Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

12
TAG 6:
Saarbrücken kehren wir heute den Rücken. Wir haben genug, die Kälte holt uns ein, die Gasflasche ist am Morgen leer. Zum Glück stehen wir nicht im Niemandsland und ich mach mich mit Atlas auf die Socken. Der Propanfritze und Schweißgaslieferant um die Ecke will unverschämte 12,-€ für ne 5kg Pulle, da lohnt sich der Weg zum Baumarkt. 7,75 nicht günstig aber annehmbar, mit Ballast also wieder zurück zum Bus, einheizen und Frühstück machen.

Bevor wir aber wirklich das Weite suchen und Deutschland für ne ganze Weile verlassen nochmal zum Sport und doch mal etwas einkaufen. Weihnachtskram und Mitbringsel für Christies nächsten Besuch in den Staaten. Ja richtig, ich schleppe nun Senf und Lebkuchen sowie Knödel mit mir rum um tausende Kilometer später in Spanien dann zur Weihnachtszeit als Gepäck in ein Flugzeug verfrachtet zu werden. Weihnachtsbesuch ist diesmal statt thanksgiving angesetzt und ich zu der Zeit dann in Begleitung der Begleiter. Man muss dazu sagen, dass Christie gerade zu Weihnachten bei mir sein wollte, aber ich Anti-Alles da sowieso keinen Bock drauf habe.

Wo wir schonmal auf die Begleiter anzusprechen kommen, die haben noch etwas Weg vor sich, waren gestern noch in Bautzen und Erfurt. Habens heute immerhin in einem Ruck zusamen bis Mainz geschafft aber nun wieder nen technisches Problem mit der Truma-Heizung. bei 3-9 Grad im LT keine schöne Sache und hier hoffentlich noch schnell zu beheben. Wir fahren dann also schonmal gemütlich mit unseren Etappen fort.

Gesattelt und bereit Aut die Autobahn nach Metz, ja es ist eh schon wieder dunkeln und ich erhoffe mir da nen schnellen Grenzübertritt zur Feierabendzeit. Denkste, der Stau durch beidseitige stichprobenartige Kontrollen zog sich auf der zweispurigen Bahn ne ganze Weile hin. Wurde dann auf eine Spur verjüngt und natürlich, wie sollte es anders sein, hat das Winkemännchen mit Finger auf uns zum Ausweichmanöver gebeten. Bon soir, je parle de francaise un peu...ah oui, vous voulez mes documents, un moment.... etc.

Bild


Mit der Lampe durch den Bus geleuchtet, Atlas zum Bellen gebracht und dann nach Einholung der Info, dass wir anch Spanien wollen, uns passieren lassen. Christie meinte, ich hätte mal den Bart auflassen sollen :) DAs hätte aber sicherlich zu weiterer Verzögerung geführt.

Die online Info vom ADAC über Maut besagt dass historisch im Elsass und in Lothringen also bis Metz und Nancy die A4 kostenlos zu befahren ist. Schilder an der nächsten Ausfahrt belegen gegenteiliges, meine Navi Einstellungen auch. Eine kurze Nachfrage bei Passanten ergab 4,-€ für den PKW, also wir mit Hänger sicherlich teurer, da kann ich die letzten 50km auch Überland fahren. bissel hügelig und dunkel, wurde aber eh vom Schneegestöber überdeckt. trotzdem interessant wie landestypisch schon wieder die Strassen verlaufen. Geschwindigkeitshuckel und Kreisverkehre war klar, im Gegensatz zu Italien aber wo die meisten Ortschaften auf dem Berg liegen bremst man hier gefühlt am Ende eines schönen Berges in die Stadt hinein um mit Schneckentempo dahinter wieder den Berg zu erklimmen. Energetisch für'n Ar$ch, die Verfolger freut es auch weniger... vive la france.

TAG 7:
Wir erreichten Metz am Abend, Dank der App park4night fanden wir den gratis WoMo Stellplatz sehr zentral am Wasser der Mosel unweit des Zentrums und der Universität. Zwar alles besetzt, aber die Lücken hätten für unser Gespann eh nicht gereicht. Die Bucht zum Wasser tanken und Abwasser aufnehmen ist sowieso ausser Betrieb, das Parkverbotsschild interessiert also nicht, Schlafplatz. Doch erstmal dick einpacken Glühwein in den Thermobecher und ab auf den Weihnachtsmarkt. Genau, hier gibt es auch einen und unsere Tour gleicht schon wieder der vor zwei Jahren, also wir quer durch die Republik den Schnellbauhütten und dem süßen Duft hinterherreisten. Dieser hier jedoch macht Spaß, hat Sinn und einen Plan.

Bild


Direkt an der gigiantischen Kathedrale steht ein noch größeres Riesenrad umsäumt von einigen Buden, das ist alles? Der Plan besagt die Bereiche sind verteilt und laden somit zu einem Spaziergang ein. Dank Wetter und Uhrzeit (schon gegen 21h) schließt alles und wir lassen uns einfach treiben. Die anderen Bereiche sind in traditionell und für Kinder unterteilt, interessant war auf jeden Fall der kulinarische Part, der sogar noch geöffnet hatte. Champagner und Austern... am Nachbarstand Schnecken und Wein, daneben sehen Stände mit exotischen Getränken und Leckereien wie gewöhnlich aus. Mein Schlemmermäulchen will hier Morgen nochmal zurück, logisch. Ich hab genug und mir ist kalt. Gute Nacht.

Bild

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

13
Am Morgen zog ich mit Atlas los um Wasser zu suchen. Gassi über den Uni-Campus. Wetter naja, zumindest nicht mehr ganz so feucht. Fündig wurde ich dann aber im nahegelegenen Krankenhaus. Dann mal Prinzessin wecken und sie Stadt erkunden.
Metz ist echt ne Reise oder zumindest nen Abstecher wert. Die Kathedrale von Innen ebenso. Hoch und kalt, düstere Stimmung, toll. ein Bild erklärt mehr:

Bild


Und zur besonderen Freude meiner Feinschmeckerin, der überdachte Markt mit allerlei Köstlichkeiten und Zutaten zu selbigen.

Bild


Der Stadtbummel bei erneut einsetzendem Nieselwetter beendet. Unser Schlafplatz stellte sich als wohl einziger kostenloser Parkplatz nahe Zentrum heraus, war eigentlich immer voll, die Camper im letzten Zipfel versteckt, normalerweise befindet sich hier auch die Einfahrt zum dahinter liegenden CP, natürlich geschlossen. Gegen frühen Nachmittag gaben wir dann auch unseren Platz frei und machten uns auf den Weg laut Kompass zum ersten Mal direkt nach Süden. Die Autobahn führt im Moseltal direkt nach Nancy, warum aber wenn die kleinen Ortschaften kostenlos zu befahren sind, schneller oder langsamer sind wir so auch nicht.

Unser Bus hatte hier ein nicht unbedeutendes Jubiläum abzufeiern, welches ich, wenn nicht genau verpasst, gerne beprostet hätte. 222.222 km hat der Alte nun auf der Uhr und damit eigentlich noch nicht so viel wie viele Altersgenossen. Da ich alleine aber schon die letzten Monate knapp 7000km ohne funktionierenden Tacho unterwegs war sagt das aber nix. Immerhin gehts ab jetzt wieder fein dokumentiert voran, jeden Morgen wird Logbuch geschrieben.

Man konnte ab und an mal Himmel sehen, dazu gemäßigtere Temperaturen, das wird noch... Und noch vor der Dämmerung erreichten wir Nancy, wollten nur nen kurzen Exkurs machen um es auf der Liste abhaken zu können. Einen Parkplatz unweit des sehr sehenswerten Place Stanislas gefunden und den Rest zu Fuß erkundet. Wow, eine Mischung aus Erstaunen und Ergriffenheit. Ein riesiger gepflasterter Platz mit hübschen Gebäuden gerahmt und einer Statue in der Mitte. An sich nix besonderes obwohl hübsch anzusehen, machte uns die Beleuchtung erst nachdenklich. Bleu blanc rouge an allen vier Seiten und das Denkmahl in der Mitte von tausenden Blumen und Kerzen eingerahmt. Die Franzosen stehen gemeinsam eine traurige Zeit durch, hoffentlich bleibt es dabei.

Bild


Bild


Randbemerkung, die letzten Meter nach Nancy führten über die Autobahn, an deren Ende das gleiche Spiel wie an der Grenze, Straßensperre und Stichkontrolle, diesmal ohne uns.

Den Rundgang beendeten wir mit der Kathedrale ein paar Querstraßen weiter. Auch hier wie üblich andachtsvoll und sehenswert, die nette Randnotiz aber: wir waren alleine und eine seehr alte Nonne machte sich auf den Weg durch die halbe Kirche um uns eine Broschüre über ihr Gotteshaus zu geben, echt nett. Dann wieder zurück auf ihren Stuhl und Freude ausstrahlen.

Diesen Abend wollten wir etwas abseits parken und ausschlafen. Die Route in den Süden brachte uns auf einer doch recht entlegenen Straße bei Tionsville einen hübschen Rastplatz mit tollem Mitbringsel ein. Mehr dazu aber im nächsten Bericht...

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

14
Tacho
Bild


TAG 8:
Der Morgen war ruhig und ungewohnt sonnig. Die Kälte fällt so gar nicht auf und der Vierbeiner fordert seine Wiese vor der Tür. Das Gemetzel von gestern Abend ist noch am Boden zu erkennen. Wir haben dank einer Säge einen Haufen Misteln von nem Baum am Rand geholt. Die Parasiten verkaufen sich hier anscheinend recht gut und selbst wenn nicht können wir sie uns vor den Bus hängen als einzigen Weihnachtsschmuck.

Bild


Es ist wirklcih eine gigantische Kugel und die hat sogar noch zwei drei Brüder für die wir Platz fanden. Vielleicht finden wir nen Abnehmer, dann ist für Nachschub schnell gesorgt.

Die Route Richtung Dijon gab einige Möglichkeiten vor, Vittel klang bei einer Option interessant. Hin da! Ein Thermalort, ähnlich unseren Kurbädern der durch die Abfüllung des teuren Mineralwassers aus dem Nestle-Konzern bekannter sein dürfte. Nix aussergewöhnliches, aber immerhin sinds einige hübsche Bilder geworden.

Bild


Am anderen Ende der Stadt dann eine gigantische Halle und davor massig LKW Verkehr. Dahinter sogar Bahngleise und etwas Zulieferindustrie ringsum. Interessant fand ich, dass wohl mit dem gleichen Wasser hier ebenso Autos gewaschen und Toiltten gespühlt werden..

Bild


Dass der Kurort wohl seine Blütezeit hinter sich hat sieht man an der doch recht eindrucksvollen Ruine hier, die wohl vor einigen Dekaden noch luxuriöses Etablissement war. Fette Hütte, fürs nötige Kleingeld.

Bild


Somit verließen wir dann die Stadt, tankten natürlich nochmal unsere Wasservorräte auf und fanden bei der Gelegenheit gleich wieder genügend essbares für die nächsten Tage. Leckereien wie diverse Quiche und Yoghurts. Interessant auch, dass ne ordinäre Pizza Magherita hier mit den tollsten Sachen belegt ein Gaumenschmaus ist, Franzosen und ihre Küche. Passender Tag zum übermäßigen Genuss, heute ist thanksgiving.

Bild


Eine kitschige Entdeckung am Rande ist der wohl kleinste Waschsalon der Republik. Auf dem Parkplatz eines InterMarche kann man zwischen den Einkäufen schnell waschen und trocknen, sicherlich auch mit Quellwasser aus Vitell.

Bild


Die nächsten Meter brachten uns wieder einen ordentlichen Anstieg. Immerhin die Ausläufer der Vogesen. Herrlicher ruhiger Wald, und damit hoffentlich auch das letzte Mal Schnee in greifbarer Nähe.

Bild


Der Scheidepunkt dieser Reise, bei dem wir nun offiziell unseren Zenith überschritten haben wurde dann mit folgendem Schild am Wegesrand markiert.

Bild


Ganz offiziell ist hier die Wasserscheide und teilt damit den Norden vom mediterranen. Alle Gewässer nördlich von hier wie Rhein usw. fließen z.B. in die Nordsee, die etwas südlich entspringenden wie die Rhone ins Mittelmeer. Theoretisch geht es damit für uns ab jetzt nur noch bergab. Aber erstmal nen Waldspaziergang, klare kalte Luft wie man ihn auch bei uns findet.

Bild


Der Wunschgedanke "bergab" verflog dann beim folgenden Aufstieg nach Langres, eine Stadt auf einem Hochplateau, die man hier schwer bis gar nicht umfahren kann. Wenn schonmal hier, könen wir auch nen Bummel machen. War ne gute Idee. Eine alte Wehrmauer umschließt das centre historique und ist ringsum begehbar.

Bild


Darin eingeschlossen kleine Gassen und Plätze, die Häuser alt und gepflegt. Wenig los hier, schön ruhig. Diderot der was mit der Enzyklopädie am Hut hatte war hier wohl bedeutend.

Bild


Für uns gibt es nur eine Richtung, also los! Dijon liegt als nächstes vor uns. Haben wir nun schon zweimal besucht, sollte nicht lange dauern. Christie hat nur zwei Wünsche, Weihnachtsmarkt und einen "DEN" Bäcker wiederfinden. Der erste Wunsch war dann auf dem Place de la republique schnell ausgeträumt, weil noch im Aufbau...

Bild


Der Zweite gab einen längeren Fußmarsch mit freudigem Erlebnis: Ein wirklich guter Konditor mit vielen Auszeichnungen und Pokalen geschmückt bietet eine der leckersten Kreationen aus Teig direkt neben der Kathedrale, sollte man mal vorbei. Und um durchs ganze Sortiment zu kommen müssen wir wohl noch einige Touren hier runter machen. Heute reicht noch nen Bummel durch die Altstadt und Senf als Andenken... was sonst.

Bild


Bild



Den Bus am Rand einer Seitenstraße abgeparkt, fanden wir auch recht schnell wieder, wurde ja direkt von pulsierendem blauen Licht beleuchtet. Upps. War wohl doch kein Parkplatz, aber meine freundliche Begrüßung auch der älteren Dame, die anscheinend nicht in ihre Garage kommt, bewirkte eine Geste der freundlichen Wiederaufnahme unserer Reise. Was so einige Brocken französisch ausmachen, wir wurden sogar beim ausparken eingewiesen.

Für heute genug Abenteuer, die müssen erstmal zu digitalem Papier gebracht werden also ab zur Bürgerbude. Dort verharrten wir dann auch mit Strom für die Technik und Espresso für den Geist bis zur Schließung und konnten parallel Route samt Höhenprofil bei falk.de checken, sowie Sehenswürdigkeiten und Camperplätze. Nur wenige Kilometer weiter ein CamperParkplatz abseits der Hauptstraße, mal wieder ein Reisetag rumgebracht.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

15
TAG 9:
Sonne weckte uns nahe der Bücherei von Rocher, der camperplatz hier. Ein Hausputz war mal fällig. Betten ausschütteln und Matratze lüften. Außerdem musste der letzte Tank angebrochen werden. Umtanken, heißt die letzen 55 Liter Treibstoff in den Tank pumpen. Damit hab ich grob überschlagen nen Haufen mehr Diesel benötigt als eingeplant und wir liegen bei nem Verbrauch von knapp 20Litern auf 100km. Das kann kaum sein und wird über die Strecke in Beobachtung bleiben, andererseits gab es schon einige Berge und Anstiege bei Vollgas im Dritten und gut Zunder auch im zweiten. Ausserdem ist unser Leistungsgewicht zwar besser als die 1/100 der letzten Tour, aber unsere 72PS haben nun sicherlich auch mit nur knapp unter 5Tonnen zu tun. Egal, weiter gen Süden ab Mittag, zuvor entstand dieses hübsche Foto beim Morgenspaziergang.

Bild


Bild


Wofür das verrostete Teil ähnlich einer Schubkarre nützlich ist stellte sich später herraus. Wir gondeln durch Burgund und haben Weinstöcke neben uns so weit das Auge reicht. südlich von Dijon gibt es quasi nix anderes zu sehen. Es ist Weinstockstutzen allenortes angesagt und die abgezwickten Reste kommen nicht in den Müll, sondern wandern als Mineraliendünger in Form von Asche auf die Reben zurück. Dafür werden sie schlichtweg in den schmalen fahrbaren Feuertonnen verbrannt welche durch die Weinstöcke passen und der Dünger rieselt unten gleich wieder raus. Da frisch und feucht qualmt es gewaltig und man erkennt sofort wo dies im Gange ist.

Bild


Dampf kam auch aus den feuchten aufgewühlten Feldern, die wohl ein paar Tage keine Sonne mehr gesehen haben, der Himmel dazu mit einem leichten Schleier.

Bild


Ein Schauspiel und der Sonne entgegen kamen wir, auf einer idyllischen Route ohne viele Steigungen, zügig vorran. Beaune, Chalon sur Saone, Macon und Villefranche sur Saone haben wir eher schnell passiert und links liegen gelassen um Strecke zu machen. An der Rhone gibt es auch Vulkane zu bestaunen, die hoffentlich nie ausbrechen.

Bild


Selbst Lyon, auch schon auf jeder der beiden vorherigen Routen mit erwischt kennen wir und fuhren einfach durch. Wie üblich sind hier Autobahnen in Ballungszentren mautfrei und so kommt man unkompliziert vorwärts... wenn man nicht grad im Feierabendstau steht. Auch das war aber irgendwann vorbei und die Route frei um die letzten Kilometer der heutigen 220er Etappe abzuschließen. Wir haben uns mit unseren Begleitern, bei Vienne verabredet. Bis dahin auch mal ne schöne Allee

Bild


Ja, da war doch was, ab und an wollen wir ja im Konvoi auftreten. Fehlendes Internet macht die Verständigung schwierig und zeitverzögert. Die Route der anderen >Zugvögel< ging parallel über Besancon um die Vogesen herum, was wir auf der Rückfahrt dieses Frühjahr auch so abhielten. Irgendwie schafften wir es dann auch uns zeitgleich im selben Ort Pont Eveque etwas oberhalb von Vienne aufzuhalten und trotzdem zu verpassen. Egal, der Weg ist noch lang und zumindest sind alle Gefährte und Piloten Wohlauf.

Unser Nachtlager gedacht strategisch günstig (so kann man uns nicht übersehen) auf der einzigen Straße aus dem Ort Richtung Süden. Ein ordinärer aber großzügig dimensionierter Parkplatz bot uns eine ruhige Nacht und einen vernebelten Morgen.

Bild

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

16
TAG 10:
Der Kilometerzähler der letzten Tage im Durchschnitt bei knapp 150 am Tag. Bis Barcelona keine 600km mehr. Heute wird das verpasste RendezVous nachgeholt, die beiden Busse sind irgendwie doch schon unterwegs und uns nun vorraus. Wir starten mal wieder erst Mittag, als sich Sonne durch die Schwaden am Himmel kämpft. N7 zu großen Teilen auf dem Plan geht es vorbei an Valence, nur aus dem Augenwinkel kurz betrachtet. Bei Montelimar nahmen wir gleich die Umgehungsstraße, bevor Christie noch auf den Gedanken kommt wieder Nougat einzukaufen. Die Gegend ist gut im Gedächtnis und auch die Anziehungspunkte bleiben die Gleichen. So haben wir einige Container entdeckt, denen schonmal gutes abgerungen wurde. So auch heute wieder der Fall und die Futterlager sind mehr als gut gefüllt.
Der McDonalds bei Pierrelatte war dann am Nachmittag das angepeilte Ziel. Tada, alle Zugvögel nun endlich vereint und passen sogar auf ein Bild. Sonne schon tief im Rücken gibt's nur ne Heckansicht.

Bild


Doch nach nem Tee in der Runde wurde geplant sich Morgen an der Küste erneut zu treffen. Detailliert war es >Le grau du roi<, auf Empfehlung eines busfreaks und dort mit google maps ein vermeintlicher Weg zum Wasser. Wir hatten vor noch etwas zu bleiben und nach nem Schwimmbad auf dem Weg zu suchen, ne Dusche wäre toll. Doch es ist schon wieder Samstag und alles geschlossen. Nimes als größte Stdt auf der verbleibenden Strecke auch fast 90km entfernt. Orange mit interessantem Amfitheater (waren wir schon) aber nicht auf der direkten Route zur petite carmague. Dazwischen eher nix los, also mit der Ungeduld im Rücken bald das Wasser sehen zu können beschlossen wir die letzten 120km auch noch abzureissen. Kaffee und weiter. Ohne Pause dem Mittelmeer entgegen. Aufgeregt wie ein Kind vor Weihnachten hätte ich fast die Tankanzeige übersehen. Der letzte Schluck machts zwar noch aber ein vielleicht ist nicht genug und danach muss eh neuer Treibstoff her. Also hat unser Vorrat zumindest bis ans Mittelmeer wenn schon nicht wie gehofft bis Spanien gereicht.

Die Aktion Tanken natürlich kostengünstig an einem Hyper oder Interwas auch immer eine Geschichte für sich. Automaten, kein Personal. Keine Karte, ich wollte mit Bargeld zahlen. Dafür konnte man den von der EZB bedruckten Zettel gegen einen mit Strichcode und Zahlen bedruckten Zettel der Betreibergesellschaft tauschen, auch noch einfach. Ich verstand auch alle Erklärung darauf, gab den Code ein und wartete..nur ließ sich die Pumpe nicht zum Betrieb überreden. Auch der Nachbar und seine beiden jugendlichen Kids probierten es einige Male und wollten schon Hilfe rufen. Raute 1 4 0 0 und V für Bestätigung. Im kollektiven Knobeln entdeckten wir noch andere Zahlen und mussten vor dem Code noch eine ID-Nummer eingeben. nach einigen weiteren Tastenbestätigungen gab es dann endlich frischen Lebenssaft für den DüDo. Und die Helfer wollten diesen Augenblick mit dem langbärtigen mit dem komischen Akzent auf einem Foto festhalten.

Das letzte Stück Weg gab eine weitere Annekdote zu berichten, diesmal ein nettes und erst scheues älteres Ehepärchen, welches mit mir zusammen einen Container hinterm Supermarkt plünderte. Säckeweise Brot haben sie für ihre Pferde mitgenommen, ich dagegen von Spinat über Sellerie zu Sojasprossen. In Summe kamen zwei Kisten zusammen und drei Sträuße Blumen obendrauf, mal schauen wof+r die noch gut sind, Christie freut es sicherlich. Immer wieder unglaublich, was es so zu holen gibt, locker 50Blumensträuße von bunt bis Rosen auf einem Haufen, schade so zu sehen. Hier die Beute, das ganze Grünzeug in der Kiste unten rechts.

Bild


Kurz vor Mitternacht hatten wir dann endlich unseren Schlafplatz gefunden. Der Campingplatz L' Espiguette war wie vermutet zu und der Parkplatz zum Strand mit einer 2m Hürde versperrt. Blieb uns nur der Rand direkt davor, das Meer hört man rauschen, steht dafür aber auch windgeschützt. Aufgabenverteilung klar, ich check im abnehmenden Vollmond die Umgebung und Christie zaubert ne Suppe, obwohl das ordinäre Wort nicht annähernd das wiedergibt, was aus Bohnen, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und massig Gewürzen gezaubert wurde. Als i-Tüpfelchen gab es eine Packung Sanglier, was Wildschwein bedeutet, scharf angebraten und in der Suppe durchgekocht dazu. Paradies mit dem Wissen endlich wieder zuhause zu sein.

Das Mittelmeer direkt besuchen bedarf hier eines weiten Fußmarsches. Eigentlich hält uns/mich nur eine Kette um die Schranke ab den Weg zu minimieren. Und natürlich die Blicke meiner Frau, als wenn eine Mutter ihrem Kind das nervende Spielzeug wegnehmen will. Nein, das darfst du nicht. Also Gassi. Atlas freut sich wie wild. Zum Wasser vorrennen ist schon immer sein Ding, hier findet er es aber nicht. Die westlichste Ecke der Carmague hat auch locker nen Kilometer Küstenstreifen. Doch irgendwann war es dann soweit und es ging ohne nasse Füße nicht weiter Richtung Afrika. Ein Grinsen, fast schon sentimental stand ich da hell vom Mond beleuchtet und sonst nix. Wir haben die letzten 6Monate ohne Mittelmeer verbringen müssen, eine Qual.

TAG 11:
Heute Nacht blieb die Heizung mal aus, nicht angenehm aber ertragbar und dank sternenklarem Himmel war uns die Sonne am Morgen gewiß. 10Uhr aus dem Bett, naja, immerhin ist's Sonntag. Der Parkplatz hinter uns wurde ab und an schon besucht. Heute ist Ausruhen angesagt, muss im ganzen Urlaubsreisestress auch mal sein.

Bild


Zum Morgen hat der Wind aufgefrischt. Ein Schauspiel wie der Wind die Körnchen dahinfegt. Vor allem auf so weitem Raum.

Bild


Ich könnte schwören so ein zwei Dünen hab ich gestern Abend noch nicht bemerkt...

Bild


15Uhr saßen wir dann doch abfahrbereit und wollten die dringend benötigte Dusche suchen. Der CP immernoch geschlossen, anscheinend bis März. Ringsum ne Menge Ranches, klingt idyllisch, sieht aber mit den Werbetafeln davor echt nach mieser Tourimasche auf Kosten der Vierbeiner aus. Am Strand der Carmargue in den Sonnenuntergang Reiten. Sogar nen McD gibts im Ort. Le Grau du Roi hat massig Camper und Blockhütten zu bieten, die neuen Einfamilienhäuser hinter dem Yachthafen sehen auch ziemlich steril aus. Feriengegend. Laut Internetansicht von oben ist der Hafen gigantisch, entweder ringsum aufgeschüttet oder ein riesiges Areal ausgehoben. Schaut mal drüber.

Bild


Der Hafen war also auch erstmal unser Ziel, aus Erfahrung gibt's da Duschen und auch im Winter ist was los, zugefroren geht hier ja nicht. Parkplätze kann man vergessen, alles über 1,90m sollte draussen bleiben, oder keine Skrupel haben auf der Bushaltestelle zu stehen. Mein erster Check in der capitanerie ergab eine nette Dame, die gewillt war uns die Duschen auch ohne Mitgliedskarte im Yachtclub zu öffnen. Jetzt weiß ich auch wofür die Blumen gut sind und schon waren wir wieder sauber und glücklich.
Zeit für noch einige Meter am Tage, die Sonne bringt in den letzten Zügen den Himmel zum glühen. So nen richtigen Sonnenuntergang kann man eigentlich doch nur über Wasser beobachten. Die Strecke hier an Montpellier vorbei am Wasser war schön und geschmeidig, am Abfahrtsort in den Salinen sogar noch von den üblichen Flamingos flankiert, die wohl noch nicht, wenn überhaupt, ihren Weg über den Teich antreten.

Bild

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

17
Gestapelte Boote und gefühlte Zehntausende von Wohnwagen auf engstem Raum findet man hier westlich der Carmague an jeder Ecke. Dazu noch einige Massenplätze für Mobilheime der nicht ganz so mobilen Form, eher ne Hütte auf zwei Rädern. Das macht mir mit dem Eindruck von Orten wie Le Grau du Roi Sorgen, wie es hier zur Hochsaison aussieht.

Bild


Bei den Wohnwagenplätzen hat man eher die Vermutung zu Schrottplätzen oder Verwertungsstellen geraten zu sein, so alt sind die Exponate. Vielleicht hat jemand dazu ne Idee?

Wir zogen durch die Region und wollten am nächsten Stück Strand eine weitere Nacht verbringen, der heutige Sonntag ist auch schon wieder am Verklingen. Sete ist als bedeutender Hafen ausgewiesen, westlich davon eine Schnellstraße durch eine Lagune vom Festland getrennt. Doch diese kann man nicht verlassen, nichtmal anhalten ist möglich, da sogar ne Bordsteinkante die Mittellinie ziert und der Verkehr Richtung Montpellier nicht unbedeutend ist. Als wirklich allereinzige Option ist auf der Hälfte nach Fortignan ein Kreisverkehr, mit Abfahrt zu einem Parkplatz. Auf selbigen sind wir vor zwei Jahren mit dem LT schon aus Westen kommend gestoßen. Die Parksituation schwierig, erklärt sich am Morgen besser. Für heute reichts, Toben am Strand und Warten auf das Abendessen.

Wichtiges Thema, Christie ist da ziemlich motiviert und lebt ihr Hobby gerne aus, schreibt über unsere Reise sogar einen Foodblog. Aus den ganzen Funden wird auch immer was interessantes gezaubert. Heute gab es Toskanische Spinatsuppe, hauptsächlich Bohnen, Tomaten, Spinat garniert mit Käse, ww Brot dazu. Ein Traum.

Bild


Und die Schlemmerei zieht sich eigentlich den ganzen Tag durch. Am Morgen wenn mal nicht viel Obst für einen meiner legendären Salate oder Shakes da ist gibt es auch öfter Pancakes. Also die amerikanische Variante von Pfannkuchen garniert mit allem möglichen.

Bild


TAG 11:
Was will man mehr, Frühstücken am Mittelmeer fast ohne weitere Gäste am Strand. bissel zugig noch, aber schon angenehm.

Bild


Der Platz wie gesagt etwas beengt. >3 digues< heißt er und bietet bis Oktober auch Wohnmobilen gegen Gebühr Unterschlupf. Doch wie gewohnt verbarrikadiert und mit großen Steinen auch die Zufahrt gesperrt. Noch nicht genug, wurde wohl im letzten Jahr eine massiv verschweißte Höhenbarriere installiert. Diese fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Immerhin fanden vier weitere Camper den Platz zwischen Kreisel und Einfahrt ausreichend zum nächtigen.

Bild


Von der Unruhe und dem Drang gepackt weiter zu kommen (Der Weg ist das Ziel) machten wir uns auf nach Bezier. Ein alter Friedhof ist hübsch, aber kein Vergleich zu anderen in Frankreich schon gesehenen. Die Route durch das Zentrum vorbei an der Kathedrale über die alte Brücke...STOP. 2Tonnen, mehr nicht? Kein Wunder, das Teil ist eine Antiquität und immerhin überhaupt für Verkehr offen.

Bild


So mit betreten wir auch zum ersten Mal auf dieser Tour Neuland und werden etwas ausführlicher die Augen offen halten. Am Ortsausgang dann meine erste Sichtung eines französischen <duedots>, naja, ähnliche Exemplare gibts auch in Kreuzberg.

Bild


Weiter die Landstraße nach Narbonne. Ebenso bedeutend in der Region und eigentlich eine Kleinstadt mti Charme. Die Kathedrale hier eine nicht vollendete aussergewöhnliche Erscheinung. Angeschlossen ein "cloistre" mit gigantischer Yucca-Palme im Kreuzgang.

Bild


Bild


Das Rathaus mit Weihnachtsschleife in der übersichtlichen Altstadt

Bild


Eine Brücke mit Flair von Erfurt und Florenz beherbergt die Stadt obendrein. Mit Häusern bebaut und der Weg übers Wasser gesäumt von Geschäften. Für den kurzen Stop haben wir das Wichtigste gesehen.

Bild


Das Kurioseste war in der Kirche das schon aufgebaute Krippenspiel bei dem eine noch leere Wiege beweint und bewundert wurde, ist wohl überall so bis zum 4.Advent hab ich mir sagen lassen. Wirkt aber komisch bis lustig, vor allem wenn man das Ganze in der Glotze betrachten muss.

Bild


Wir faden noch ein Stück weiter und wollten vor Dunkelheit die heutigen Errungenschaften vernaschen. Es war wieder mal reiche Beute und von Lachs bis Mozzarella vieles dabei, Besonderheit, zwei hochwertige Entenkeulen, die sofort ihre Bestimmung auf dem Grill finden sollten. Das Panorama dazu naja, seht selbst, die Pyrenäen vor dem ruhigen Lagunenausläufer bei Leucate. Sonnenuntergang und bis dahin auch T-Shirt Wetter, nur dass e dann auch schnell abkühlt, aber was wollen wir meckern.

Bild


Doch der Abend wird gegen 18Uhr dunkel meist noch lange nicht beendet. Viel fahren mag ich nicht mehr, man könnte ja was verpassen. Also mal nen Besuch im HyperCasino. Das Angebot gerade an Wein überwältigend.

Bild


So kam es auch, dass wir in Gesellschaft von 5-6 weiteren meist französichen Reisemobilen in der hinteren Ecke des gigantischen Parkplatzes übernachten. Heimkino war heute angesagt und die letzten Maronen aus dem saarländischen Wald kamen als Snack ganz gelegen.

Bild

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

19
Super geschriebene Berichte, die Auswahl und vorallem Herangehensweise an die Stationen finde ich sehr cool! Auch die Freiheit, über den Winter einfach mal ein anderes Leben zu starten bewundere ich, auch wenn ich den kalten Winter teilweise sogar mehr mag als den Sommer :top:

Schön zu sehen finde ich auch eure Bemühungen zur Lebensmittelrettung, Frankreich ist da ja etwas fortschrittlicher als Deutschland. Wenn man die ganzen leckeren Gerichte sieht dann wäre auch ein Link zum erwähnten Foodblog cool :-)

Gruß, der siebzehn

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

20
Der foodblog der auch unsere Reise thematisiert (in englisch) braucht noch nen bissel bis vorzeigbar. Ich melde mich:

TAG 12:
So richtig angenehm sind die Temperaturen erst ab 10Uhr, vorher passiert bei uns selten was. Wenige Kilometer weiter haben wir ein erneutes Rendez-vous mit den Zugvögeln und warten hierzu bei Internet und Strom mit oder für einen Kaffee im Gegenzug. Die Route besprochen wird Perpignan ausgesetzt und die Infos über Katalonien machen Vorfreude.

Wir nehmen die augenscheinlich flachste Route am Wasser entlang durch die letzten Ausläufer der Pyrenäen. Ein Hirngespinst doch schnell Andorra nen Besuch abzustatten wurde mit 2400Höhenmetern und Schneekettenpflicht sowie geringem Wow-Faktor und Wettervorhersage schnell ad acta geschoben. Der Tag heute wie auch gestern in der Sonne war schon fast unangenehm, auf jeden Fall ungewohnt warm. T-Shirt und barfuss ein Traum, aber mit der Sonne im Seitenfenster bei der Fahrt ... naja irgendwas ist ja immer.

Ab Canet en Rossillen ging es die Nebenroute immer abwechselnd hoch und runter. ordentliche Steigungen hieß wenig Tempo, man konnte ne Menge sehen. Das war gut so und schön. Erinnert an Sardinien und Teile der Amalfi-Küste, hier nur nicht so hübsch bebaut.

Bild


Spanien nicht mehr weit, nochmal Fotos am Straßenrand. Und dann mit Cerbere der letzte französische Ort hinter uns. Eigentlich eine Schande die letzte Nacht in Frankreich auf nem Supermarktparkplatz verbracht zu haben. Aber wir haben ja alles selber in der Hand, also genau hier bleiben wir STOP. Ungewohnt mal nicht bis in die Dunkelheit zu fahren war unsere Tagesetappe auch keine 40km weit. Wir haben am Cap Cerbere einen schönen Parkplatz direkt neben dem Leuchtturm und gehen erstmal wandern. Hinterm nächsten Hügel schon sind wir im Nachbarland. Warum also nichtmal zu Fuß den ersten "Schritt" wagen. Der Aufstieg stellt sich doch als Kletterpartie heraus, den Sommer über im Flachland hat die Kondition nachgelassen. Ein schnöder Grenzstein und die untergehende Sonne zeigt uns das Terrain einer weiteren großen Kultur auf unseren Reisen. Das erste Mal Spanien nicht mit dem Flugzeug oder Boot bereist. Ein Abenteuer wird folgen. Wir freuen uns.

Bild



TAG 13:

Bild


Die Nacht war sternenklar und mild die Straße hier stundenland ohne Verkehr, keine weitere Beleuchtung ausser der pulsierende Schein vom Leuchtturm, blieb also nur der tief stehende Mond der sich auf der Wasseroberfläche spiegelt. Unnötig zu erwähnen, dass viel mehr Sterne zu entdecken waren. Wir haben mal nicht ganz so lange geschlafen, denn dank einer sehr ausführlichen Karte (eine App mit Offlinefunktion und Routenplanung - maps.me sehr zu empfehlen) hat Christie eine weitere Idee gebracht. sie trägt hier verfolgbar unsere Route ein und hat beim letzten Fähnchen mehrere Höhleneingänge entdeckt. Na super, geht das schon wieder los, der Plan nochmal zu wandern war geboren.

Erneut den Hügel hinauf zum Grenzstein und ehemaligem Spähhäuschen, dahinter den Abhang hinunter sollen zwei Eingänge sein. Wir krabbelten ohne jeglichen Weg die immer steiler werdende Felswand hinunter, über Gestrüpp und Kakteen deren Früchte übrigens intensiv und säuerlich schmecken, aber zu viele Kerne haben. Weit sind wir gekommen, doch ne Höhle gab es nicht zu entdecken, muss wohl auf Meereshöhe sein. Also noch nen bissel in die andere Richtung marschiert und dann zurück, wollen ja weiter.

Bild


Der Friedhof direkt nebenan brachte das erste mal ungechlortes Wasser aus der Leitung, bekömmlich, lecker, also Kanister füllen und nach dem üblichen Morgenritual im Bus los. Nach weniger Kurven dann auch mit dem Gespann offiziell in Spanien. Das ging fast schon zu schnell also Straßenrand und zu Fuß zur Dokumentation zurück.

Bild


Der Übergang mit Wechselstube wohl schon einige Jahre ausser Betrieb, die Markierungen auf der Straße aber immernoch reinweiß, sodass der folgende Camper verwundert vor dem STOP stehen blieb. Fotogen ist anders, das Frankreich Schild macht da mehr her, Hintergrund nebensächlich.

Bild


Wir passierten auf der anderen Seite das einfallslose Schild Espagna und rollten hinab ins Tal nach Portbou. Eigentlich exakt ne Kopie vom Ort Cerbere zuvor, riesiger Bahnhof, Yachthafen und an die Felsen geschmiegte Wohnhäuser im gleichen Stil. Was haben wir denn erwartet? Paella-Parties auf den Straßen und der Nachbarort muss abwaschen? Der hieß übrigens Colera und war dann auch schon wieder hinter uns. Es geht langsam aber stetig vorran. die Küste hier schon erwähnt eine ideale Motorradstrecke. Auf der spanischen Seite helfen zwei Tunnel weiter zu kommen. dann verlassen wir das Meer für einen Abstecher nach Westen. Figueres auf dem Plan, Heimatstadt von Salvador Dali. Ein ihm gewidmetes Museum direkt im Zentrum durch schmale Gassen zu erreichen ist allein von aussen ein Hingucker. Feuerrot mit Eiern auf dem Dach, seht selbst.

Bild


Doch ich glaube historisch ist etwas anderes Grund warum man hier mal hergeschaut haben sollte. Die Festung, welche als zweitgrößte Europas gilt und etwas über der Stadt thront. (Ich weiß zwar nicht was und wo die größte ist aber immerhin) Fast 17Uhr und der Sonnenuntergang hinter einem Berg der Pyrenäen war hübsch zu betrachten. Wir wollten wie so einige Fußgänger oder Jogger das imposante Ding umrunden. Und wie erwartet zog es sich ne ganze Weile im ZickZack einen Trampelpfad um die Aussenmauer. Einige hübsche Ecken, doch in der Summe eher ein gigantisches und zweckdienliches Meisterwerk.

Bild


Wir erreichten unseren Bus bei einsetzender Dunkelheit ne halbe Stunde später, Jogging ist hier wirklich die bessere Alternative. Im Inneren waren wir nicht, Winteröffnungszeiten reduziert und ein riesiges Filmset im Festungsgraben ließen keine Besuche zu. Figueres abgehakt weiter nach Westen.

In meinen Recherchen bin ich auf einen Ort gestoßen, der wie Kreuzberg für Berlin, Kalk für Köln oder der Kiez für Hamburg sein soll. Das typischste der Region komprimiert auf einen Ort. Den Super-Katalonien-Ort sozusagen. Wir sind gespannt und fahren nach Besalu, keine 25km weiter westlich den Bergen entgegen. Mit einigen unruhigen Verfolgern die hügelige Landstraße mit Überholverbot zum Feierabend, obwohl hier gibt's doch die Siesta bis 17Uhr...

Wir stehen heute Nacht auf dem einzigen Parkplatz vorm Eingang zum Zentrum, zur Altstadt oder überhaupt zur Stadt, was die Karte so zeigt. Die letzten Meter ein hell erleuchtetes riesiges Gebilde, nach dem Essen gehen wir uns das mal genauer ansehen. Ich mag es abends und tagsüber die zwei Gesichter einer Stadt zu entdecken, wir bleiben heute hier.