So jetzt ma mein Fahrrad-Projekt:
Nach der Reparatur des letzten April vorgestellen Opa-Fahrrads bin ich damit tatsächlich einige Zeit täglich über 20km zur Uni gefahren.
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Anfang Sommer war dann selbst mit Gepäck und defekter Nabenschaltung der 25er-Schnitt drin. Jedoch beschloss ich, dass es Zeit für ein neues Rad wahr, als am Radiant weitere Reparaturen anstanden und die im Vorjahr gekauften kurzen Hosen an den Oberschenkeln zu eng wurden.
Aus dem Gewinn der nebenher laufenden Fahrrad-Verkäufe habe ich mir zunächst nen komplett StVO-konformen Kalkhoff-Randonneur aufgebaut, mit dem man auch problemlos nachts bei Regen über die Landstraße fahren kann.
Beim Schrauben kam der Wunsch nach einem zusätzlichen, leichteren Rad für die kurzen Touren bei Tag auf, an dem nur das fürs Fahren notwendige dran ist. Außerdem hatte ich mal Bock ein Fahrzeug wirklich komplett zu restaurieren, also vollständig in Einzelteile zu zerlegen, diese aufzuarbeiten, alle Verschleißteile zu wechseln und anschließend ein technisch neuwertiges Rad zusammenzusetzten, anstatt dauerhaft einer fahrenden Baustellen hinterherzureparieren, wie man es in hiesigen Kreisen kennt und liebt. Glücklicherweise ist ersteres mit Fahrrädern schnell gemacht.
Also kaufte ich Anfang August im südlichen Emsland ein Motobecane Jubilee Sport, welches Anno 1984 zu Zeiten des ausklingenden Sportrad-Hypes der 70er des Einstiegsmodell in die Sphären "echter Rennräder" des krieselnden französischen Massenherstellers verkörperte.
Die weite Fahrt habe ich auf mich genommen, da der Preis fernab jeder Universitätsstadt günstig war und die von mir benötigte Rahmengröße bei alten Rennrädern eher selten ist.
Der Vorbesitzer, ein Klinker-Eigenheim-Familienvater, der das Rad nur sehr wehmütig veräußerte hatte dieses ca. 1990 aus erster Hand gekauft und Anfang der Nullerjahre in seiner Klinkergarage abgestellt. Dem Lackzustand zufolge ist denn in den darauffolgenden 15 Jahrend mindestens einmal die Woche jemand mit der Aschentonne dagegengeballert.
Auch wenn der optische Zustand zunächst einen Haufen Schrott vermuten ließ, zeigten sämtliche technischen Komponenten keinen, bis kaum Verschleiß, da das Rad entweder kaum gefahren wurde, oder die Topografie des Emslandes sehr materialschonend ist.
Mit Ausnahme hässlicher, mit Blumendraht befestigter Komfortumbau-Verbastelungen war das Rad absolut original, der Rahmen nicht verzogen und die Shimano 105 Golden Arrow Ausstattung komplett.
Selbst die Felgenflanken zeigten nach dem Auspolieren des Bremsstreifens mit Autosol kaum Materialabtrag.
So beschränkte sich die Restauration auf vollständiges Zerlegen, Putzen und Polieren aller Komponenten, einer Konservierung des CrMor-Rahmens mit FluidFilm und den wechsel typischer Verschleißteile, wie Reifen, Schläuche, Bremsbeläge, Schaltröllchen und Kette. Darüber hinaus gab es noch neue Züge, Bremshebelgummis, Radlager, Achsen und Felgenbänder, sowie blaues Kunstleder für Sattel und Lenker.
Sämtliche andere Teile, die bei solchen Rädern mitunter hinüber und schwer zu beschaffen sind, wie Kettenblätter, Zahnkränze, Innenlager und Steuersätze waren völlig einwandfrei.
Die verpressten Pedale ließensich mit neuem Fett vollstopfen und das Lagerspiel durch geuzieltes Nachverdichten mit einem kräftigen Durchschlag reduzieren.
Einzog die olle ALU-Sattelkerze mit Kloben habe ich gegen eine billige Kalloy-Sattelstütze aus aktueller Produktion ersetzt, die sich wie ich finde aber sehr gut ins Gesamtbild einfügt.
Mit Ausnahme des Sattels war das Rad schon im November fertig. Wegen eines Fehlers beim Zusammenbau der Hinterrad-Nabe hatte mich bis Weihnachten zwischenzeitlich etwas die Lust verlassen das Ding zu vollenden. Seit letztem Donneserstag habe ich wieder Zeit gefunden und nun ist es endlich fertig.
Zwar bin ich mitz dem Sattel nicht huindertprozentig zufrieden und die Bremshebelbelegung wird wohl wieder original, aber im Großen und Ganzen ist es ganz gut geworden, wie ich finde.