Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Es gibt mal wieder nachträglich Videos zu gucken:
https://youtu.be/Or3xMoZPb-o" onclick="window.open(this.href);return false;




TAG 130 <M'Smrir Dades>

Die Nacht war für uns ruhig und milder, für die Jungs erholsamer als jede Alternative und glücklich laden sie uns zum Frühstück in ein Cafe im Ort ein. Lagebesprechung. Ersatzteile herschicken dauert zu lange, aufzutreiben ist nach Recherche auch nix, also abschleppen bis Casablanca oder Huckepack auf nem PickUp. Die Maschine hier lassen und später repariert abholen ist keine Option, der Zoll und die Polizei erlaubt das nicht. (Deshalb der Akt bei der Einreise, Ausfuhrzoll und so weiter) Ich biete an mir die Scheiben der Kupplung mal anzusehen. Hab schließlich alles an Werkzeug mit und genügend Erfahrung. Christie kann beim Tee mit Strom im Internet surfen und ich mach mich mal nützlich.

Die Kupplung mechanisch und mit Gestänge quer durch den V-Motor geführt, daran liegt es schonmal nicht. Sie vertrauen mir voll, ich will den Hobel hinlegen um den Ölwechsel beim Deckel öffnen zu vermeiden. Wir organisieren zwei Reifen und lassen etwas Sprit ab, legen die Suzi schlafen und arbeiten am offenen Herzen. Vorher alles saubermachen, Schlamm im Motor kommt nicht gut. Der Korb entlässt auch ohne Spezialwerkzeug seine Reibscheiben und siehe da die metallenen verglüht und eine Kupplungsscheibe total runtergeschliffen.

Mal in meiner Ersatzteilkiste kramen, die SP ist ja auch ne Suzuki, zwar 40Jahre älter aber ne Kupplung hab ich dabei. Man glaubt es kaum, echt wahr die Stahlscheiben passen 1 zu 1. Der Enthusiasmus kaum zu bremsen, vielleicht sogar die Lamellen identisch? auf den ersten Blick schon, Jubel, Trubel, Heiterkeit. Doch NEIN die seitlichen Zähne sind etwas breiter, passen nicht in den Korb. Aber immerhin nen Teilerfolg. Mit frisch angeschliffenen alten Lamellen und neuen Stahlscheiben stehen wir nur noch vor dem Problem letzte Disk.

Die Option alle Lamellenscheiben (7Stück) mit jeweils 12 Zähnen beidseitig runterzufeilen fällt aus wegen exakt unmachbar. Dafür den neuen Satz aufs Spiel zu setzen ist doof. Ich hab noch nen gebrauchten Satz dabei und wir probieren zumindest eine Scheibe beim Metaller um die Ecke zu bearbeiten. Die Ausstattung hier... mir fehlen die Worte. Für die Winkelschleifer gibt es keine neuen Scheiben und ne Feile hat er nicht im Werkzeugkasten. Eine METALLBUDE wo Tore und Zäune hergestellt werden, schneiden und brutzeln mit Ecken und Kanten. Naja, dann mach ich mich mal lieber selber ans Werk, zumindest gibts hier nen Schraubstock wenn schon keine Gripzange oder was zum Fixieren. Für die Lamellenkopie aber zu wackelig, also Augen auf Marokko, der Deutsche bastelt. Die Flex in den Schraubstock gespannt und die Lamellen beidhändig seitlich gegen geführt. 24 fach und alles ohne Schutzbrille, warum muss ich nicht erwähnen, zum Schweißen trägt er immerhin ne Sonnenbrille.

Die Traube Beobachter folgt mir sogar, Ali Baba bei der Arbeit. Plus die die schon im Cafe sitzen und um die Open-Air Werkstatt herumstehen ist das glaub ich ne Großveranstaltung in der Ortschaft. Ich weiß nicht, ob das nen Witz war, aber ich solle doch hier ls Mechaniker anfangen wurde gemeint.

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Naja, immerhin passt die letzte Kupplungslamelle und wir bauen die Chose auch wieder korrekt zuammen. Alles an seinem Platz, Stunde der Wahrheit. Der Hobel rollt und fährt auch los, Yessss, doch nicht zu früh freuen, die Symptome sind zwar gemildert, aber nicht verschwunden, damit schafft er es nicht bis Spanien.

Pedro und Miguel sind echt nette Zeitgenossen, wir bieten an bis Boumalne dem Eingang zur Schlucht das Gepäck mitzunehmen, vielleicht gibt es dort ja durch Zufall Hilfe oder Ersatzteile. Es ist Nachmittag und die letzten 50km brauchen sie doch bergauf erneut das Abschleppseil. Wir stoppen nochmal am Hotel welches sie vorgestern besuchten, Mittagspause. Wir sind natürlich eingeladen. Zwei weitere spanische Mopedreisende mit massig Erfahrung wurden unterwegs aufgegabelt und auch nach deren Ansicht ist es aussichtslos für eine hier recht seltene V-Strom ne Kupplung aufzutreiben. Hier mal bis dato als Video.

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Es liegt also an mir, Heimfahrt auf nem PickUp kommt bei knapp 1000km bis Tanger nicht in Frage. Die Kupplung ist kein Wunderwerk der Technik und zumindest eine Lamelle hab ich schon hinbekommen, ich versuche es mit besserem Equipment also den neuen Satz passend zu arbeiten. Miguel chauffiert mich in die Stadt und an einer feststehenden Kappsäge mit Winkelschleiferdisk brauche ich nach etwas Übung keine halbe Stunde für die besagte seitliche Stutzung der Zähne um jeweils knapp nen Millimeter. Lieber nicht zu viel, will ja kein Spiel im Korb verursachen, könnte sonst ruckelig werden. Den Rest bekomme ich dann am Objekt mit meiner privaten Feile hin, sowas hat der hier auch nicht, dafür immerhin nen Gehörschutz.

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Das Mopped liegt also wieder an einem anderen Ort und bekanntes Prozedere geht nun schneller von der Hand. Das Feintuning jedoch beansprucht auch nochmal ne Stunde, Zähne feilen bis alles gleichmäßig passt. Der Abend naht und Christie hat sich in der Küche vom Bus verschanzt. Die Einladung von gestern wird heute angenommen und es gibt Couscous und Lubia. Perfekt und mehr als genug für vier hungrige Abenteurer. Der Abend ist mit Justierung der Kupplungsbetätigung danach dann auch gelaufen und die Probefahrt erbringt erhofftes Ergebnis, eine funktionierende Kupplung und ein geretteter Marokko Trip für zwei neue Freunde.

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Der Ausklang findet im Hotel statt, die Beiden bleiben nochmal hier und wir vor der Tür. Über Karten und Geschichten geht es zu musikalischen Darbietungen des Hausherren und Angestellten bis in die Nacht.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Das mit dem Wandler hab ich aufgegeben, letztes Jahr ist mein 300er aufgeraucht, diese Fahrt mein 1000er (der jetzt anscheinend doch noch auf Regress getauscht wird)

Als Ersatz hatte ich nen 150er mit Zigarettenanschluß, wo ich das Kabel gekappt an meinen Solarregler gesteckt meist das Ding gut zum warm werden überbenutzt habe.
wenn 150 draufsteht macht der den I-Laptop bei knapp 5A voll und sich warm... egal, ichw arte bis Europa, kaufe beim Giganten und geb ggf kaputt zurück.


MAl wieder rückwirkend ein spaßiges Video... Oued oder Wadi, trockenes Flußbett...

MotocrossSpaß im Oued
https://vimeo.com/162091968" onclick="window.open(this.href);return false;




TAG 131 <Dadeseingang Boumalne>

Heute machen wir uns also auf die Socken. Frühstück gibt es nochmal zusammen und die Beiden begleiten uns bis in den Ort zur Tanke, brauchen Sprit für die Moppeds und füllen als Dank auch meinen Bus. Der Weg dorthin ohne Anzeichen eines Rutschers, also steht der Plan, sie fahren die Querroute bis zur Todra und wollen auch noch in die Wüste.

Wir holen unseren Anhänger und bleiben auf der Hauptstraße für die nächsten 50 langweiligen Kilometer bis Tingehir. Die Landschaft kann sich aber schon sehen lassen. Rechts von uns also südlich ein paar Hügel, links von uns der Hohe Atlas mit immernoch teils schneebedeckten Gipfeln. Die Straße führt meist in einem breiten Tal geradeaus.

Der Ort dann mit 35ooo Einwohnern eine Großstadt. Sollte man meinen, aber wie üblich eine Hauptstraße und beidseitig das Leben, nur halt etwas länger gezogen. Wir haben den gestrigen Souk verpasst, holen aber trotzdem Gemüse auf dem Markt. Hier gibt es jeden Tag einige Gassen voll Angebot. Das übliche Prozedere, Ware checken und Preise vergleichen. Ich bekomme alles und noch mehr. Heute haben wir uns mal nen frisches Hühnchen gegönt, immerhin 4,- Euro umgerechnet für 1500g grob ausgenommen. Das soll heute in die Tajine kommen und der Rest zu Suppe für Morgen verarbeitet werden.

Nach Tingehir geht es am Abzweig über den Fluß ins TodraTal. Waschtag in der Natur ist nix Neues, aber heute sind hier Teppiche dran.

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Die Straße führt mal wieder über einen ordentlichen Hügel. Der Hänger kommt aber mit und weit insTal hinein soll es diesmal auch nicht gehen. Ausserdem sind wir nicht die langsamsten, die Docker hier hat Gäste und ist voll beladen.

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Auf jeden Fall eine sehr touristische Gegend hier. Haben viel von der Todraschlucht gehört. Der erste Blick zurück in die Oase und die Stadt rechts dahinter.

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Vor uns dann alles andere als unberührte Natur. Ein letzter kleiner Ort mit massig Herbergen und Restaurants, dann sieht man auch schon die Felswände zusammenrücken. Rechts ein Wasserlauf dahinter schon Kletteraktivitäten sichtbar, links ein ganz kleiner Bach, das muss die Quelle sein. Die Straße breit und zugeparkt, fliegende Händler überall, Touristenmassen könnte man es schon fast nennen.

Geschafft, wir sind durch und treffen kurz dahinter die Spanier, die uns entgegen kommen. Parken, plauschen und alles in Butter, die Maschine läuft und Erg Chebbi ist anvisiert. Gute Reise, wir stehen strategisch günstig umringt von vier-fünf weiteren Bussen und sehen schon wieder bekannte Gesichter. Die Amerikaner im holländischen LT. Wirklich erstaunlich wie groß und vielfältig dieses Land ist und man trotzdem oftmals die selben Gesichter wiedersieht.

Wir stehen auf einem großen Schotterplatz, wollen gleich erstmal ne Runde in die Wand kraxeln. Wir bleiben heute hier und haben alles was gebraucht wird. Routen gibt es hier, man kann sie nicht zählen. Teilweise mehrere hundert Meter hoch "Multi Pitch" wir suchen uns was einfaches für den Einstieg. Doch erstmal Mittagspause, die Sonne knallt brutal und es ist zu heiß zum klettern. Quatschen und Ausruhen ist angesagt. Ab 16Uhr treibt mich dann die Ungeduld.

Der Fels rau und schroff, gut zu greifen aber auch derbe für die Finger. Kurze Hose, langes Shirt und Sonnenhut, auch mal ne Ausrüstung. Aber Sonnenbrand will ich nicht riskieren. Das Seil ist schnell oben und wir haben einige Durchgänge auf verschiedenen Routen. Die Kraft ist aber heute schnell verbraucht, war doch anstrengend die letzten Tage.

Ruhiger Abend also bei üblichen Beschäftigungen. Wir haben zwar neues Internet geordert (sind jetzt den dritten Monat hier) aber Empfang gibt es in den Schluchten nicht. Der Bericht hängt also noch weiter hinterher. Die Amis kommen kurz nach der Dunkelheit wieder, wollten eigentlich nen Ausruhtag einlegen und ne kleine Wanderung machen, war für drei Stunden angesetzt war. Abzweig verpasst, verirrt und 6Stunden durch die Berge gelaufen. Auf jeden Fall ist es bis auf die Kröten im Bach vollkommen ruhig. Die Händler und Touris haben den Platz bei Dunkelheit verlassen. Der Mond ist noch nicht aufgegangen und die Sterne sind ein unglaubliches Meer von Lichtpunkten.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 132 < Gorge du Todra>

Die Sonne geht spät auf durch die hohen Felswände, ich bin schon mit Atlas unterwegs und nutze die Chance zum Umparken, als der 4x4 Sprinter auf der anderen Seite seinen sonnigen Platz verlässt. Tolles neues Revier und Atlas kann in der Umgebung spielen. Ausserdem kam heute früh ein Reisebuss und wendete auf dem Schotterplatz, unerhört. Eine ganze Gruppe KletterKids hat der ausgespuckt, da wars vorbei mit der Stille.

Ausserdem klettern die auch noch an dem Wandabschnitt, den wir für heute angedacht hatten. Naja, es gibt genug zu tun und die Arme machen auch noch keinen guten Eindruck. Nach dem Mittag gehen wir also erstmal wandern.

Thermomatten vor die Fenster und Atlas wacht im Bus, ist sicher hier, viel Verkehr. Auf geht es und die ersten Hundert Meter merken wir schon unser Fitness-Defizit. Da treibt man sich in der halben Welt herum und ist konditionell schwächer als zuhause. Verdammt. Dazu noch die Sonne unbarmherzig... belohnt nur durch tolle Aussicht.

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Ich hoffe wir finden den Weg, wollen nur so nah wie möglich um den Felsen herum und auf der anderen Seite wieder im Ort rauskommen um Brot einzukaufen. Der Blick zurück lässt uns gerade noch so die Todra Schlucht erahnen.

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Nach gut einer Stunde, vielleicht auch 90 Minuten (Halbzeit also) entdecken wir eine Nomaden Siedlung im Fels. Teilweise mit Steinmauern abgeschirmte Zelte oder gleich als Höhle eingelassen lebt es sich hier oben im Kargen anscheinend gut. Fließend Wasser gibt es nur wenige Kilometer weiter und die Frauen haben wir heute schon mit den Eseln unten entdecken können.

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Es geht nun über eine zugige Kuppe, wir können im Süden das Tal ausmachen, welches wir nach Tingehir gefahren sind. Der Weg ist eigentlich gut erkennbar, manchmal gibt es nur Varianten, keine Ahnung also wo sich die Amis verlaufen haben. Wir finden aber nach knapp 2 Stunden die Stadt in der Oase kurz vor der Schlucht.

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Der Abstieg und Rückweg zum Bus dauerte auch nochmal fast ne Stunde, die Füße kamen ganz schön ins qualmen. Da ist ne feuchte Abkühlung echt ein Traum. Über die kleine Brücke und der Hauptstraße folgend durch den Gorge.

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Brot organisiert und auch sonst glücklich, wir bleiben noch ne Nacht. Die Klettergruppe packt erst ein als die Sonne schon hinterm Berg verschwindet. Nun hab ich auch keine Lust mehr. Der Tag also bis auf Wanderung und Wäsche waschen am Nachmittag ereignisarm, faul könnte man schon meinen.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 133 <Todraschlucht>

Über Nacht haben wir Besuch bekommen, die Österreicher stehen nun auf dem großen Parkplatz, wieder mal wird die Theorie bestätigt und ohne Absprache läuft man sich hier häufiger über den Weg. Wir schlafen heute nicht ganz so lange und wollen zeitig klettern. Equipment gepackt und ab zur Wand am anderen Ufer, die steht noch im Schatten, gut so. Wir haben Nachbarn, Polen aus Krakow und neben viel Erfahrung wie es aussieht auch den örtlichen Kletterführer.

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Das mit dem Schatten ändert sich aber bald, die langen Klamotten sind bei dem rauen Gestein trotzdem hilfreich. Wir sind auf einigen Routen erfolgreich und haben beide unsere Erfahrungen erweitert und Erfolgserlebnisse gehabt. In der Sonne wird es unerträglich, wir brauchen ne Pause, möchte hier nicht im Sommer ohne Schatten klettern müssen.

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Mittagspause könnte man es nennen, Siesta in Spanien. Danach passierte nix anderes, wir wollten nochmal direkt in der Schlucht zwischen den Wänden hängen und das Treiben auf der Straße beobachten. Es kam aber doch anders und wir verabredeten uns mit den Ösis an der Wand neben dem Fluß in Sichtweite Bus. Tolle Höhe und Schwierigkeit, alles geschafft und zufrieden können wir hiermit abschließen.

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Nicht dass wir nicht noch Tage- oder Wochenlang hier aushalten könnten, aber es kommt einfach noch zu viel für die wenige Restzeit. Der Plan war eigentlich wieder zurück nach Tingehir und weiter über Er Rachidia und Midelt auf der Nationalstraße. Ihr erkennt den Wiederspruch, wir und Hauptstraße, da gibts noch die Option bis ans Ende der Schlucht und über den Berg. Im Gegensatz zum Nachbarn Dades aber mit befestigter Straße. Der Himmel war etwas vernebelt, ich würde auf Sand tippen, Wolken sehen anders aus, Diesel haben wir genug und Zeit ist relativ. Mit Anhänger und allem Ballast brauchen wir sicherlich ne Menge davon.

Mal wieder doch auf ins Abenteuer und wir starten erst gegen 18Uhr, ich glaube es war Zeitumstellung, auf jeden Fall sollte es noch zwei Stunden hell sein. Tamtattouchte knapp 20km weiter soll sehenswert sein, die Schlucht bis dahin auf jeden Fall. Wir haben uns mit der Fahrt des kompletten Gespanns auch gegen eine Fahrrad- oder Mopedtour hinauf entschieden. Gute Wahl, es wird staubig und hügelig. Aber in der Summe sehr sehenswert.

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Der Ort dann karg und schroff wie die Umgebung, kein Internet, immernoch nicht. Die Häuser aus Überresen der häufigen Steinabbrüche gebaut, keine Pflanze zu erkennen, etwas Wasser im Fluß, vielleicht einfach zu hoch hier. Die läden bieten verpackten Süßkram und etwas Gemüse, für heute reicht unseres noch, müssen denen nix wegessen.

Wir ziehen also weiter, nix zu gucken, mal schaun was noch vor uns liegt und wie weit wir kommen. Ait Hani anvisiert, ich erhoffe mir Schutz vor Wind und Kälte an einer Häuserwand. Nach dem letzten Anstieg sind wir wirklich hoch. Ein gespenstiges Leuchten hinterm Horizont, die Restsonne ist es auf jeden Fall nicht. Foto zu schlecht, gruselig. Mienenarbeiten bei Nacht? Militärzwischen den Bergen? Egal, wir schaffen es bis hinter den Ort und finden auch eine anscheinend unbewohnte Wand. Denkste, Stimmen im Dunkel vernehmen wir nach dem Essen, egal, heute beweg ich mich nicht mehr.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Klasse! Die Sache mit der Kupplung und neue spanische Freunde und Pass(fast)Erklimmung an erster Stelle. Dann die Filmkulissen. Trotz fleissigen Guckens G.o.T. kann ich den Innenhof noch nicht klar identifizieren.
Jedenfalls wieder toll zu lesen gewesen, nur dieses mal 20min zu kurz. Kurz vor Neuss, nach Meerbusch ging mir der Lesestoff aus und kein Buch zur Hand, gnaaa. :-) Dafür hab ich jetzt für zuhause noch 4 Videos. ;-]
Schönen Abend/Nacht euch und bis bald aus der Ferne.
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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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dann leg ich schnell nach...


TAG 134 < Ait Hani >

Eine kleine Oase erstreckt sich neben uns, Landwirtschaft in den üblichen Erscheinungsformen. Was aber gegen 7Uhr auffällt sind die zahlreichen Schulkinder, die den Bus passieren, heutiges Gesprächsthema, ganz klar.

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Ich wollte sowieso so früh wie möglich weiter, Abfahrt und seit Ewigkeiten mal wieder die Gebläseheizung im Bus testen, wärmt noch.

Auch in unsere Richtung also nach Norden sind Kinder unterwegs, nur wohin...? der nächste Ort müsste Imilchil sein, vor Jahren noch nur per Piste zu erreichen. Heute höchstens noch problematisch, wenn reissendes Wasser mal wieder die Straße wegspühlt oder Steine vom Berg kommen. No Risk no Fun. Die Kids werden auf jeden Fall grad von nem Bus eingesammelt, zu Fuß wär das echt blöd.

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Es kommt nämlich ein gigantischer Anstieg und lässt uns den Berg da vorne hochschrauben. links oben zu erkennen der Pass mit einer Antenne. Erster Gang, halbe Stunde, mindestens...

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Auf jeden Fall irgendwann oben, zwischendurch sogar mal nen fast ebenes Stück zur Pinkelpause, in der Steigung anhalten ist nicht, wird sonst problematisch mit wieder in Gang kommen.

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Die Aussicht dann aber auf die geleistete Arbeit und mit hohem Spritverbrauch erkauften Erfolg mal wieder traumhaft. Schneegipfel auf selber Höhe, Reste des Weiß am Straßenrand. Ab jetzt anscheinend nur noch bergab. Agoudal erreichen wir als nächstes, ein Teilerfolg immerhin, wäre ja Ziel gewesen falls wir es durch die Dades Schlucht geschafft hätten und dann zurück nach Tingehir vor wenigen Tagen der Plan. Die kleine grüne Fläche hier im Ort ermöglicht auf jeden Fall Überleben.

So heißt es also weiter nördlich durch den Hohen Atlas. Imilchil erreichen wir kurz darauf. Durch Zufall heute Souk, gut was los wie üblich. Hier gibt es mal wieder alles und das ganze Spektakel ist für sich auch sehenswert. Ein marokkanischer Markt vor solcher Kulisse.

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Der Ort wie gesagt früher abgelegener, erwähnenswert nur noch die gigantische Moschee, durch ein kurzes Gespräch mit nem Einheimischen des Rätsels Lösung, der König war vor ein paar Jahren hier und entweder zur Vorbereitung oder danach wurde dieser Koloss gebaut. Ein schöner Vorplatz, der aber an allen Ecken und Enden den heimischen Pfusch mit Zerfall widerspiegelt.

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Weiter der Straße folgend erreichen wir den großen See Lac de Tislit, im Sommer sicherlich angenehm zur Abkühlung, es sieht aber frisch aus und zieht uns jetzt nicht unbedingt zu nem Stop hin. Der See soll ab und an mal seine Farbe wechseln, für mich viel interessanter der Vergleich zu europäischen Bergseen.

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Die Landschaft abwechslungsreich und nördlich des Sees auch wieder mit mehr Vegetation bestückt. Skurile Felsformationen, das Wetter spielt auch mit, herrliche Tour.

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Die letzten Kilometer war es dann doch die altbekannte Schotterpiste und der gehasste Staub zog mal wieder in jede Ritze, wir haben es aufgegeben zu putzen und leben damit. Patina am und im Bus.

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Wir haben also den Hohen Atlas hinter uns gelassen, der Blick über ein mittelgebirgsähnliches Tal. Beste Entscheidung doch diese Route genommen zu haben.

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Jedoch auch ohne weiteres nicht mit jedem LKW oder PlasteCamper zu meistern, manchmal Augen zu und durch.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Dieses Video lädt mal wieder zum Mitreisen ein, die tollste Schlucht des Landes im Zeitraffer und Schnelldurchlauf.

https://youtu.be/aTdb0Sx240Y" onclick="window.open(this.href);return false;

Wir fahren bis es dunkel wird, Internet funktioniert endlich, uns wurde was falsches verkauft, Experten sind das... Wir suchen also die Nähe einer Ortschaft um mit der Aussenwelt in Kontakt zu sein. Ein toller Blick über das Tal und die Häuser auf der anderen Seite. Genug Platz am Straßenrand, Zeit fürs Abendessen.

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Nach zwei Stunden als wir schon fast im Bett waren klopte es dann...mal wieder. Der Stadtrepräsentant macht sich Sorgen über unsere Sicherheit. Kommt extra den Weg mit dem Auto rausgefahren. Kennen das Spielchen ja schon. Ich erkläre ihm wie haben einen Hund und auf dem Anhänger ist alles fest, wir sind morgen früh weg. Ausserdem fühle ich mich heute nicht gut. Er trollt sich damit um ne halbe Stunde später mit nem Herrn in Uniform wiederzukommen. Naja, was solls. Packen, Umzug, wir sollen zur Tankstelle, dort hat man ein Auge auf uns. Zwar nicht ganz so abgelegen idyllisch und ruhig die Nacht aber Alternativen gab es nicht.

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Die Straße vor uns führt anscheinend wieder den Berg hinauf, eine Schneewarnung mit dahinterliegenden Schranken um die Straße zu sperren. Wir nehmen also den anderen Weg und finden unser Zwischenziel Khenifra an der Hauptroute N8. Eine mittelgroße Stadt mit sehenswertem TeppichSouk und Versteigerungen jedes Wochenende. Wir sitzen gemütlich etwas Zeit im Cafe ab, Strom ermöglicht BlogAktualisierung. Sonne satt, zum Glück ne Markise über uns. Der Platz bei der Versteigerung füllt sich. Arabisch muss man sprechen, ist hier nicht für Touris ausgelegt. Neuware und gebrauchte BerberTeppiche werden hier von Trägern durch die Gegend gebuckelt, bis jemand sich den genauer ansehen will. Danach geht es an die Verhandlung.

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Schon ein Spektakel und der Rest der Stadt zumindest für einen Rundgang vorzeigbar. Wir hatten heute Mittag in einem kleinen Ort das Vergnügen im Hammam auszuspannen. Die meisten sind von aussen nicht vorzeigbar, und innen keine Fotos möglich (GoPro reinschmuggeln wurde mir verboten) Dieses >bain< hier macht aber mal nen guten Eindruck über hygienische Geschlechtertrennung.

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Später Nachmittag Aufbruchszeit, endlich mal mit der Sonne im Rücken Meter machen. Ortsausgang ist ein Spektakel im Gange Exerzierübungen zu Pferd oder was auch immer, auf jeden Fall massig marokkanische Flaggen.

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Doch die N8 kommt nicht lange in Frage, wir biegen bald rechts ab und wollen Ain Leuh besuchen auf kürzestem Weg. Als "malerisches Berberdorf am Hang" wird es beschrieben, doch die Straße dahin mal wieder ein Abenteuer. Steil und hügelig, selten westliche Besucher, dementsprechend laufen uns alle Kinder entgegen und teilweise sogar zum Betteln vors Auto. Weiß nicht ob ich zu dem Thema schon was geschrieben habe, die Kinder sind fast überall durch "gönnerhafte Europäer" versaut und fragen ohne Begrüßung nach Dirham oder Bonbons... von uns gibts nix.

Es ist Wochenende und Teppiche Waschen steht wohl allen Ortes auf der Agenda. Ich weiß ja nicht wieviele Lagen sich in einer solchen Unterkunft verbergen, aber an Teppichen ist dieses Land reich. Der Platz hier zum trocknen ist aber blöd gewählt, ich muss mit Schwung über die staubige Brücke um auf der anderen Seite nicht am Berg zu verhungern.

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Auf jeden Fall finden wir unseren doch recht konfusen Weg nach Ain Leuh und durchqueren zum Erstaunen der Passanten einmal den ganzen Ort. Die Lage schon recht exponiert und steil aber nix aussergewöhnliches um länger zu bleiben. Das Wetter hier oben kühl und trübe, noch nen Aspekt weiter zu fahren. Die Zedernwälder um Azrou locken uns im Nord-osten.

Wir erreichen den großen geschäftigen Ort und passieren den Namensgebenden "Felsen" was Azrou auf Berber bedeutet. Eine Königskrone als Ausguck obenauf, kleiner Park drumherum. Ich kränkel etwas und will eigentlich nur noch nen ruhigen Schlafplatz finden. Südlich von Azrou sieht man die dichten grünen Wälder den Hang hinauf wachsen, da wird sich was finden. Ein kleiner Platz, man weiß hier nie ob der noch im Bau ist oder so muss, gewährt uns Nachtlager. Zwar nicht direkt in den Zedern aber von Natur umgeben. Eine Schafherde ist Nachbar.