erreichen in kleinen Nebenstraßen gescheitert. Von hier aus gilt das gesamte Kilometersystem des Landes bemessen. Aus einer Fußgängerzone... Interessant. Also weiter und nochmal um den großen Kreisel am Palacio del communikation, einem tollen monströsen klassischen Gebäudes vorbei. und durch nen weiteren Tunnel raus aus der Stadt, Madrid abgehakt.

Der große gesuchte Fahrzeugverwerter war dann geschlossen, sieht aus wie für immer, abr um die Ecke war nen Schrotti, also Metallhändler. Egal, ich brauche jetzt was, mal gucken. Auf dem Hof lag ne Menge Gerümpel rum, auch ne Plexiglasscheibe in richtiger Stärke. Nur leider Milchglas, aber nen Versuch ist es wert. Die Schablone anpassen hat drei Minuten gedauert, da war grad jemand mit ner Flex in der Nähe zu Gange. Das Teil dann in meine Tür bekommen ein fast zweistündiges Unterfangen.

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Man kann sie nicht von unten einfädeln also muss das Ausstellfenster raus um Platz zu schaffen. Hierzu die alten Gummis aus dem Rahmen lösen und die darunter liegenden Schrauben entfernen. Türverkleidung muss trotzdem runter um die Führungsschiene einzufädeln, Heber etwa zur Seite dann ging es, die Schiene hab ich vorab auf das "Glas" verpresst. Bis jetzt hab ich vielleicht ne halbe Stunde gebraucht. Den Rest der Zeit musste ich den unteren Nippel des Ausstellers anschweißen (Schrotti :) und den zweilippigen Gummi wieder zusammen in eine Schiene stopfen. Mit etwas Seife ging es dann irgendwie. Die Scheibe schließt und ist dicht.

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Es kann also etwas unabhängiger und beruhigter weiter gehen. Ich bin im Osten der Stadt und werde diese auch nicht mehr betreten, ein Stück weiter gibt es im Vorort Alcala de Henares ein McFit, kleine Sporteinheit schaffe ich heute noch. Danach die Internetverbindung im Parkplatz um die Ecke und der Tag ist auch wieder am verscheiden. Das Örtchen wäre auf jeden Fall meine Wahl, wenn ich nahe Madrid wohnen müsste, hier geht es ruhiger ab und hat wohlfühlflair, kann ich von den südliche gesehenen Bereichen nicht behaupten.

Ich ziehe aber nochmal 20km weiter nach Guadalajara. Gleichnamig ist die zweitgrößte Stadt in Mexico, tut aber nichts zur Sache. Soll sehenswert sein, wurde aber grad dunkel, heißt schon wieder nach neun. Schaue ich mir also Morgen in der Durchfahrt an und schlafe in Gesellschaft einiger Trucker in einem Gewerbegebiet wo ich abends die umliegenden Supermärkte nach Beute abgrasen kann..erfolgreich.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 159 < Guadalajara >

Der Betrieb ringsum im Gewerbegebiet startete zeitig, kommt mir ganz recht, will heute auch ne große Fahretappe einlegen. Die Sonne braucht noch ne Weile um hinter den Gebäuden rauszukommen, echt frisch ohne. Meine Route führt mich durch die Gassen des Zentrums, hätte ich mir auch schenken können, nur das "diamantene... war mal was Neues, hatte leider nicht rechtzeitig abgedrückt, also gibts was aus dem Netz:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... antado.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;

Die Route führt auf eine gehasste Autovia, warum erläutert blitzschnell dieses Bild.

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Man mag vielleicht etwas schneller vorankommen, aber das Risiko vor Langeweile einzuschlafen lohnt den Vorsprung nicht und der Weg ist auch ein Ziel. Zumindest habe ich Fans und werde mit einigen Daumen von den Jungs in Flecktarn überholt. Die Schwertransporter sind unwesentlich schneller unterwegs und so komme ich am nächsten Berg auf mein doch etwas waghalsiges Erfolgserlebnis. Mit unglaublichen Elefantenrennen-verdächtigen 3-5km/h Geschwindigkeitsüberschuß schieße ich regelrecht, weil grad gut in Schwung im Dritten Gang bei 40km/h Tendenz fallend an beiden Panzern vorbei. Aber die Entscheidung war korrekt, denn meine optimale Berggeschwindigkeit von 25km/h war doch der steigenden Entfernung zwischen uns beobachtend einige Prozentpunkte schneller als die getarnten mit der Rundumleuchte.

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Nur wenige Kilometer weiter waren meine Sinne dann wieder erlöst und frei und ich genoß eine etwas nordeuropäisch wirkende Szene.

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Auf diesem Hochplateau ging es einige Male durch hübsch anzusehende schroffe Täler um auf der anderen Seite natürlich wieder den Berg hoch zu müssen, aber ich hab ja noch den ganzen Tag vor mir. Solche malerischen Burgen waren zwar ein seltener Anblick aber Belohnung genug.

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Auch hatte Atlas definitiv mehr Spaß bei einigen Zwischenstops die in dieser sonst verkehrsarmen Gegend, immer mal wieder schauen was so am Wegesrand stehen geblieben ist.

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Der Platz zur Mittagspause dann mit einem Wolkenkratzer der naturnahen Art. Ich hätte ja Bock dort mal hochzuklettern und in den weichen Haufen daneben zu springen... aber obwohl niemand da ist mich von solchem Blödsinn abzuhalten versucht hab ich es nicht probiert.

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Mit dem Ort Soria erreiche ich das Ende der gut ausgebauten Autovia und kann nun wieder unbeschwert über eine normale Landstraße nach Norden ziehen. Ein Tankstop bei L'Eclerc brachte mir für 85ct Diesel in den Tank. Sonst hat die Stadt nix zu bieten und ich ziehe weiter.

Man sieht es am Himmel, es war schon eine Weile nicht mehr angenehm, zum Glück dank Plastik machbar das Fenster auf halber Höhe und die Heizung ein Stück an. Ich glaub beim nächsten Stop wechsel ich mal die Flipflops. Zum Glück hab ich die Option wieder komplett hoch zu kurbeln, war am nächsten Berg, der ein Pass mit 1400m war auch nötig.

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Schnell weg von solchem Wetter, der Tunnel war eine willkommene Variante. Der Verkehr staute sich zwar hinter mir wie üblich, aber ich bringe im Gegenzug "today is a good day" zum Erstrahlen. Zum Glück ist mein Frittenölanteil unbedeutend gering, das wäre die Krönung der Veranstaltung.

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Hinterm Tunnel dann mal wieder eine andere Umgebung, ich bin in der Region Rioja, die Weintrinker wissen Bescheid. Die Wolken zwar dicht aber noch ist es trocken, ich fahre nach Logrono.

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Und es wird noch hübscher, wenn auch auf den Fotos nicht ganz so farbenfroh. Die umliegenden Berge haben eine Form die mich an die Dolomiten erinnert. Tolle Region.

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Das sollte es dann mit Strecke heute gewesen sein, waren über 250km und ich finde einen mal wieder strategischen Parkplatz. Freies WLAN und Genug zu erzählen. Muss auch erstmal gucken wohin es weiter geht.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 160 < Logrono Mc D >

In 80Tagen um die Welt, dann müssten wir ja schon zweimal rum sein, ich habe lieber andere Ansprüche und starte gemütlich in den Tag. Der Blick aus dem Fenster ist jetzt nicht der idyllischste, aber ich erfreue mich meiner Freiheit und bemitleide die Lemminge die Punkt 9Uhr vorm noch geschlossenen Lidl stehen. Ich schnapp mir lieber mein Buch und lass den bewölkten Tag heute später starten.

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Meine Recherche hat ergeben, dass hier in Logrono auch der Jakobsweg vorbeiführt. Der Name ist jedem bekannt, die Bedeutung allerdings seltener, er gilt als weltweit wichtigster Pilgerpfad aus den Pyrenäen (mehrere Punkte) bis nach Santiago de Compostella, das sind über 800km nach Westen im spanischen Norden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jakobsweg" onclick="window.open(this.href);return false;
jakobsweg.de jakobs-weg.org jakobsweg.info ... was es nicht alles gibt...

Die Etappen 5-7 in umgekehrter Reihenfolge sind also mal meine Route heute. Viana, Torres del Rio, Los Arcos, Azqueta und Estella. Dann muss ich die Begleitstraße verlassen um zum Kletterfelsen bei Etxauri zu gelangen. Klingt nach nem Plan, gefrühstückt hab ich auch, mittags Abfahrt.

Logrono haut mich auch nicht weiter vom Hocker, der Weg hinaus etwas umständlich, das Wetter bessert sich dafür. Die ersten Meter auf der kleinen Landstraße die immer mal wieder vom Pilgerweg gekreuzt wird. Alternativ kommt man über die Autobahn natürlich schneller nach Pamplona. Autobahn ist aber trotzdem ein Stichwort, man glaubt es kaum, was hier an Wanderern unterwegs ist. Die Pfade müssen dermaßen ausgelatscht sein, dass Sand und Staub bei den Straßenquerungen auf dem Asphalt liegen bleibt, mehr als die Reifen der wenigen Autos hier wieder verschwinden lassen können. Das kann man sich echt nicht vorstellen, was hier los ist, deshalb mal wieder bewegte Bilder

https://vimeo.com/165018452" onclick="window.open(this.href);return false;

Es ist eine hübsche und hügelige Landschaft, die Straße gewunden und mit Anstiegen und Abfahrten abwechslungsreich, der Wanderweg zieht sich wie ein helles Band immer in Sichtweite durch Felder, Wiesen und Weiden. Es ist Frühling und definitiv die beste Zeit hier spazieren zu gehen. Nach gut 20Kilometern gab es mal nen flaches gerades Stück mit Blick auf eine Stadt.

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Gleichzeitig befinden wir uns in der Region Rioja in Navarra, überall umliegend gibt es Weinreben und auch entsprechende Verarbeitung. Oft genug gesehen, das hier in diesen Dimensionen war aber mal nen Foto wert. Weinfässer so groß wie Gartenlauben.

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Estella ist an der Reihe, eine Ortschaft mit Versorgungsmöglichkeiten. Ab da führt es mich auf eine noch kleinere Straße direkt auf den Berg bei Etxauri. Heißt wieder auf 800m klettern. Die Landschaft ähnelt bis auf die Korkeichen und vereinzelte Oliven schon unseren Gefilden. Hübsch auf jeden Fall und erst Recht, als ich über die Kuppe komme und die aufragende Formation vor mir betrachte. Das Beste aber die Aussicht weg von der steilen Wand ins Tal.

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Ich hab keine Ahnung, wo ich hin muss, suche einfach nen Parkplatz und hoffe irgendwie auf Kletterer zu treffen. Glück oder Schicksal, gleich hinter der ersten Kurve ist eine Seitentasche und daneben ne Picknickbank auf der allerlei Zeug steht. Dort sitzt ein Typ und liest, vier Fahrräder stehen dabei. Ein Deutscher wie sich rausstellt, zum Klettern hier und zwei aus der Gruppe sind grad mit dem Bus Wasser im Ort holen, ideal. Ich kann mich nicht erinnern wann das letzte Mal auf fremde Deutsche gestoßen zu sein. Platz ist auch für meinen Bus und Falk aus Leipzig ist mit seiner Freundin im neumodischen Ducato unterwegs, nen Kumpel grad zu Besuch, alle klettern schon ne Weile sind aber auch nur sporadisch unterwegs. Nach Stärkung heißt es also direkt noch an diesem Nachmittag mit Equipment losmarschieren, super.

Es gibt eine Vielzahl von Routen hier, hab was um 800 gelesen, wir finden eine schöne Stelle mit mehreren passenden Abschnitten nebeneinander. Das Gebiet ist anspruchsvoll, unter 6en gibt es hier nix. Seillänge unter 50m, wir können also in zwei Gruppen loslegen. Ich lass mal Vorklettern, hab Respekt vor der Wand mit dem kleinen Überhang.

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Griffig und technisch anspruchsvoll, teilweise gut abgenutzt und zugepudert die Haken zwischendurch aber wie neu und sehr sicher gebohrt. Es ist eine mal wieder bezaubernde Angelegenheit. Ich hab glaub ich noch kein schlechtes Klettergebiet besucht, das hier rangiert aber nun ganz oben auf meiner Liste. Bei meinem Turn greife ich wirklich einmal am Überhang daneben, Adrenalin und ein Seil dass auffängt. Ich sag es immer wieder, toller Sport für Leute wie uns. Wir absolvieren jeder alle Routen und sind glücklich und geschafft, bei den anderen stecken schon einige Tage in den Knochen, ich bin auch zufrieden und packe ein.

Atlas braucht als nächstes mal Aufmerksamkeit. in dem steilen waldigen Stück wo die Straße in einer Serpentine abwärts schlängelt findet sich doch tatsächlich ein Wanderpfad, der Gassi zumindest hin und rück erlaubt. Der Kerl hatte Energie bei der Fahrt aufgestaut.

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Der Bus am Abend dann mit toller Aussicht aber Thermomatten vor den Fenstern, Sonne weg und shon kühl, Nordspanien im April auf 700m Höhe, kalt solls die Nacht werden. Wir verziehen uns alle in die Busse und ich installiere noch schnell die Bettheizung an den Stromkonverter. Ne warme Matratze mit nur 40W ist nicht zu unterschätzen, Atlas bekommt nen Pullover übergeworfen, Gute Nacht.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 161 < Etxauri Kletterwand >

Es war wirklich kalt.. ausser im Bett. Dort blieb ich also auch bis die Sonne ihre Strahlen in den Bus schickte. Zum Klettern kamen am Abend noch ein ganzer Haufen Einheimische, die in der letzten Steilkehre parkten und ihren Feierabend aktiv gestalteten. Im Sommer wird das tagsüber bei Südlage wohl aber auch nix werden mit klettern. Wahnsinn. Der Weg zu den meisten Routen führt über steiniges Terrain auf kleinen Pfaden hinauf.

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Und wenn man genau hinsieht sind ein Haufen Vögel in der Gegend, hauptsächlich Krähen und besagte Geier, dvon alleine müssten 7 auf diesem Bild als schwarze Punkte zu sehen sein.

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Man könnte hier nen ganzen Urlaub verbringen, für mich heißt es aber weiter ziehen und auch die Leipziger machen nen Tag Auszeit für die Knochen und fahren nach Pamplona nen Kletterführer für die Region suchen. Vielen Dank an die Truppe, tolle Geschichten gab es und wieder einige Erfahrungen mehr in meinem Portfolio.

Ich rolle also langsam, da mit fast kaltem Motor die Abfahrt ins Dorf hinab und tanke Wasser. Einen Haufen Ideen für Kletterspots in Frankreich in der Tasche war es hoffentlich nicht der letzte Fels auf der Route. Macht schon süchtig und echt Laune. Bissel Muskelkater gehört dazu.

Es sind nur noch 15km bs Pamplona, das Stiertreiben ist im Juni und sonst hab ich nach einer Runde um das Zentrum keine Lust nen Parkplatz zu suchen um noch genauer zu schauen, hier kommen wir definitiv nochmal zusammen hin, reicht also und die Stadt verabschiedet sich mit einem herrlich frühlingshaften Bild im Kreisverkehr.

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Im baskischen wird sie auch Iruna genannt und liegt nur 70km von der Küste an der französischen Grenze entfernt. Meine Routenwahl nach Irun, dem letzten spanischen Ort, führt über das geringere Übel aber trotzdem über eine gut ausgebaute Strecke mit massig TransitLastern frequentiert. Egal, die müssen teilweise auf mich warten. Hügelig bewaldete Gegend, die Ausläufer der Pyrenäen und mit ca. 10 Tunnel unterwegs keine ganz so arge Kletterpartie.

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Die Grenze hier unten a Wasser weit geschäftiger als auf der Mittelmeerseite, ich bekomme nichtmal mit, dass ich derartiges passiert habe und drehe nochmal zum tanken um, soll in Spanien billiger sein. An einer Repsol im Gewerbegebiet entdecke ich unglaubliche 72ct für GasoleoB und hoffe auf Biodiesel im Gegensatz zu GasoleoA den normalen Diesel. Aber wird mir nicht verkauft, ist nur für LKW Kühllaster und man benötigt ne spezielle Karte. Verdammt.

Ansonsten will ich aber schnell raus aus der Region ist doch recht eng und geschäftig, hat nix zu bieten und ich will ans Meer. Meine Route so nah wie möglich am Wasser zeigt eine skurrile abbrechende und aufragende Felsformation mit dem ersten Blick seit Monaten auf den Atlantik.

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Die kleine Küstenstraße ist ein Umweg zur Strecke durch die Gewerbezone, will aber auch mal gucken was hier so läuft und eine Runde durch Biarritz machen.

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Der mondäne Ort gilt als Heimat des europäischen Sufens und wird von auch hübschen Vororten mit Yachthafen umgeben. Zurück in Frankreich, man sieht ud fühlt es an jeder Ecke. In Biarritz hangel ich mich ebenfalls so weit wir möglich am Wasser entlang. Relativ zentral liegt ein kleiner Park mit knorrigen Bäumen, in dem tobt das hippe Leben. Junge Leute am chillen und Boule spielen und von der Terrasse aus schauen die meisten aufs Wasser und die vielen kleinen schwarzen Männchen mit den Brettern unterm Arsch.

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Definitiv einer der hipperen Surfspots total ohne das urige Feeling im Bus am einsamen Strand stehen und abends bei Lagerfeuer zusammensitzen. Hier gibt es innerstädtische Strandbars und Cocktails, genächtigt wird im Hotel und nur ne Ecke weiter passiere ich ein Villenviertel.

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Nicht was ich suche, also weiter die Küste entlang. Soorts Hossegor gilt als zweites Mekka hier und laut Karte aber ebenfalls ne Ortschaft, ich versuche also zwischendurch im Nix nen Platz am Wasser zu finden, hoffe auf nen unbebauten Abschnitt mit freiem Zugang. Und werde fündig. Man muss ein paar Schilder ignorieren und einen Campingplatz passieren um direkt bis zu einer typischen eingezäunten Düne mit Sandweg zu kommen und das Meer dahinter rauschen hören. Hier will ich bleiben und wie durch geisterhand fährt sich mein Bus in der hintersten Ecke im Sand fest. Nicht so schlimm, ich könnte den Hänger abnehmen und nochmal zurücksetzen... oder es einfach so lassen, falls mich hier später jemand wegschicken will. Super, also ab zum Strand.

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Yeaaaaah, genau wie ich es mir und dem Vierbeiner erhofft habe, das unendliche Meer und genug Platz zum toben, keiner da ausser uns. Ich verstehe gar nicht wie man Strände nicht lieben kann und eigentlich möchte ich zumindest jeden Monat einmal am Wasser sein. Noch ein Grund, warum Berlin nix für mich ist, einfach zu weit zum Meer... und die Ostsee zählt auch nicht. Gibt es Menschen in unseren Kreisen, die dieses Anblick, dieses Gefühl noch nie erlebt haben? Bang Boom Bang, oder wie hieß der Film...? Bitteschön:

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Hier war jemand so freundlich eine kleine windgeschützte Unterkunft zu erschaffen, Christie hätte wieder sofort drin wohnen wollen, ich schnapp mir aber mein Buch und bin froh mich für die letzte Stunde Ruhe hier hinpflanzen zu können.

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Ok, ein etwas nerviger Hund bringt immer wieder den selben Stock zurück, aber er hat Spaß dabei, also lass ihn. Der Sonnenuntergang ist heute mal ne knappe Stunde zu früh. Westseite Atlantik, der Platz für einen romantischen sundown, aber die Wolken machen einen Srich durch die Rechnung, wenn auch einen schön farbenfrohen.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 162 < Atlantik südlich Soort-Hossegor >

Ein wundervoller Abend gekrönt von einer Nacht mit Wellenrauschen, der kleine Umweg hat sich gelohnt. Die Geräusche die mich wecken sind aber fehl am Platz, es regnet und stürmt, zumindest in Etappen. Tut dem Zustand des Bodens nun nicht gerade gut, aus dem ich mich später noch rauswühlen muss. Abwarten bis es wärmer wird, in Ruhe frühstücken, dann sehen wir weiter.

Der Gang zum Strand war ein recht kurzer zeitlich gesehen, obwohl der Weg mit 500m durch Dünen schon anständig ist. Ab der Hälfte aber kann man das Gefühl gesandstrahlt beschreiben, der kleine Kerl hat sich so gefreut und ist zielstrebig los, nun weiß er auch nicht weiter, also auf den Arm und rückwärts ins Paradies. Zumindest wurde der umherfliegende Sand am Strand weniger, der kühle Wind aber und die Gischt machten es ungemütlich, mein letzter Blick auf den wilden ungezügelten Atlantik, so gehört sich das.

Das Herausbuddeln ging dann sogar mit Wagenheber und Brettern unterlegen von statten, bin doch ordentlich eingesunken. In der ganzen Zeit passierte uns auch nur ne Oma mit Hund. Aber wie gesagt, muss ja in Übung bleiben. Sandbleche brauch ich für die nächste Tour definitiv.

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Soorts Hossegor ist mein Ziel, wie gesagt Surfer-Paradise hier unten und kurz davor muss man Capbreton passieren, ein Intermarche auf dem Weg, kann man ja mal gucken. Ich bin mal wieder entsetzt und wütend. Zerstörung und wenn das noch nicht reicht mit böswilligem strategischen Plan. Ganz unten Gemüse, darüber Wurst und Käse, dann der auslaufende Yoghurt eine Schweinerei, alles fein "säuberlich" eingeschnitten. Alles andere darüber und zum Abschluß schön literweise Milch überkippen, damit's auch schön gärt in der Brühe.

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Es sind aber alles nur Lebensmittel und kein Ekel, also Ärmel hochkrämpeln und retten was geht. Der Schmutzfink war nicht sehr präzise mit seinem Messer und verfehlte einige gute Stücke, bei mir gibt es heute nen Kilo Kabeljau (noch richtig kalt) und später wohl mal Burger und Steak. Einige Milch hat er auch vergessen, Anfänger.

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In Soorts, wo auch viele Surfequipment Hersteller ihren Sitz haben ist's an diesem frühen Samstag wie leer gefegt. Ok, fast Mittagszeit aber in Surfermaßstäben... Ich treffe einige und frage nach Spots zum Parken, sieht hier schlecht aus und heute soll wohl keiner auf dem Wasser sein. Bei den Wellen auch kein Wunder, kurz hintereinander, wild und ohne schöne Brechung, da fühlt man sich eher wie in einer Waschmaschine. Nen clip davon hab ich auf facebook gestellt, hier muss nen Bild reichen.

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Also geht es früher weiter als gedacht und einmal die Promenade in zweiter Reihe entlang. Schon etwas anders als in Taghazout, dem marokkanischen Surfmekka. Shops reihen sich an Bars und Cafes... irgendwie langweilig.

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Für mich geht es also landeinwärts Richtung Nordosten. Nach Bordeaux will ich nicht, muss also mangels Alternativen eine gut ausgebaute Schnellstraße nach Mont de Marsan nehmen. Wo es geht weiche ich von dieser ab und werde beim zweiten Stop auch belohnt. Ok, die Tomaten hab ich in die Box gepackt, sonst war dies aber sauber und aufgeräumt. Und frei zugänglich.

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Ab und an wird die Straße auch mal schön, erinnert schon irgendwie an zuhause... leider heute auch immer wieder von Regenwolken begleitet. Der Wind ist nicht zu vernachlässigen, kommt seitlich und lässt mich die 50km/h nicht überschreiten, lieber locker.

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Mt de Marsan also ein mittelalterliches Örtchen. Nicht viel zu sehen, Wetter nicht besser und noch Zeit heute, also weiter.

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Wenigstens die Straße wird gemütlicher und ich recherchiere meinen Weg nach Villeneuve sur Lot, hab damit heute locker 250km gemacht, da kann man sich entspannt auf dem McD Parkplatz breit machen und WLan nutzen. Kochen und futtern und schon ist wieder ein Tag rum. Die Richtung stimmt und für Morgen solls auch schöner werden, hab mich gegen eine etwas südlichere Route entschieden, die hätte mich sonst hier vorbei geführt.
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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 163 < Villeneuve sur Lot >

Die "Lot" ist ein ganz anständiger Fluß, schlängelt, also mäandriert bis in mein nächstes Ziel aber ziemlich gewaltig und die Hauptstraße weicht öfter aus der Flußebene, könnte Steigungen bedeuten, ich nehme nen anderen Weg über die Dörfer nach Cahors.

Entspannte Musik dazu und ohne Eile im flachen Frankreich Meter machen, das gefällt. Umgeben von frisch grünenden Feldern und schon länger ausgetriebenen Grün am Rand mit Sonnenschein in den Frühling. Herrlich.

Cahors hat sich eine Flußschlaufe ausgesucht um sein Zentrum dort zu beherbergen. Davor und Danach gibt es alles was man so braucht und Sprit beim Großmarkt, trotzdem knapp 20ct teurer als in Sanien, Mist, hätte ich mal alles voll gemacht... Nen M gibts auch für die neusten News aus dem Netz, aber meine Mittagspause später bei selbst gekochtem und fast diesem Panorama.

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Ein kleiner WoMo-Stellplatz mit Wasser ist auch recht zentral könnte im Sommer gut besucht sein, das Städchen kann man sich angucken. Um mal nicht nur Kirchen zu zeigen das hier zur Abwechslung.

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Mein Weg geht heute aber noch bis Saint Gery, 20km weiter dem Fluß folgend. Ein kleiner Ort, ziemlich idyllisch und natürlich eine Kletterregion. Es ist Sonntag und ein Flohmarkt zieht Besucher an, ein großer Schotterplatz daneben wird heute Nacht Unser sein. Kurze Stärkung, und dann mit Equipment auf in die Wand, ich hab da oben Kletterer gesehen.

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So traf ich auf eine Gruppe Einheimische aus der Nähe, Sonntagsausflug mit Frauen und Kindern, rumtoben und Papa beim "grimper" zusehen. Zwei Routen die mich interessieren sind besetzt, Tibo hat aber gerade nix zu tun und will ne andere klettern, ich mache mit. 25m hoch und ne 6b, wäre meine Erste... Er hatte an einer Stelle ziemlich zu kämpfen, ich bin also bei meinem Versuch froh über das Seil ganz oben, was mich hält. Es war auch mehr ein Kampf und meine Finger sind k.o. den ganzen Tag am Lenkrad macht sich doch bemerkbar. Das Top erreichte ich aber doch und mal wieder von tollem Ausblick belohnt, leider kein Bild, der Bus steht leuchtend an der nahen großen Festwiese, das Örtchen klein und der Fluß hübsch anzusehen.

Mir reicht es aber, ich sichere noch jemanden und wir quatschen ein bissel, mache aber nicht mehr lange, heute ist schließlich ein besonderer Tag. Nicht des Datums wegen, aber am 1.Mai habe ich vor 8Jahren Atlas aus einer Neuköllner Wohnung abgeholt. Sowas wie zweiter Geburtstag und den Rest des Tages verbringe ich mit Decke und Buch auf der Wiese und der Kerl freut sich über sein Spielstöckchen aus Olivenholz, welches aus dem Ait Mansour Valley bei Tafraoute stammt und schon im Sand unter den Rädern geholfen hat.

Noch eine interessante Entdeckung hab ich gemacht, ein kleiner Supermarkt und zwei Tonnen daneben, man bekommt einen Blick dafür, es liegt aber auch ein Restaurant daneben und in einem kleinen Ort wo ich übernachte muss ich keine Aufmerksamkeit wecken, ich kann warten bis es dunkel ist. Und das warten lohnt, ich muss zweimal hinlaufen, soviel kann ich nicht mit Körben und Tüten tragen.

Reicht für ne Woche locker... ab jetzt schau ich also nur noch nach Sache für die Vorratskammer.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 164: < Saint Gery - Lot >

Ich wache entspannt auf und hätte hier auch noch ne Weile bleiben können. Doch es treibt mich heimwärts, die Entscheidung wird vom Baumschneidearbeiten in 100m Entfernung beschleunigt und ich mache mich auf den Weg. Heute folge ich dem "Lot" und gucke mal wo ich rauskomme. Tolle Gegend auf jeden Fall. Entlang des Flußes an Felsen vorbeikurven.

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Ich muss mal anhalten, noch keine 10km geschafft und schon ne Pause. Aktiv aber, mit dem Fahrrad will ich auf die andere Seite, hab da grad ne schmale Brücke gesehen. Der Bus parkt an der nächsten Möglichkeit, ne Kreuzung. Von besagter Brücke aus mit Blick zurück auf den Tunnel den ich grad passierte... da hat sich jemand mal ne Hütte in den Spalt gemauert. Wow.

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Der Wahnsinn aber und durch noch mehr Arbeitsaufwand von Menschenhand geschaffen ist hinterm Ort Bouzies zu bestaunen, ein schmaler Weg in den Fels gehauen auf fast Flußniveau über mehrere hundert Meter führend. Was für ein Gefühl dort durchzuradeln. Chemin de Henares genannt. Der Ausblick von mittendrin als Panorama.

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Die Gegend hier wie gesagt echt zum länger aushalten, ne ganze Menge Grotten und Höhlen hab ich auch im Augenwinkel entdeckt, keine Zeit näher zu erforschen, ich komme aber wieder und dann mit Verstärkung.

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Es gibt an der Kreuzung zwei Optionen, weiter dem Lot folgen, odr dem Lauf des einfließenden kleinen Nebenflußes Cele mit dementsprechender noch kleinerer Landstraße, keine Frage, Blinker und alles im Lot mit Blick auf die Cele. Hier an der Kreuzung fischt ein Kanuverleih seine Zöglinge wieder aus dem Wasser. Die ersten Meter etwas vom Wald verschluckt, dann aber selbe Perspektiven, fast noch atemberaubender. Hier mal mit farbig wachsender Pracht.

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Der Fluß wie gesagt komlett Naturbelassen, und in die Felswand mal wieder eine Burg integriert, sieht man erst auf den zweiten Blick.

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Figaec ist nächstes Ziel bis dahin schlängelt es sich die Cele entlang bis es auf eine schnöde Landstraße führt. Mhhh, ich muss Meter machen, nach dem ganzen Idyll von heute Morgen kann ich auch ne Schnellstraße vertragen und nutze diese bis Aurillac. Jetzt reichts aber, ich weiß auch nicht weiter. Muss also erstmal die nächsten Schritte planen und mal wieder Christie Meldung erstatten. McD und ich sind uns immer grüner, war aber noch nicht einmal in der Ausgeburt der KalorienHölle. Der Parkplatz mit Internet reicht heute wieder.